# taz.de -- AfD-Fraktion in Niedersachsen zerbricht: Drei Austritte nach Rechtsruck
       
       > Der Machtkampf bei der AfD in Niedersachsen hält an. Nach der Abwahl der
       > Landesvorsitzenden Dana Guth geht der Streit in der Landtagsfraktion
       > weiter.
       
 (IMG) Bild: Neben Dana Guth haben die Abgeordneten Stefan Wirtz und Jens Ahrends die AfD-Fraktion verlassen
       
       HANNOVER dpa/ln |i Der Führungsstreit bei der niedersächsischen AfD
       zwischen radikalen und moderaten Kräften hat zum Bruch der Landtagsfraktion
       geführt. Die bisherige Vorsitzende Dana Guth sowie die Abgeordneten Stefan
       Wirtz und Jens Ahrends haben die neunköpfige Fraktion verlassen, wie die
       AfD am Dienstag in Hannover mitteilte. Zuerst hatte das Politikjournal
       „Rundblick“ darüber berichtet. Vorangegangen war vor zwei Wochen ein
       Rechtsruck in der Partei mit der Abwahl der als moderat geltenden Guth als
       Landeschefin.
       
       „Wir drei haben uns heute nach den Vorkommnissen der letzten zehn Tage
       entschlossen, die Fraktion zu verlassen“, sagte Guth der „Hannoverschen
       Allgemeinen Zeitung“. Das müsse aber nicht das Ende der AfD im Landtag
       sein. Man stehe für die Gründung einer neuen Fraktion zur Verfügung. Der
       Bruch der Fraktion kam einen Tag nach der Verschiebung der Neuwahl der
       AfD-Fraktionsspitze, für die Guth nach bisherigen Angaben wieder antreten
       wollte.
       
       Wie der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Klaus Wichmann
       der Deutschen Presse-Agentur sagte, sei es zwar gelungen, fraktionsintern
       eine Kompromisslinie herauszuarbeiten. Dann habe sich der Streit aber
       formell an der Suche nach einem neuen Wahltermin entfacht. Er gehe aber von
       einem vorbereiteten Coup der drei aus. „Enttäuscht und fassungslos nehmen
       wir ihren Austritt und damit höchstwahrscheinlich das Ende der Fraktion zur
       Kenntnis“, erklärten Wichmann und die übrigen Abgeordneten. „Wir halten den
       Austritt der drei für unverständlich und verantwortungslos.“
       
       Bei der niedersächsischen AfD gibt es seit längerem einen Machtkampf
       zwischen gemäßigten und radikaleren Kräften in der Partei. So war Guth auf
       dem Landesparteitag in Braunschweig vor gut einer Woche abgewählt und der
       AfD-Bundestagsabgeordnete Jens Kestner mit knappem Vorsprung zum neuen
       Landesvorsitzenden gewählt worden. Kestner wird dem offiziell aufgelösten,
       völkisch-nationalistischen „Flügel“ zugerechnet.
       
       Guth signalisierte danach, weiter an der Fraktionsspitze bleiben zu wollen.
       „Mit einer Doppelspitze, hier Fraktion, dort Partei, wird die AfD nun für
       ein besseres Niedersachsen kämpfen“, hatte Guth noch vor einer Woche
       angekündigt. „Die Fraktion wird ihren erfolgreichen Kurs im Landtag mit
       ganzer Kraft fortsetzen“, hatte sie mitteilen lassen – tatsächlich tobte
       der Machtkampf hinter den Kulissen zu dem Zeitpunkt aber unvermindert
       weiter.
       
       Bundesweit war die AfD in den Länderparlamenten bereits häufiger mit Streit
       und Fraktionsquerelen in die Schlagzeilen geraten. In Baden-Württemberg und
       im vergangenen Jahr in Bremen zerbrach die Fraktion, in
       Mecklenburg-Vorpommern spaltete sich ein Teil der Abgeordneten ab.
       
       In Niedersachsen war die AfD 2017 mit einem Ergebnis von 6,2 Prozent
       erstmals in den niedersächsischen Landtag eingezogen. Der Verlust der
       Fraktionsstärke hat zur Folge, dass die AfD künftig weniger
       parlamentarische Rechte im niedersächsischen Landtag hat. Der neue
       Landesparteischef Kestner hatte allerdings bereits angekündigt, verstärkt
       auf der Straße und mit Protestaktionen für die Politik der AfD zu kämpfen.
       
       22 Sep 2020
       
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