# taz.de -- Frankreich-Wahl im Deutschland: Exil-Franzosen ticken anders
       
       > Die Kandidatin des linken Nouveau Front Populaire bekommt in Berlin im
       > ersten Wahlgang über 50 Prozent. Aber reicht das für die Stichwahl am
       > Sonntag?
       
 (IMG) Bild: „Frankreich nicht den Faschisten überlassen“: Demonstration von Linken am ersten Wahlabend in Paris
       
       BERLIN taz | Vor der zweiten und entscheidenden Runde bei den französischen
       Parlamentswahlen am nächsten Sonntag ist klar: Die Berliner Franzosen
       werden keinen Rechtsextremen vom Rassemblement National (RN) als Vertreter
       nach Paris entsenden. Das Rennen um den [1][7. Wahlkreis der
       Auslandsfranzosen] – der allerdings nicht nur Berlin, sondern ganz
       Deutschland, Österreich und die Länder Zentraleuropas umfasst – wird in der
       Stichwahl zwischen dem linken Bündnis Nouveau Front Populaire (NFP) und den
       „Liberalen“ entschieden.
       
       NFP-Kandidatin Asma Rharmaoui-Claquin von der Sozialistischen Partei La
       France insoumise holte im ersten Wahlkampf in Berlin 54 Prozent, im ganzen
       Wahlkreis 32 Prozent. Frédéric Petit, Abgeordneter für das Ensemble-Bündnis
       des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, kam auf 37 Prozent. Den RN
       wählten in Berlin 3,6, im ganzen Wahlkreis 7,7 Prozent – die rechtsextreme
       Kandidatin kann damit nicht an der Stichwahl am Sonntag teilnehmen.
       
       Damit wählen die Auslandsfranzosen deutlich anders als die
       Inlandsfranzosen. [2][In Frankreich bekam der RN am Sonntag] 33 Prozent,
       gefolgt vom Linksbündnis (28). 38 Abgeordnete des RN sind direkt gewählt,
       weil sie die absolute Mehrheit hatten.
       
       Die Wahlkämpfer von Rharmaoui-Claquin hängen sich nun für die Aufholjagd
       richtig rein. „Es ist ziemlich knapp, noch ist alles möglich“, sagt Anthony
       Perinucci Poinsard, Architekt aus Kreuzberg. Für den heutigen Mittwoch lädt
       das Bündnis zu einem [3][„Pique-nique populaire“ in den Park am
       Gleisdreieck] (19 Uhr) – allerdings ohne Rharmaoui-Claquin. Die 27-Jährige
       ist zur gleichen Zeit in Köln bei einem Wahlkampfauftritt, am Dienstag
       wurde sie abends in Frankfurt am Main erwartet. Vor einer Woche waren etwa
       100 Menschen zu einer Veranstaltung mit ihr zum Oranienplatz in Kreuzberg
       gekommen. Die Französin mit marokkanischen Wurzeln lebt seit zehn Jahren in
       Berlin und war schon bei der letzten Wahl 2022 angetreten, unterlag damals
       aber dem Liberalen Petit.
       
       ## Die „Gefahr von extrem rechts“
       
       Im ganzen Wahlkreis 7 sind rund 130.000 Auslandsfranzosen aufgerufen, ihre
       Stimme abzugeben. In Berlin haben sich 21.000 für die Wahl registrieren
       lassen, davon haben 12.000 vorigen Sonntag ihre Stimme abgegeben, Wahlort
       für sie ist das Französische Gymnasium, das Lycée Français, in Schöneberg.
       Eine Wahlbeteiligung von rund 56 Prozent mag in deutschen Ohren nicht hoch
       klingen, „aber das ist doppelt so viel wie beim letzten Mal“, sagt
       Poinsard.
       
       Die „große Gefahr von extrem rechts“ – dass also der RN als haushoher
       Sieger der Wahl hervorgehen könnte – hat seiner Ansicht nach für eine hohe
       Mobilisierung bei den Auslands-Franzosen gesorgt. „Es haben sich in den
       vergangenen Wochen auch sehr viele gemeldet, um bei der Wahl mitzuhelfen“,
       berichtet er.
       
       In ihrer Social-Media-Kampagne bemüht sich Rharmaoui-Claquin gezielt um
       [4][binationale Franzosen] in Deutschland. So verspricht sie im Falle eines
       Wahlsiegs, die Rechte von Franzosen mit doppelter Staatsbürgerschaft und
       ihren Familien zu verteidigen – etwa die zweisprachige
       Behördenkommunikation oder Stipendien zum Erlernen der französischen
       Sprache.
       
       Das sei ein „großes Thema“, erklärt Poinsard, denn der RN habe erklärt, die
       „Bi-Nationalität“, also die Möglichkeit, neben der französischen eine
       weitere Staatsbürgerschaft zu haben, abschaffen zu wollen. Auch befürchtet
       Poinsard im Falle eines Wahlsiegs der Rechtsextremen, dass es künftig
       weniger Geld gibt für französische Auslandseinrichtungen wie Konsulate oder
       das [5][Institut français].
       
       2 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.diplomatie.gouv.fr/IMG/pdf/totaux_circo_7_t1_vpi_cle4b63f4.pdf
 (DIR) [2] /Parlamentswahl-in-Frankreich/!6017908
 (DIR) [3] https://x.com/ClaquinAsma/status/1808082302859145406
 (DIR) [4] https://x.com/Generation_sAll/status/1808010162524803313
 (DIR) [5] https://www.institutfrancais.de/de#/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Memarnia
       
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