# taz.de -- AfDler in Mecklenburg-Vorpommern: Mit rechten Burschen gefeiert
       
       > Der heutige AfD-Fraktionsvorsitzende in MV hat mit rechtsextremen
       > Burschenschaften gefeiert, die beide vom Verfassungsschutz beobachtet
       > werden.
       
 (IMG) Bild: Erstaunlich schlecht informiert: der AfD-Mann Nikolaus Kramer
       
       HAMBURG taz | Im burschenschaftlichen Ton hat Nikolaus Kramer die
       Ankündigung zum 23. Pennälertag in Hamburg verfasst: Die lieben
       „Verbandsbrüder in Nah und Fern“ verweist der heutige
       AfD-Fraktionsvorsitzende in Mecklenburg-Vorpommern auf das Treffen ins Haus
       der Hamburger Burschenschaft Germania und findet anerkennende Worte für die
       „Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg“ zu Hamburg. Das liegt fünf Jahre
       zurück. Mehr als pikant dabei: Kramer ist zu der Zeit Polizeibeamter, beide
       Burschenschaften sind Beobachtungsobjekte des Verfassungsschutzes (VS) in
       Hamburg.
       
       Einige Wochen nach der Ankündigung verschickt Kramer in seiner Funktion als
       Sprecher des Dachverbandes „Allgemeiner Pennälering“ (APR) die
       „fristgerechte“ Einladung zum Pennälertag. Dass Gastgeber und Organisatoren
       vom Verfassungsschutz beobachtet werden, will der 41-Jährige nicht gewusst
       haben. „Die Beobachtung durch den Hamburger Verfassungsschutz war mir zum
       damaligen Zeitpunkt nicht bekannt“, schreibt er der taz auf Anfrage. „Da
       mir zu dem damaligen Zeitpunkt eine Beobachtung durch den Hamburger
       Verfassungsschutz nicht bekannt war und es sich um eine rein private
       Veranstaltung ohne dienstlichen Bezug handelte, war es nicht nötig, meinen
       Dienstherren zu informieren“.
       
       Eine „Pflichtenkollision im Zusammenhang mit der Wohlverhaltenspflicht
       eines Beamten“ habe nicht bestanden, beteuert der AfD-Oppositionsführer im
       Landtag. [1][In der vergangenen Woche war Kramer wegen der Verwendung eines
       historischen Fotos der SS-Leibstandarte Adolf Hitler in einem Chat in die
       öffentliche Kritik geraten.] Nun spricht einiges dafür, dass sein
       Kenntnisstand beim Treffen in Hamburg ein anderer war.
       
       Gut zwei Monate vor dem Pennälertag hatte die Chattia die gymnasiale
       Burschenschaft „Germania Kiel“ zu dem Duell eingeladen. In der Villa der
       „Germania Königsberg zu Hamburg“ fand die „Hatz“ statt. Verschiedene Medien
       berichteten unter anderem deshalb, weil ein Gast, Björn J. Neumann,
       ehemaliger NPD-Kandidat und späteres AfD-Mitglied, einen Pressefotografen
       attackierte.
       
       Dieses Medienecho soll Kramer als engagierter Burschenschaftler nicht
       mitbekommen haben? Ein Schreiben vom 10. April 2013 lässt Zweifel
       aufkommen. In dem langen Brief führt Kramer aus, er sehe sich „nicht nur in
       der Pflicht, sondern es ist es mir auch ein persönliches Bedürfnis, als
       euer Vorsitzender, zu den Vorfällen der letzten Tage und insbesondere der
       medialen Ausschlachtung des APR!’s, insbesondere zu der Hatz“ Stellung zu
       beziehen.
       
       ## Der Verfassungsschutz berichtet regelmäßig
       
       Das Schreiben verschickte Kramer vor dem Pennälertag. In dem Brief sind
       Presseartikel verlinkt, in denen zu lesen ist, dass die Chattia vom VS als
       rechtsextrem eingeschätzt wird. „Herr Kramer kann sich nicht auf
       Unwissenheit berufen. Wenn er das tut, hat er schlichtweg gelogen“, sagt
       Felix Krebs vom „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ (HBgR), das den Protest
       gegen die „Hatz“ organisiert hatte.
       
       Die Chattia ist schon lange als weit rechts stehend bekannt. 2005 warnte
       der VS, dass die Burschenschaft versuche, Rechtsextreme an die Universität
       zu holen. Im April des Jahres hatte die Chattia in der NPD-Monatszeitung
       „Deutsche Stimme“ um Mitglieder geworben. Einzelne Mitglieder sind nach den
       Erkenntnissen des VS selbst in der rechtsradikalen Szene aktiv. Mit der
       Germania ist die Chattia eng verbunden. Über deren Verbindungen zur
       rechtsextremen Szene bis hin zur NPD berichtet der Verfassungsschutz
       regelmäßig.
       
       Der APR zeigt aber auch selbst, wo er politisch steht. An Pathos spart der
       Dachverband nicht. „Jugend, breite deine Flügel über unser ew’ges Vaterland
       und benetze sie mit deinem Schweiß und Blut“, heißt es in einem seiner
       Hefte: „Werde Krieger und Arbeiter für Deutschland“. Die „Hatz“ wird nach
       den Waidhofner Abkommen ausgetragen, eine ihrer Regeln besagt, dass sie
       „Juden auf keine Waffe mehr Genugtuung“ geben dürften, da sie für das Duell
       „unwürdig“ seien.
       
       6 Feb 2018
       
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