# taz.de -- herzensort: Bei ihr fühl’ ich mich geborgen
       
       Besonders schön finde ich es nicht am Kreuzberger Ende des Berliner
       Landwehrkanals. Auf den Gehwegen ist meist so viel los, dass ich weder
       entspannt in den Tag träumen noch meine Lieblingssongs nachträllern kann
       (Ersteres zu gefährlich, Zweiteres zu peinlich). Zudem reicht mein Geld oft
       nicht, um mich in eines der gentrifizierten Hipstermagneten-Cafés zu
       setzen, nicht mal dann, wenn ich mich mit einfachem Filterkaffee zufrieden
       gebe.
       
       Doch einen Ort gibt es hier für mich: das GriGri. Immer, wenn ich mich in
       den von uralten Kastanienbäumen geschützten Biergarten setze, spielt sich
       die gleiche Szene ab. Zwei Tische entfernt sitzt eine betagte Frau mit rot
       gefärbten Haaren. Sie trinkt Espresso und raucht lange Filterzigaretten,
       eine nach der anderen. Ab und an redet sie mit ihrem Begleiter, der mehr
       einem zotteligen Bär als einem Hund ähnelt.
       
       Wir sprechen nie miteinander, nur manchmal kommt unerwartet ein leises
       „Wiedersehen“ zum Abschied. Trotzdem fühle ich mich in ihrer Nähe seltsam
       geborgen. „Grigri“ bedeutet auf Französisch übrigens Talisman: Etwas, das
       auf dich aufpasst. Katharina Federl
       
       13 Jul 2024
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katharina Federl
       
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