# taz.de -- Franziska Giffey wirbt für Ausbildung: Förderprogramm fürs Handwerk
       
       > Der schwarz-rote Senat will erfolgreiche Meisterprüfungen mit einem Bonus
       > belohnen. Auch die Rahmenbedingungen sollen sich verbessern.
       
 (IMG) Bild: Ohne ausreichend Handwerker kommen Solarpanele nicht schnell genug aufs Dach, warnt Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD)
       
       BERLIN taz | Von einer gewissen Überheblichkeit spricht Franziska Giffey
       (SPD), die Wirtschaftssenatorin, am Dienstagmittag vor Journalisten. Es
       geht um Handwerksberufe und darum, dass andere, vor allem akademische
       Berufswege als höherwertig gelten würden, ja, dass es sogar vorkomme, dass
       Lehrer von einer handwerklichen Ausbildung davon abraten würden. „Das darf
       nicht sein!“, sagt Giffey. Denn ohne Azubis keine künftigen Handwerker –
       etwa jene nicht, die all die nötigen Solarpanele auf die Dächer bringen
       sollen. Kurzum: keine Energiewende ohne mehr Wertschätzung dem Handwerk
       gegenüber. Dazu und zu sonstigen Rahmenbedingungen hat der schwarz-rote
       Senat jetzt das „Aktionsprogramm Handwerk 2024–2026“ beschlossen.
       
       Giffey selbst hat Abitur gemacht und Verwaltungsrecht und
       Verwaltungsmanagement studiert. Ihr Vater und ihr Bruder aber [1][führen
       eine Kfz-Werkstatt,] woran sie auch am Dienstag erinnerte. Doch nicht nur
       deshalb warb sie so, wie es [2][die Handwerkskammer] nicht besser könnte.
       Es sind auch die nüchternen Zahlen, die sie als Wirtschaftssenatorin dazu
       bringen. In mehr als der Hälfte von Berlins rund 180.000 Handwerksbetrieben
       seien die Chefs älter als 55, also binnen zehn Jahren in Rente.
       
       Allein in den nächsten beiden Jahren würden 8.500 Betriebe einen Nachfolger
       suchen – „40 Prozent davon haben dafür noch keine Lösung“, sagt Giffey.
       Machen die dicht, fallen nicht bloß Arbeitsplätze weg – ganz praktisch wird
       es dann noch schwieriger, Handwerker zu finden. Bei Übernahmen weiterhelfen
       soll eine „Nachfolgezentrale“ [3][bei der Bürgschaftsbank], in die 600.000
       Euro fließen sollen.
       
       Der Senat will mit seinem Programm auch für die Meisterausbildung
       begeistern. Ab diesem Jahr sollen alle neuen Meisterinnen und Meister einen
       Bonus von 5.000 Euro bekommen. Als Meisterschüler sollen sie zudem einen
       Ausweis erhalten, der sie bei Ermäßigungen, etwa für Bäder oder Theater,
       Studenten gleichstellt.
       
       ## Erster kommunaler Gewerbehof
       
       Denn so wie sich die Senatorin generell mehr Interesse am Handwerk wünscht,
       braucht es offenbar auch zusätzliche Motivation, für die oft aufwändige
       Meisterausbildung zu begeistern. Laut Giffey geht es auch darum, den dort
       niedrigen Frauenanteil deutlich zu heben. Das bezieht sich nach ihren
       Worten auch auf Firmengründungen – da kämen „viel weniger“ von Frauen als
       von Männern.
       
       Zum Aktionsprogramm gehören auch die Rahmenbedingungen, die Gründung und
       Betrieb von Handwerksfirmen erst ermöglichen. Als Problem macht Giffey die
       oft als zu hoch empfundenen Gewerbemieten aus – anders als für Wohnungen
       gibt es dafür keinen begrenzenden Mietspiegel. Die Wirtschaftssenatorin
       setzt darum auf Gewerbehofmodelle – der erste kommunale Gewerbehof mit
       einem Finanzvolumen von 50 Millionen Euro entstehe gerade im Gewerbegebiet
       Herzbergstraße in Lichtenberg.
       
       2 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Franziska-Giffey-als-Regierungschefin/!5824766
 (DIR) [2] https://www.hwk-berlin.de/
 (DIR) [3] https://be.ermoeglicher.de/de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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