# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: WHO-Zentrum in Berlin eingeweiht
       
       > Die Einrichtung soll per Datenanalyse neue Pandemien schnell erkennen und
       > bei der Eindämmung helfen. Das Bundeskabinett ergänzt die
       > Arbeitsschutzverordnung.
       
 (IMG) Bild: Geht es Arbeitgeber etwas an, ob Beschäftigte gegen Covid-19 geimpft sind?
       
       ## Pandemiefrühwarnzentrum eingeweiht
       
       Zur besseren Vorbereitung auf künftige Pandemien hat die
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Berlin ein Pandemiefrühwarnzentrum
       geschaffen. Das Zentrum wurde am Mittwoch von Bundeskanzlerin Angela Merkel
       und WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus eingeweiht.
       
       Das Zentrum soll Milliarden Daten über Tiergesundheit, Krankheiten,
       Bevölkerungsbewegungen Klimawandelfolgen und vieles mehr verarbeiten. Darin
       sollen Muster frühzeitig erkannt und anhand von Computermodellen
       Bedrohungsszenarien erstellt werden. Ziel ist es, bei einer neuen Pandemie
       viel früher als bei Corona Maßnahmen umzusetzen, damit ein Erreger sich
       möglichst nicht auf der ganzen Welt verbreitet.
       
       Erster Direktor ist der in Deutschland geborene nigerianische Epidemiologe
       Chikwe Ihekweazu, der zurzeit die Gesundheitsbehörde Nigerias leitet. Das
       Zentrum startet auf dem Gelände der Charité, einem der Gründungspartner,
       und soll künftig einen eigenen Campus in Kreuzberg erhalten, wie die WHO
       mitteilte. (dpa)
       
       ## Seibert: Auskunftsrecht für Arbeitgeber wird geprüft
       
       Regierungssprecher Steffen Seibert sagt, es werde geprüft, ob Arbeitgeber
       ein Recht bekommen sollen, bei ihren Mitarbeitern den Impfstatus
       abzufragen. „Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Auskunft.“ Es gebe Argumente
       dafür und dagegen. „Wir sind jetzt in der Prüfung.“ Zum Zeitplan will
       Seibert nichts sagen. (rtr)
       
       ## Beschäftigte gespalten bei Impfpflicht im Job
       
       In der Debatte über die Einführung einer Impfpflicht im Job zeigt sich
       Deutschlands Arbeitnehmerschaft gespalten, wie das „Handelsblatt“
       berichtet. Die Zeitung beruft sich auf eine repräsentative Yougov-Umfrage
       unter 1100 Erwerbstätigen, die die Jobplattform Indeed durchgeführt habe.
       Demzufolge sind 54 Prozent für eine solche Pflicht, 41 Prozent sind
       dagegen, der Rest ist unentschieden.
       
       Wenn ihr Arbeitgeber eine Impfpflicht einführen würde, würden sich neun
       Prozent wirklich impfen lassen. 14 Prozent würden rechtliche Schritte gegen
       den Arbeitgeber prüfen, fünf Prozent würden sich nach einem neuen Job
       umsehen. (rtr)
       
       ## Italien: Grüner Gesundheitspass in Fernzügen
       
       Der grüne Gesundheitspass zum Nachweis von Covid-Impfungen wird in Italien
       künftig noch stärker eingesetzt. Künftig muss der Pass bei Reisen in
       Hochgeschwindigkeitszügen, Flugreisen, auf Fähren und bei längeren
       Busfahrten verbindlich mitgeführt werden. Der grüne Pass ist ein Zertifikat
       in digitaler Form oder in Papierform, das zeigt, ob jemand eine
       Covid-19-Impfung erhalten hat, negativ getestet wurde oder unlängst von der
       Krankheit genesen ist. (rtr)
       
       ## Kabinett ergänzt Arbeitsschutzverordnung
       
       Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die Corona-Arbeitsschutzverordnung für
       Unternehmen und ihre Beschäftigten verlängert. Die Verordnung von
       Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wird an die Dauer der epidemischen Lage
       gekoppelt und somit bis einschließlich 24. November 2021 verlängert, wie
       das Bundesarbeitsministerium in Berlin mitteilte.
       
