# taz.de -- +++ Ticker Räumung Lützerath +++: Grünes Licht für Samstagsdemo
       
       > Mit Einschränkungen kann die geplante Großdemonstration gegen die Räumung
       > von Lützerath stattfinden. Greta Thunberg kritisiert den Polizeieinsatz.
       
 (IMG) Bild: Die Klimaaktivist*innen Luisa Neubauer, Greta Thunberg, Lakshmi Thevasagayam und Florian Oezcan
       
       ## 16:30 Uhr: Demonstration ohne Traktoren
       
       Die für Samstag im Braunkohlegebiet in Lützerath geplante Großdemonstration
       kann nach einer Gerichtsentscheidung mit Einschränkungen stattfinden. Das
       hat das Aachener Verwaltungsgericht entschieden und am Freitag mitgeteilt.
       Die Polizei hatte von der Versammlungsleitung von
       „Klimagerechtigkeitsbewegung DE“ gefordert, dass der Startpunkt der Demo
       nördlich des Erkelenzer Ortsteils Keyenberg um 10.30 Uhr verlegt wird.
       Außerdem untersagte die Polizei das Mitführen von zehn Traktoren. Gegen
       diese Vorgaben war die Veranstalterin vor das Verwaltungsgericht Aachen
       gezogen und hatte zum Teil damit Erfolg. Gegen den Beschluss ist Beschwerde
       am Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster
       möglich (Az.: 6 L 35/23).
       
       In dem Eilverfahren bestätigte das Gericht die Sicht der Polizei in Sachen
       Traktoren. Bei der Großdemo mit erwarteten 8000 Teilnehmern seien die
       landwirtschaftlichen Großgeräte eine Gefahr für den Demonstrationszug. Bei
       der Verlegung der Demo teilte das Gericht nicht die Sicht der Polizei. Die
       habe die unmittelbare Gefahr „nicht hinreichend glaubhaft gemacht“. Einem
       befürchteten Rückstau der Anreisenden auf der Autobahn könne durch
       „verkehrslenkende polizeiliche Maßnahmen“ und durch Vorgaben an die
       Versammlungsleiter entgegengewirkt werden.
       
       Nach Entscheidungen des Verwaltungsgerichts Aachen zu Mahnwachen gegen das
       Abbaggern sind am Freitag Beschwerden gegen diese Entscheidung am OVG in
       Münster eingegangen. In der Vorinstanz war die von den Behörden verlangte
       Verlegung der Mahnwache als zulässig eingestuft worden. Grund: Für die
       Siedlung Lützerath gelte seit Dienstag ein Aufenthalts- und
       Betretungsverbot. Die neuen, von der Polizei vorgegebenen Standorte in
       Sichtweite der ehemaligen Ortslage Lützerath seien verhältnismäßig und
       wahrten das Demonstrationsrecht. Außerdem sei RWE als Eigentümer der
       Flächen gegen das Abhalten von Demonstrationen auf seinem Privatgrundstück.
       Da für die Beschwerde noch keine Begründung vorliege, sei noch offen, wann
       das OVG entscheide, sagte eine Sprecherin am Freitag. (dpa)
       
       ## 16:30 Uhr: Mindestens zwei im Tunnel
       
       Die Räumung des Orts Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier ist am
       Freitag weiter fortgeschritten. Während Häuser bereits größtenteils geräumt
       wurden, harrten laut Polizei mindestens zwei Klimaaktivisten weiterhin in
       einem Tunnel aus. „Wir sind viel besser vorangekommen, als wir dachten“,
       sagte eine Polizeisprecherin am Freitag im Sender Phoenix. Der Einsatz
       könne möglicherweise schneller abgeschlossen werden als erwartet.
       
