# taz.de -- 1,5-Grad-Grenze in 5 Jahren erreicht: Die kritische Hitze naht
       
       > Die Erderhitzung schreitet rapide voran. UN-Chef António Guterres mahnt
       > ein Werbeverbot für fossile Industrien an.
       
 (IMG) Bild: Protest von Geenpeace gegen den Weiterverkauf Verbrennermotoren in Berlin im März 2023
       
       BONN/LONDON/GENF/BERLIN DPA/EPD/TAZ Es ist sehr wahrscheinlich, dass schon
       eines der nächsten fünf Jahre im Schnitt über der gefürchteten
       1,5-Grad-Erderhitzungsgrenze liegt. Das zeigt eine Prognose der
       Weltorganisation für Meteorologie vom Mittwoch. Die Chance, dass es nicht
       so kommt, liegt demnach nur noch bei 20 Prozent.
       
       Um die Erde als sicheren Lebensraum zu erhalten, haben die Regierungen im
       Pariser Weltklimaabkommen vereinbart, die Erderhitzung möglichst bei 1,5
       Grad zu stoppen. Dafür müssen die wärmenden Treibhausgasemissionen rapide
       sinken, sich zum Beispiel laut Weltklimarat IPCC bis 2030 etwa halbieren.
       
       UN-Chef [1][António Guterres] appellierte am Mittwochnachmittag an
       Regierungen, ein Werbeverbot für Kohle, Öl und Gas zu erlassen. Die Nutzung
       fossiler Energieträger ist die Hauptursache der klimaschädlichen
       Emissionen. „Viele in der fossilen Industrie haben schamlos Greenwashing
       betrieben und versucht, Klimaschutz hinauszuzögern – mit Lobbyismus,
       juristischen Drohungen und gigantischen Werbekampagnen“, so Guterres.
       
       Die Erde erhitzt sich mit zunehmender Geschwindigkeit: Der Mai war der
       zwölfte Monat in Folge, in dem die globale Durchschnittstemperatur einen
       Rekordwert für den jeweiligen Monat erreichte, wie der EU-Klimawandeldienst
       Copernicus im Bericht „Indicators of Global Climate Change“ (IGCC) am
       Mittwoch mitteilte.
       
       ## Auch El Niño spielt eine Rolle
       
       Allein im vergangenen Jahrzehnt (2014 bis 2023) stieg die Temperatur durch
       Aktivitäten des Menschen demnach um rund 0,26 Grad. Das sei ein Rekord bei
       der Aufzeichnung mit Messgeräten, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreiche,
       berichtet die Gruppe um Piers Forster von der Universität Leeds im Journal
       „Earth System Science Data“. Ein Jahrzehnt zuvor (2004 bis 2013) waren es
       nach Angaben der Universität rund 0,20 Grad Erwärmung.
       
       Zu berücksichtigen ist bei den Rekordwerten, dass zuletzt Sondereffekte wie
       das erwärmend wirkende natürliche Klimaphänomen El Niño eine größere Rolle
       spielten.
       
       Im IGCC-Bericht heißt es, der Anstieg sei einerseits auf den hohen
       Treibhausgas-Ausstoß zurückzuführen, andererseits sei die Menge an
       kühlenden Aerosolen in der Atmosphäre gesunken. Beispielsweise war infolge
       einer neuen Verordnung für sauberere Schiffskraftstoffe der Gehalt an
       Sulfat-Aerosolen stark zurückgegangen.
       
       Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, der vorindustriellen
       Referenzperiode, war der Mai den Copernicus-Daten zufolge 1,52 Grad wärmer.
       Die gemittelte globale Temperatur der vergangenen zwölf Monate – von Juni
       2023 bis Mai 2024 – erreichte ebenfalls einen Höchstwert: Sie lag 1,63 Grad
       über dem vorindustriellen Niveau.
       
       5 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Antonio-Guterres/!t5346416
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) António Guterres
 (DIR) Hitze
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kohleausstieg 2030: Kein Projekt der Ampel mehr
       
       Im Koalitionsvertrag steht, Deutschland solle „idealerweise“ 2030 mit dem
       Abbau von Kohle aufhören. Nun zeigt sich: Ein Gesetz dazu kommt nicht.
       
 (DIR) Hochwasser in Süddeutschland: Das ist der Klimawandel
       
       Nach den Überschwemmungen geht es vor allem um Unterstützung für die
       Betroffenen. Langfristig hilft aber nur eins: effektiver Klimaschutz.
       
 (DIR) Agrarpolitik in der EU: Umwelt? Nicht mehr so wichtig!
       
       Bei der Europawahl entscheidet sich, ob die EU noch weniger Naturschutz von
       den Landwirten verlangen wird. Viele Bauern würden das begrüßen.