       Neu gilt ab 10. September eine Verpflichtung der Arbeitgeber, Beschäftigte
       über die Risiken einer Covid-19 Erkrankung und Impfmöglichkeiten zu
       informieren, Beschäftigte zur Wahrnehmung von Impfangeboten freizustellen
       und die Betriebsärzte bei betrieblichen Impfangeboten zu unterstützen.
       
       Ansonsten gelten bestehende Regeln fort, etwa die Pflicht zu betrieblichen
       Hygieneplänen und zum Angebot von Schnell- oder Selbsttests mindestens
       zweimal pro Woche. Homeoffice soll weiter als Möglichkeit der
       Kontaktreduzierung dienen. Wo andere Maßnahmen keinen ausreichenden Schutz
       bieten, müssen Arbeitgeber mindestens eine medizinische Schutzmaske zur
       Verfügung stellen.
       
       Arbeitgeber bekommen mit der Verordnung weiterhin nicht das Recht, Auskunft
       über den Impf- oder Genesenenstatus der Beschäftigten zu erhalten.
       Allerdings sollen sie diesen Status der Beschäftigten bei der Festlegung
       der erforderlichen Schutzmaßnahmen berücksichtigen, sofern sie ihn kennen.
       (dpa)
       
       ## Kassenärzt:innen fordern Stiko-Empfehlung zu Drittimpfung
       
       Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) fordert eine schnelle
       offizielle Empfehlung, ob sich Risikogruppen ein drittes Mal gegen [1][das
       Coronavirus] impfen lassen sollen. KVB-Chef Andreas Gassen sagte am
       Mittwoch im Inforadio des rbb, er hoffe, dass die Ständige Impfkommission
       hier relativ zeitnah eine entsprechende Empfehlung formuliere. Das würde es
       allen einfacher machen auch in der Diskussion mit Patient:innen.
       
       Zum Thema, wer für eine dritte Impfung in Frage kommt, sagte Gassen: „Im
       Grundsatz geht man davon aus, dass Auffrisch-Impfungen für alle Menschen
       Sinn machen, die eine schwächere Immun-Antwort hatten und deshalb
       möglicherweise auch eine abfallende Impfwirkung. Das sind in der Regel
       hochbetagte oder immungeschwächte Personen.“ Dazu gebe es allerdings bisher
       noch keine klare wissenschaftliche Positionierung. (epd)
       
       ## Streit um Impf-Auskunft für Arbeitgeber
       
       Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hält ein Auskunftsrecht des
       Arbeitgebers mit Blick auf den Impfstatus der Beschäftigten nur in
       Ausnahmefällen für vertretbar. „Gesundheitsdaten von Beschäftigten sind
       besonders sensibel, dazu gehört auch die Frage einer Impfung gegen das
       Coronavirus“, sagt die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe
       (Mittwochausgaben). Ein Auskunftsrecht von Arbeitgebern sei daher nur in
       bestimmten Fällen vorstellbar, „in denen es um besondere
       Gefährdungssituationen geht“.
       
       In der Debatte um eine mögliche Impfstatusabfrage unter Beschäftigten haben
       Arbeitgebervertreter klare Ansagen der Regierung gefordert. Bei Vertretern
       der Arbeitnehmerseite löste ein entsprechender Vorstoß für eine
       Auskunftspflicht dagegen Kritik aus.
       
       Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) unterstützte die Position der
       Arbeitgeber. An vielen Orten in Deutschland müssten Bürger:innen
       Auskunft geben über ihren Status, um Zutritt zu erlangen etwa zu
       Restaurants. „Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass auch im
       betrieblichen Arbeitsprozess, dort wo Auskünfte über den Impfstatus
       notwendig und sinnvoll sind, um die innerbetrieblichen Abläufe zu
       erleichtern, diese Auskünfte gegeben werden sollen.“ Er werde sich dafür in
       der Bundesregierung einsetzen.
       
       Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht das anders: Die Forderung sei ein
       „No-Go“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. „Die Information, ob jemand
       geimpft ist, unterliegt wie alle anderen Gesundheitsdaten der Beschäftigten
       dem Datenschutz, sie hat Arbeitgeber nicht zu interessieren.“
       
       Bundesarbeitsminister Hubertus Heil lehnt ein Recht zur Abfrage zwar nicht
       grundsätzlich ab, sieht sie aber skeptisch. Die Frage sei, auf welcher
       Rechtsgrundlage eine solche Regelung umgesetzt werden könnte, sagte der
       SPD-Politiker im rbb-Inforadio. Der Arbeitsschutz gebe das wegen der
       Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten nicht her. „Aber wenn Jens Spahn
       einen konkreten Gesetzesvorschlag für das Infektionsschutzgesetz macht,
       dann kann ich mir das angucken.“
       
       Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte in der ARD-Sendung „Hart aber
       fair“ gesagt, er sei gerade hin- und hergerissen, ob man das Gesetz ändern
       solle, damit Arbeitgeber zumindest für die nächsten sechs Monate nach dem
       Impfstatus der Beschäftigten fragen dürften. Er tendiere in der Frage
       „zunehmend zu ja“. Spahn argumentierte: „Wenn alle im Großraumbüro geimpft
       sind, kann ich damit anders umgehen, als wenn da 50 Prozent nicht geimpft
       sind.“
       
       Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber verlangte eine
       bundeseinheitliche Regelung, „ob und in wieweit Arbeitgeberinnen und
       Arbeitgeber den Impf- und Teststatus ihrer Beschäftigten erfragen dürfen“.
       Die Bundesregierung sei „jetzt in der Pflicht, hier schnell eine Lösung zu
       finden, die keinen weiteren Flickenteppich erzeugt“, sagte Kelber dem
       „Handelsblatt“. Die Arbeitgeber müssten nicht wissen, welchen konkreten
       Status ihre Beschäftigten haben, also ob geimpft, genesen oder getestet.
       
       Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände,
       Rainer Dulger, hatte am Montag erklärt: „Unternehmen und Betriebe brauchen
       jetzt eine klare Ansage, dass sie den Impfstatus ihrer Beschäftigten
       erfragen dürfen, um die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit
       aller ihrer beschäftigten Mitarbeiter sicherzustellen.“ (rtr/dpa)
       
       ## Sieben-Tage-Inzidenz steigt wieder
       
       Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 13.531 neue Positiv-Tests. Das sind
       1.970 mehr als am Mittwoch vor einer Woche, als 11.561 Neuinfektionen
       gemeldet wurden. [2][Die Sieben-Tage-Inzidenz] steigt auf 75,7 von 74,8 am
       Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner:innen
       sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.
       
       23 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht
       sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 92.223.
       Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,9 Millionen Corona-Tests
       positiv aus. (rtr)
       
       ## WHO eröffnet Frühwarnzentrum in Berlin
       
       In Berlin wird am Mittwoch das neue Pandemiefrühwarnzentrum der
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) eröffnet. Dort sollen die Fäden aus aller
       Welt zusammenlaufen, um Bedrohungen wie durch das Coronavirus früh zu
       erkennen. Dann könnten Regierungen rechtzeitig Maßnahmen verhängen und etwa
       Verhaltens- oder Reiseempfehlungen aussprechen. An der Eröffnung nehmen
       Bundeskanzlerin Angela Merkel, Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU)
       und WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus teil.
       
       Gesundheitsexperten warnen, dass das Auftauchen eines neuen Virus mit
       weltweiten Gefahren nur eine Frage der Zeit ist. Signale müssten
       systematisch überwacht werden. Die Hoffnung ist, dass dann früher und
       konsequenter gehandelt wird als nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie
       Anfang vergangenen Jahres. „Eine wesentliche Grundlage für den Kampf gegen
       zukünftige Pandemien sind Daten“, sagte Bundeskanzlerin Merkel im Mai, als
       der Beschluss für dieses Zentrum fiel. „Daten, die, wenn sie mit den
       richtigen Analysewerkzeugen gebündelt und verarbeitet werden, Erkenntnisse
       liefern, die wir niemals alleine oder zumindest nicht so schnell entdecken
       könnten.“
       
       Das Zentrum soll mithilfe von künstlicher Intelligenz Unmengen von Daten
       analysieren. Dabei geht es etwa um Tiergesundheit, ungewöhnliche
       Krankheiten bei Menschen, Verhaltensänderungen der Menschen,
       Klimawandelfolgen oder Bevölkerungsverschiebungen. Modelle sollen helfen,
       mögliche Risiken besser einzuschätzen. (dpa)
       
       1 Sep 2021
       
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