       Der Aachener Polizeichef Dirk Weinspach sprach gegenüber im Westdeutschen
       Rundfunk von einem viereinhalb Meter tiefen Schacht, der senkrecht
       hinuntergehe. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk prüften, wie die
       Aktivisten „sicher“ geborgen werden könnten. „Die Polizei ist leider
       schneller im Dorf als gedacht“, räumte eine Sprecherin der Initiative
       Lützerath in einem auf Twitter veröffentlichten Video ein. Sie kündigte
       eine Verlagerung der Proteste auf das Gebiet des Tagebaus an. (afp)
       
       ## 16:30 Uhr: Kritik an gewalttätigen Protesten
       
       Unterdessen ging die Kritik am teils gewalttätigen Widerstand gegen
       Polizeikräfte weiter. „Ich habe keinerlei Verständnis für Gewalt – ganz
       besonders nicht gegen Einsatzkräfte“, sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende
       Christian Dürr dem Münchner Merkur. Der frühere Bundesumweltminister Jürgen
       Trittin (Grüne) verteidigte das Vorgehen der Beamten. „Die Polizei
       vollstreckt ein rechtskräftiges Urteil“, sagte der Grünen-Politiker dem
       Spiegel. Sie habe „keinen Handlungsspielraum an dieser Stelle“.
       
       Auch Nordrhein-Westfalens Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) betonte,
       der Konzern RWE habe das Recht, die Ortschaft zu beanspruchen. „Für mich
       als Grüner ist es ganz klar, dass man hier auf der Seite stehen muss, wo
       das Recht steht“, sagte er im Deutschlandfunk. (afp)
       
       ## 15:30 Uhr: Greta Thunberg prangert „Polizeigewalt“ an
       
       Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat am Freitag Lützerath
       besucht und das Vorgehen der Polizei bei der Räumung des rheinischen Dorfes
       scharf kritisiert. „Es ist empörend, wie die Polizeigewalt ist“, sagte
       Thunberg. Die 20-Jährige besichtigte auch den Krater des Braunkohletagebaus
       und hielt dabei ein Schild mit der Aufschrift „Keep it in the ground“
       (Lasst es im Boden) hoch.
       
       Was in Lützerath geschehe, sei „schockierend“, sagte Thunberg. Leider
       geschähen ähnliche Dinge überall auf der Welt. „Es ist entsetzlich zu
       sehen, was hier passiert.“ Viele Menschen hätten seit Jahren versucht, dies
       zu verhindern. Am Samstag werde sie an der geplanten Kundgebung für die
       Erhaltung von Lützerath teilnehmen, kündigte sie an. Wenn Regierungen und
       Konzerne in dieser Weise zusammenarbeiteten, um die Umwelt zu zerstören und
       zahllose Menschen zu gefährden, müsse die Bevölkerung dagegen angehen und
       ihre Stimme erheben. „Wir wollen zeigen, wie People Power aussieht, wie
       Demokratie aussieht.“ Wie lange sie in Deutschland bleibe, wisse sie noch
       nicht. (dpa)
       
       ## 13:45 Uhr: 200 Menschen randalieren in Berlin
       
       Aus Protest gegen die Räumung des Dorfs Lützerath im rheinischen
       Braunkohlerevier sind in Berlin bis zu 200 Menschen randalierend durch die
       Straßen gezogen. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, alarmierte in der
       Nacht ein Zeuge die Beamten, weil eine Gruppe Vermummter im Bezirk Mitte
       Mülltonnen anzündete. Weitere Zeugen meldeten demnach kurze Zeit später bis
       zu 200 Menschen, die durch die Straßen zogen. Dabei wurden aus der Menge
       heraus die Schaufenster von insgesamt 26 Geschäften mit
       Kleinpflastersteinen sowie mit farbgefüllten Christbaumkugeln beworfen und
       beschädigt. Zudem wurden Parolen wie „Lützi bleibt“ oder „Lützi lebt“ auf
       Fenster und Fassaden geschmiert.
       
