# taz.de -- herzensort: Dunkellilaund süß
       
       Der Berliner Himmel ist an diesem Sonntag wolkenlos und der Görlitzer Park
       voller Menschen. Spaziergänger und Faulenzer blinzeln in die Sonne, Kinder
       fahren mit Tretrollern durch Menschengruppen, auf der Wiese sammeln sich
       Familien um mitgebrachte Grills. Ein paar Schritte weiter hat vor Kurzem
       ein Calisthenics-Park eröffnet, an den neuen Geräten trainieren junge
       Männer. Dazwischen steht eine dunkelgrüne Holzbank, über die sich ein
       Maulbeerbaum biegt.
       
       Die Erntezeit im Juni dauert mehrere Wochen, denn Maulbeeren reifen nach
       und nach. An den unteren Zweigen sind sie jetzt noch hart und schmecken
       etwas fade, aber von der Lehne der Holzbank erreiche ich die Baumkrone, wo
       die Früchte viel Sonne sammeln konnten. Wenn sie reif sind, färben sie sich
       dunkellila und sehen so ähnlich aus wie Brombeeren, aber schmecken viel
       süßer. Der Saft färbt beim Pflücken meine Fingernägel dunkel.
       
       Zum Transportieren sind Maulbeeren zu empfindlich, nach dem Ernten esse ich
       sie sofort. Der Grillgeruch in der Nase bricht die Süße, so schmecken sie
       am besten. Luisa Faust
       
       29 Jun 2024
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Luisa Faust
       
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