# taz.de -- Proteste in Bangladesch: Die Kritik ist berechtigt
       
       > Die Proteste gegen die Jobquote richten sich zunehmend gegen die
       > selbstherrliche Regierung. Die zu Gewalt neigende Opposition ist keine
       > Alternative.
       
 (IMG) Bild: Das Militär kontrolliert das Geschehen – Checkpoint in der Hauptstadt Dhaka
       
       Mit einer Ausgangssperre[1][, zwei verordneten Feiertagen],
       Internetblockaden, Massenverhaftungen, heftiger Militärgewalt bis hin zum
       Schießbefehl ist es der Regierung in Bangladesch gelungen, die massiven
       Proteste der vergangenen Woche einzudämmen. Besonders hilfreich dürfte die
       vorgezogene Entscheidung des Obersten Gerichts vom Sonntag gewesen sein,
       das den Forderungen der Protestbewegung nach Abschaffung des [2][als
       ungerecht empfundenen und wieder eingeführten Quotensystems] weitgehend
       entgegenkam.
       
       Die größten regierungskritischen Proteste in Bangladesch seit der
       Unabhängigkeit 1971 verdeutlichen der Welt die tiefe politische Krise des
       Landes. Diese ist samt der Ursachen trotz des Abflauens der Proteste
       überhaupt nicht zu Ende. Die Regierung der seit 2009 regierenden und immer
       autoritärer werdenden Ministerpräsidentin Sheikh Hasina hatte selbst noch
       Öl ins Feuer gegossen. Sie ließ nicht nur die Mitglieder der
       Studentenorganisation ihrer Partei gewaltsam gegen die zuerst friedliche
       Protestbewegung vorgehen.
       
       Hasina beschimpfte die Demonstranten auch noch pauschal als Kollaborateure
       mit dem früheren Kriegsgegner (West)Pakistan. Sie scheint damit nicht
       anerkennen zu wollen, warum die ihre Partei bevorzugenden Quoten für
       Veteranenenkel und -kinder der Unabhängigkeitskämpfer 53 Jahre nach der
       Staatsgründung als ungerecht empfunden werden.
       
       ## Hoffnung auf Wohlstand kollabierte während der Pandemie
       
       Dabei war es Hasina zunächst gelungen, vor allem mittels Textilexporten
       einen Wirtschaftsboom zu erreichen und damit dem armen Land die Hoffnung
       auf Wohlstand zu geben. Doch dies kollabierte in der Coronakrise und der
       dann folgenden Inflation. Zu Jahresbeginn ließ sich die Regierung im Amt
       bestätigen, nachdem sie zuvor die Bedingungen der Wahl so unfair gestaltet
       hatte, dass die Opposition erneut boykottierte. [3][Die Proteste] sind
       deshalb längst zu einer Fundamentalkritik an der zunehmend selbstherrlichen
       Regierung geworden. Leider ist die auch zur Gewalt neigende und mit
       Islamisten paktierende Opposition keine wirkliche Alternative.
       
       23 Jul 2024
       
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 (DIR) Sven Hansen
       
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