       In diesem Zusammenhang wurde auch das Gebäude eines Polizeiabschnitts mit
       Pyrotechnik beschossen. Einsatzkräfte nahmen anschließend zwei Männer im
       Alter von 23 und 34 Jahren sowie eine 18-Jährige fest und in
       Polizeigewahrsam. Dort wurden sie erkennungsdienstlich behandelt und danach
       wieder entlassen. Ebenfalls beschmiert wurden in der Nacht zwei
       Grünen-Parteibüros in den Bezirken Mitte und Lichtenberg. Der polizeiliche
       Staatsschutz des Landeskriminalamts übernahm die Ermittlungen wegen
       schwerem Landfriedensbruch und Sachbeschädigungen. (afp)
       
       ## 12:50 Uhr: Professorin appelliert an RWE-Chef
       
       Der Protest gegen die Räumung Lützeraths findet auch an der Zentrale des
       RWE-Konzerns in Essen statt. Wie die Klimaaktivist:innen Extinction
       Rebellion mitteilten, haben sich am frühen Morgen mehrere Menschen mit
       großen Schlössern an das Tor des Konzerns gekettet. Ihre Forderung: Ein
       Moratorium für die aktuelle Räumung von Lützerath und eine Neubewertung.
       Bei der Blockade dabei ist auch die Wissenschaftlerin Barbara Schramkowski
       von der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg. Die
       Professorin für Soziale Arbeit [1][appelliert] an RWE-Chef Markus Krebber,
       die Studien zur Klimakrise zu lesen und die Räumung von Lützerath sofort
       abzubrechen.(taz)
       
       ## 13:35 Uhr: Polizeigewerkschaft will Bekenntnis der Grünen
       
       Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat von den Grünen ein eindeutiges
       Bekenntnis zum Polizeieinsatz im nordrhein-westfälischen Lützerath
       gefordert. „Es kann nicht sein, dass hohe Funktionäre der Partei und
       Abgeordnete zu Widerstand und Protesten in Lützerath aufrufen“, sagte der
       Bundesvorsitzende Rainer Wendt am Freitag. „Die Grünen müssen sich
       entscheiden, ob sie Regierung oder Opposition sein wollen.“ Zudem sei es
       skandalös, kriminelle Machenschaften in Lützerath mit der legitimen
       Anwendung unmittelbaren Zwangs durch die Polizei gleichzusetzen. (dpa)
       
       ## 12:35 Uhr: Klima-Bischof mahnt Gewaltverzicht an
       
       Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat am dritten Tag der
       polizeilichen Räumung des rheinischen Dorfs Lützerath alle Parteien zum
       Gewaltverzicht ermahnt. Ausnahmslos alle Beteiligten sollten auf die
       Anwendung von Gewalt verzichten und die Rechtsstaatlichkeit achten, sagte
       der Klima-Bischof Rolf Lohmann am Freitag. (epd)
       
       ## 12:35 Uhr: AktivistInnen in Gefahr
       
       Die Polizei bringe etwa acht Klimaaktivist:innen im besetzten Dorf
       Lützerath in akute Lebensgefahr, schreiben die Aktivisten von „Lützerath
       lebt“ in einer Mitteilung. Diese befänden „sich auf drei Monopods in etwa
       acht bis zehn Meter Höhe“. Dennoch würde die Polizei die „statisch
       notwendigen Seile, die die Pfähle aufrecht halten und miteinander
       verbinden“, durchtrennen. Die Monopods stünden auf einer Wiese in
       Lützerath. „Die Polizei muss die Räumung der Monopods sofort abbrechen“,
       forderte Aktivistin Ronni Zepplin. „Sie riskieren durch ihr
       unprofessionelles, hektisches und unverantwortliches Vorgehen den Tod der
       Aktivist:innen!“ (taz)
       
       ## 12:30 Uhr: Spezialkräfte gegen Tunnel-Aktivisten
       
       Nach wie vor harren in Lützerath zwei Klimaaktivisten in einem Tunnel aus –
       um sie dort herauszuholen, sind nach Polizei-Angaben Spezialkräfte von
       Feuerwehr und THW nötig. „Ich finde es einfach schlimm, welche Gefahren
       diese Menschen auf sich nehmen, für sich“, sagte der Aachener
       Polizeipräsident Dirk Weinspach am Freitag, nachdem er ein Stück weit in
       den Tunnelschacht hineingestiegen war. Die Konstruktion sei nicht sicher,
       die Sauerstoffversorgung sei auf Dauer nicht sichergestellt, sagte
       Weinspach. Er gehe allerdings davon aus, dass derzeit keine akute Gefahr
       für die beiden Personen bestehe. Ob sie festgekettet seien, wisse er nicht.
       „Kontaktbeamte versuchen gerade, Kontakt aufzunehmen und mit den
       Betreffenden zu sprechen“, sagte er. Deren Kommunikation mit Telefon
       funktioniere nicht mehr, man versuche es jetzt mit Funkgeräten. (dpa)
       
       ## 12:30 Uhr: Grüne rechtfertigen Polizeieinsatz
       
       Tim Achtermeyer, Landesvorsitzender der Grünen in Nordrhein-Westfalen,
       rechtfertigt die Räumung der Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf in der
       Nacht auf Freitag. Aktivistinnen hatten die Parteizentrale am Donnerstag
       besetzt, gegen Mitternacht wurden sie durch die Polizei geräumt. „Beim
       Eindringen in das Gebäude wurden auch Mitarbeiterinnen bedrängt“, sagte
       Achtermeyer am Freitagvormittag. Gesprächsangebote hätten die
       Besetzer*innen abgelehnt. „Deshalb mussten wir nach über zehn Stunden
       von unserem Hausrecht Gebrauch machen“, so der Landeschef. (taz)
       
       ## 12:05 Uhr: Mehrheit gegen Braunkohleabbau
       
       Eine Mehrheit der Deutschen ist gegen eine Ausweitung der
       Braunkohleabbaugebiete, wie sie derzeit nach der Räumung im Dorf Lützerath
       geplant ist. Wie aus dem am Freitag veröffentlichten ZDF-„Politbarometer“
       hervorging, sprechen sich 59 Prozent der Befragten gegen eine solche
       Ausdehnung aus – 33 Prozent sind dafür. Vor allem eine deutliche Mehrheit
       (87 Prozent) der Grünen-Wähler ist gegen das Vorhaben. Hingegen wird von 60
       Prozent aller Befragten eine stärkere Nutzung der Kohlekraftwerke zur
       Sicherung der Stromversorgung als richtig erachtet. 36 Prozent sprechen
       sich dagegen aus. (dpa)
       
       ## 11:10 Uhr: Mehr als 2.000 Grüne gegen Abriss
       
       An der Parteibasis der Grünen rumort es: Einen offenen Brief gegen die
       Räumung des Dorfes Lützerath für den Braunkohleabbau hatten bis
       Freitagvormittag mehr als 2.000 Grünen-Mitglieder unterzeichnet. Darin
       werden die NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und
       Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) aufgefordert, die
       Räumung Lützeraths sofort zu stoppen. „Grüne Grundwerte nicht verraten:
       Lützerath muss bleiben“ ist der Brief überschrieben.
       
       Als Grünen-Mitglieder könne man die Räumung des Dorfes Lützerath weder
       verstehen noch hinnehmen. Der „ausgehandelte Deal mit dem Energiekonzern
       RWE droht mit den Grundsätzen unserer Partei zu brechen“, heißt es weiter.
       „Und nicht nur das, wir brechen damit auch mit dem Pariser Klimaabkommen,
       dem Ampel-Koalitionsvertrag und dem letzten Vertrauen der
       Klimagerechtigkeitsbewegung.“ (dpa)
       
       ## 10:35 Uhr: Transparent „1,5°C heißt: Lützerath bleibt!“ abgenommen
       
       Im Zuge der Räumung von Lützerath ist am Freitag ein Transparent mit der
       Aufschrift „1,5°C heißt: Lützerath bleibt!“ von einer Mauer des ehemaligen
       Hofs von Bauer Eckardt Heukamp entfernt worden. Das weithin sichtbare gelbe
       Transparent war seit Jahren im Hintergrund vieler Protestaktionen zu sehen
       gewesen und hatte dementsprechend hohen Symbolwert. (dpa)
       
       ## 10:30 Uhr: Proteste gegen Abriss auch in Potsdam
       
       Klimaschützer der Initiative Extinction Rebellion wollen in Potsdam mit
       einer Solidaritätsaktion gegen den Abriss des Dorfes Lützerath
       protestieren. In dem Ort in Nordrhein-Westfalen, der dem Braunkohletagebau
       weichen soll, ist am Samstag eine große Demonstration geplant. Am selben
       Tag seien deshalb auch in Brandenburgs Landeshauptstadt Proteste geplant,
       um „ein Zeichen für den Erhalt von Lützerath zu senden“, teilte die
       Initiative am Donnerstagabend in Potsdam mit.
       
       Dabei solle mit einem „Swarming“ mehrfach für einige Minuten die Fahrbahn
       am Potsdamer Filmmuseum blockiert werden, hieß es. Ziel sei, dabei
       Informationsmaterial zu verteilen und mit den Autofahrenden über Lützerath
       ins Gespräch zu kommen. „Um die Wartezeit angenehmer zu gestalten,
       verteilen wir Kekse“, fügte die Initiative hinzu. Die rund einstündige
       Aktion sei bei der Polizei angemeldet. (epd)
       
       ## 9:30 Uhr: Polizei setzt Räumung fort
       
       Die Polizei hat die Räumung des von Aktivistinnen und Aktivisten besetzten
       Dorfs Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier am Freitag fortgesetzt.
       „Wir hoffen weiterhin auf einen friedlichen und gewaltfreien Verlauf“,
       erklärten die Einsatzkräfte auf Twitter. Nach Angaben von Aktivisten aus
       der Nacht waren noch mehrere Objekte und Widerstandskonstruktionen besetzt.
       „Es ist noch lange nicht vorbei“, hieß es im Twitterkanal Aktionsticker
       Lützerath.
       
       Zu den Strukturen, welche die am Mittwoch begonnene Räumung der Siedlung
       weiter verzögern sollen, gehört nach Angaben von Polizei und Aktivisten
       auch ein unterirdischer Tunnel. In diesem wollten nach Angaben des
       Bündnisses Lützerath zwei Aktivisten ausharren und sich dort an
       Betonblöcken festketten. Laut Polizei verfügt der Tunnel auch über eine
       Frischluftzufuhr. Sie wollte mit den Aktivisten darin in Kontakt treten.
       (afp)
       
       ## 9:20 Uhr: Von Hamburg nach Lützerath
       
       Mehrere Hundert Hamburger Anhänger der Klimabewegung Fridays for Future
       (FFF) wollen am Samstag zur Demonstration gegen die Räumung der von
       Klimaaktivisten besetzten Ortschaft Lützerath im rheinischen
       Braunkohlerevier fahren. „Wir werden mehr als zehn Busse sein“, sagte eine
       Sprecherin am Freitag in Hamburg. Mehr als 500 Hamburgerinnen und Hamburger
       werden auf der Reise zur Großdemo in Lützerath erwartet. Dorthin will auch
       die führende Klimaaktivistin Greta Thunberg aus Schweden kommen.
       
       „Lützerath ist so viel mehr als ein Symbol der Klimabewegung. Lützerath ist
       die Kohle, die abgebaggert werden soll, und der Beweis des Versagens der
       Landesregierung“, sagte die Hamburger FFF-Sprecherin Annika Kruse laut
       Mitteilung. Unter dem Deckmantel eines „vorgezogenen Ausstiegs“ werde durch
       den Deal mit RWE insgesamt mehr Kohle gefördert. „Wenn Lützerath ein Symbol
       ist, dann dafür, wie sehr der Regierung die 1,5-Grad-Grenze egal ist.“
       (dpa)
       
       ## 8:40 Uhr: NRW-Justizminister: Frage zu Lützerath längst geklärt
       
       Für Nordrhein-Westfalens Justizminister Benjamin Limbach ist die Frage, ob
       Lützerath erhalten bleibt oder nicht, „schon längst geklärt“. „Spätestens
       mit dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts vom März 2022 stand
       rechtskräftig endgültig fest, dass RWE das Recht hat, diese Ortschaft in
       Anspruch zu nehmen“, sagte der Grünen-Politiker am Freitag im
       Deutschlandfunk. Er könne die jungen Leute, die im Dorf Lützerath
       Widerstand leisten, jedoch alle gut verstehen, da der Weg in die Kohle ein
       „falscher Weg“ gewesen sei. Dennoch sei die Rechtslage zu respektieren.
       
       Limbach verurteilte, dass Polizistinnen und Polizisten bei der Räumung mit
       Steinen oder mit Feuerwerkskörpern beworfen werden. Es sei seines Erachtens
       „eine komplett falsche Haltung“. Es gebe viele legitime Formen, seine
       politische Meinung kundzutun. Gewalt gegen Vertreter des Staates gehöre
       jedoch nicht dazu.
       
       Mit Blick auf die Aktionen der Gruppe Letzte Generation, deren Mitglieder
       sich auf Straßen oder an Flughäfen kleben, warnte der Justizminister vor
       einer weiteren Radikalisierung. „Ich hoffe, dass sie diesen Punkt
       erreichen, dieses Stoppschild sehen, nicht weiter in die Gewalt zu gehen.
       Sie delegitimieren damit auch den Kampf vieler friedlicher Aktivistinnen
       und Aktivisten, die sich für den Klimawandel einsetzen“, so Limbach weiter.
       (dpa)
       
       ## 8:05 Uhr: Polizei beendet Besetzung bei Grünen
       
       Nach rund zehn Stunden hat die Polizei in der Nacht zum Freitag die
       Besetzung der NRW-Landesgeschäftsstelle der Grünen in Düsseldorf wegen der
       [2][Räumung des Ortes Lützerath] beendet. Rund ein Dutzend Menschen seien
       aus der Geschäftsstelle gebracht und teils getragen worden, nachdem die
       Partei von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht habe, sagte ein Sprecher der
       Polizei Düsseldorf am Freitagmorgen. Es seien Strafverfahren wegen
       Hausfriedensbruchs eingeleitet worden.
       
       Ein Sprecher der NRW-Grünen sagte, den Aktivisten seien wiederholt
       Gesprächsangebote gemacht worden. Diese seien jedoch abgelehnt worden.
       Daher habe die Partei von ihrem Hausrecht Gebrauch machen müssen.
       
       Zwischen 20 und 30 [3][Aktivisten] hatten am Donnerstagnachmittag die
       Landesgeschäftsstelle der Grünen besetzt, um gegen die Räumung von
       Lützerath zu protestieren. Gegen Mitternacht hätte sich dann noch rund ein
       Dutzend Menschen in der Geschäftsstelle befunden, die diese nicht verlassen
       wollten, sagte der Polizeisprecher. Sie seien teils alkoholisiert gewesen
       und hätten Filme geguckt. Daraufhin habe die Partei die Beamten wegen
       Hausfriedensbruchs alarmiert. (afp)
       
       ## 7:50 Uhr: Habeck rügt Proteste
       
       Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hat wenig Verständnis für die
       massiven Proteste gegen den Abriss von Lützerath für den Braunkohleabbau.
       „Es gibt viele gute Anlässe, für mehr Klimaschutz zu demonstrieren,
       meinetwegen auch gegen die Grünen. Aber Lützerath ist schlicht das falsche
       Symbol“, sagte Habeck dem Spiegel.
       
       Das Dorf sei eben nicht das Symbol für ein Weiter-so beim Braunkohletagebau
       Garzweiler im Rheinland, sondern „es ist der Schlussstrich“, sagte Habeck.
       Man ziehe den Kohleausstieg im dortigen Kohlerevier um acht Jahre auf 2030
       vor, was immer auch Ziel der Klimabewegung gewesen sei. „Die Vereinbarung
       gibt uns Planungssicherheit. Ihretwegen werden jetzt Investitionen in eine
       klimaneutrale Energieversorgung, in Wasserstoffkraftwerke getätigt.“
       
       Habeck verteidigte einen entsprechenden Vertrag zwischen dem Bund, dem Land
       Nordrhein-Westfalen und dem Energiekonzern RWE. Das bedeute: „Wir retten
       fünf Ortschaften und Höfe mit rund 450 Bewohnern. Der Hambacher Forst ist
       gesichert worden. Die genehmigte Abbaumenge für Kohle im Tagebau wurde
       durch die Vereinbarung halbiert.“ (dpa)
       
       ## 7:50 Uhr: Protest vor der RWE-Zentrale
       
       Am Freitagmorgen protestierten Aktivisten vor der RWE-Konzernzentrale in
       Essen. Nach deren Angaben ketteten sich mehrere von ihnen an das
       Eingangstor. Ein Polizeisprecher sagte, der RWE-Sicherheitsdienst habe
       ihnen einen entsprechenden Vorfall gemeldet. „Wir sind auf der Anfahrt“,
       hieß es. (dpa)
       
       ## 7:40 Uhr: Tunnel unter Lützerath
       
       In einem Tunnel unter dem Braunkohleort Lützerath befinden sich nach
       Aktivistenangaben zwei Menschen. Die beiden seien entschlossen, sich
       anzuketten, sobald versucht werde, sie herauszuholen, sagte eine Sprecherin
       der Initiative „Lützerath lebt“ am Freitagmorgen. Die Polizei hatte am
       Donnerstag nach eigenen Angaben unterirdische Gänge in Lützerath entdeckt.
       In einem seien Menschen, hieß es. Ein Sprecher bestätigte am Freitagmorgen,
       dass es nach Erkenntnissen der Polizei zwei seien.
       
       Das Technische Hilfswerk hatte in der Nacht versucht, die Aktivisten
       herauszuholen, den Einsatz aber später beendet. Wann ein neuer Versuch
       unternommen wird, blieb zunächst unklar. Nach Angaben von „Lützerath lebt“
       sind die Personen in gut vier Metern Tiefe. Es gebe ein „Belüftungssystem“.
       (dpa)
       
       ## 7:30 Uhr: Ruhige Nacht in Lützerath
       
       In der von Klimaaktivisten besetzten Siedlung Lützerath ist die Nacht nach
       Polizeiangaben ruhig verlaufen. Nach wie vor harrten Aktivisten in einem
       unterirdischen Tunnel aus, sagte ein Polizeisprecher am Freitag.
       
       Am Donnerstag verließen mehr als 300 Menschen Lützerath bis zum Abend. Von
       etwa 70 Personen wurde die Identität festgestellt. Gegen sechs Menschen
       wurden Strafanzeigen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und
       Sachbeschädigung gestellt.
       
       Seit Einsatzbeginn hätten Richter drei Menschen in Langzeitgewahrsam
       geschickt, hieß es. Zwei von ihnen seien daraus wieder entlassen worden,
       nachdem sie ihre Personalien preisgegeben hätten.
       
       Elf Einsatzkräfte verletzten sich den Angaben nach ohne Fremdeinwirkung,
       zwei Polizisten konnten ihren Dienst nicht fortsetzen. Fünf Polizisten
       seien durch Fremdeinwirkung verletzt worden, konnten aber weiter im Einsatz
       bleiben. Aufseiten der Besetzerszene sei eine Person leicht verletzt
       worden. (dpa)
       
       ## 3:30 Uhr: Alte Bauernhäuser im Fokus
       
       Bei der Räumung des rheinischen Braunkohleorts Lützerath rücken am Freitag
       die symbolträchtigen Häuser der einstigen Bewohner weiter in den Fokus.
       Bislang haben Bagger nur Holzhütten und Barrikaden der Aktivisten dem
       Erdboden gleichgemacht. Die Häuser von Lützerath wurden aber noch nicht
       abgerissen. Einsatzkräfte hatten am Donnerstag damit begonnen, in die
       Gebäude zu gehen und die Besetzer rauszutragen. Dabei waren vereinzelt
       Feuerwerkskörper und Steine in Richtung der Beamten geworfen worden, wie
       dpa-Reporter berichteten. (dpa)
       
       ## 2:50 Uhr: Erneut ungemütliche Nacht für Besetzer
       
       Die verbliebenen Klimaaktivisten in Lützerath haben auch in der zweiten
       Nacht nach Beginn der Räumung des Braunkohleorts bei ungemütlichem Wetter
       ausgeharrt. Bei starkem Regen, kräftigem Wind und Temperaturen unter zehn
       Grad blieben sie auch am frühen Freitagmorgen in besetzten Häusern oder
       selbstgebauten Behausungen. Weiter geräumt wurde von der Polizei in der
       Nacht zunächst nicht.
       
       Zwar waren nach wie vor zahlreiche Polizisten vor Ort. Laut einem
       Polizeisprecher wollte man in der Nacht aber nur aktiv werden, wenn
       Aktivisten aus potenziell gefährlichen Lagen befreit werden müssten. So
       hatten sich Aktivisten in einem unterirdischen Gang verschanzt. Das
       Technische Hilfswerk rückte an, beendete den Einsatz in der Nacht aber
       wieder, ohne die Personen aus dem Tunnel geholt zu haben.
       
       Obwohl bereits Lützerath-Verteidiger freiwillig gegangen waren und die
       Polizei einige Häuser und selbstgebaute Siedlungen geräumt hatte, waren
       weiter Aktivisten auf dem Gelände, dessen Boden völlig aufgeweicht und
       schlammig war. Eine Sprecherin der Gruppe „Lützerath lebt“ war sich in der
       Nacht zum Freitag sicher, den Ort auf jeden Fall noch bis zur geplanten
       [4][Großdemonstration am Samstag] „halten“ zu können. (dpa)
       
       ## 0:40 Uhr: Polizei: Räumung zu großem Teil abgeschlossen
       
       Gegen den Widerstand von Klimaaktivisten hat die Polizei mittlerweile einen
       Großteil des besetzten Dorfs Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier
       geräumt. „Es ist die Wiese geräumt, ein Großteil der Baumhäuser ist
       geräumt“, sagte Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach am Donnerstag dem
       WDR. Es bleibe „gar nicht mehr so viel über“. Bei den Protesten wurden
       mehrere Polizisten verletzt, Unbekannte zündeten ein Polizeifahrzeug an.
       
       Der Widerstand gegen den Einsatz war am zweiten Tag der Räumung
       beträchtlich. Teilweise waren Aktivisten nach Angaben eines
       Polizeisprechers festgekettet. Andere klebten sich an Bäume und Bauten
       fest, um deren Zerstörung zu verhindern. Beamte wurden nach Polizeiangaben
       erneut mit Pyrotechnik, Steinen und Farbbeuteln beworfen.
       
       Eine Beamtin sei von einem Böller getroffen und am Bein verletzt worden,
       hieß es in einer Mitteilung der Aachener Polizei. Ein weiterer Polizist
       habe ein Knalltrauma erlitten. Insgesamt seien fünf Einsatzkräfte durch
       Fremdeinwirkung und elf weitere ohne Fremdeinwirkung verletzt worden. Im
       Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlichte die Polizei das Foto eines
       ausgebrannten Einsatzfahrzeuges. Die Polizei ging von Brandstiftung aus.
       (afp)
       
       ## 19:15 Uhr: Ziviles Fahrzeug der Polizei abgebrannt
       
       Am Rande des Einsatzes im Braunkohleort Lützerath ist ein ziviles
       Einsatzfahrzeug der Polizei in Flammen aufgegangen. „Wir gehen definitiv
       von einer Brandstiftung aus“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Das
       zivile Einsatzfahrzeug habe in der Nähe des Protestcamps im Nachbarort
       Keyenberg gestanden und sei durch ein Blaulicht auf dem Dach eindeutig als
       Polizeiauto zu erkennen gewesen. Man gehe davon aus, dass die Täter die
       Scheibe eingeschlagen und eine brennbare Flüssigkeit in das Auto geschüttet
       hätten. Ob Tatverdächtige ermittelt werden konnten, war zunächst unklar.
       (dpa)
       
       13 Jan 2023
       
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       stolz sein auf gemeinsame Jahre der Solidarität.