# taz.de -- Anti-Nazi-Protest in Dresden: Orosz lobt nur sich
       
       > Dresdens OB Helma Orosz (CDU) tut sich schwer, den Blockierern der
       > Nazidemo zu danken. Sie sagt nur, die Menschenkette in der Altstätdt
       > hätte den Aufmarsch verhindert.
       
 (IMG) Bild: Noch letztes Jahr hatte OB Orosz die Nazis geflissentlich ignoriert.
       
       Nach den erfolgreichen Blockaden gegen den Naziaufmarsch in Dresden weigert
       sich Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) nach wie vor, sich bei den
       AktivistInnen zu bedanken. Stefan Thiele, Sprecher des Bündnisses Dresden
       Nazifrei, sagte der taz, er ärgere sich darüber, dass die
       Oberbürgermeisterin sich nicht eindeutig zu den Blockaden äußern wolle.
       Auch die Grünen im sächsischen Landtag forderten Orosz auf, sich bei den
       Blockierern zu bedanken. Sie hätten den Nazis friedlich und entschlossen
       die Stirn geboten.
       
       Am Samstag verhinderten 12.000 AktivistInnen den größten Naziaufmarsch in
       Europa. Zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg
       marschierten in der Vergangenheit immer wieder tausende Neonazis aus ganz
       Europa am 13. Februar in der sächsischen Landeshauptstadt auf.
       
       In diesem Jahr hatte erstmals ein größeres Bündnis unter dem Namen Dresden
       Nazifrei den Aufmarsch blockiert. Gleichzeitig fanden sich am Samstag in
       der Dresdner Altstadt 10.000 BürgerInnen ein, um mit einer Menschenkette
       ein Symbol gegen rechts zu setzen. Zu dieser Aktion hatte die Dresdner
       Stadtregierung aufgerufen, die den Aufmarsch im letzten Jahr noch einfach
       ignorierte.
       
       Trotz dieses offensichtlichen Lernprozesses sah sich Oberbürgermeisterin
       Orosz auf einer Pressekonferenz am Montag immer noch außerstande, jenen
       couragierten Blockierern zu danken, die sich den Nazis in den Weg stellten.
       Unter denen befanden sich immerhin ihre Amtskollegen aus Erfurt, Jena und
       Gera. Auch nach ausdrücklicher Nachfrage kam sie über die Floskel "Ich
       bedanke mich bei allen friedlichen Protestierern" nicht hinaus. Vielmehr
       habe die Menschenkette auf der anderen Elbseite den "Trauerzug" der Nazis
       verhindert, behauptete Orosz.
       
       Das Bündnis Dresden Nazifrei sieht sich übergangen und kritisierte die
       Dresdner Oberbürgermeisterin. "Die Nazis hätten sich nie von der
       Menschenkette aufhalten lassen", meinte Stefan Thiele vom Bündnis. Vielmehr
       sei es den vielen Blockierern zu verdanken, dass die Rechtsextremisten
       nicht durch Dresden laufen konnten. Gegenüber der taz kritisierte Thiele
       die Dresdner Oberbürgermeisterin. "Es ist ärgerlich, dass sich die
       Bürgermeisterin um eine offizielle Danksagung drückt."
       
       Landespolizeipräsident Bernd Merbitz sprang Orosz bei. "Es darf nicht
       herauskommen, dass Blockaden das Mittel der Zukunft sind, Aufmärsche zu
       verhindern", sagte er und verwies auf die polizeiliche Pflicht, eine
       gerichtlich genehmigte Demonstration auch zu ermöglichen.
       
       Rund um den Neustädter Bahnhof hatten sich tausende Blockierer versammelt
       und die Rechten eingekesselt.
       
       Die Polizei habe aber darauf verzichtet, die Route zu räumen. Das wäre
       nicht verhältnismäßig gewesen, so Merbitz. Dabei hätte die überwältigende
       Anzahl der Gegendemonstranten und ihre breit gemischte Zusammensetzung eine
       Rolle gespielt.
       
       "Wir müssen uns bei der Polizei nicht bedanken", sagte Thiele. Die Polizei
       habe aufgrund des entschlossenen und breiten Bündnisses gar keine andere
       Handlungsmöglichkeit gehabt, als die Blockade zu dulden, sagte Thiele vom
       Blockade-Bündnis. Als "skandalös" bewertete er den Einsatz von
       Wasserwerfern gegenüber DemonstrantInnen.
       
       Das Bündnis freute sich jedoch über die große Beteiligung an den Blockaden.
       Wie Thiele berichtete, seien unter anderem über 30 Busse aus Berlin nach
       Dresden gekommen. Das Bündnis hatte ursprünglich acht Busse bestellt.
       
       Auch Grünen-Politiker Karl Heinz Gerstenberg forderte die
       Oberbürgermeisterin auf, sich bei den Menschen zu bedanken, die durch ihren
       zivilen Ungehorsam den Naziaufmarsch verhinderten.
       
       Zwar räumte er ein, Orosz habe im Vergleich zum letzten Jahr einen großen
       Schritt getan und viele DresdnerInnen durch ihren Aufruf zur Menschenkette
       auf die Straße geholt, um ein Zeichen gegen die Nazis zu setzen. Doch
       bedauerte Gerstenberg, dass die Bürgermeisterin sich weigere, einen
       weiteren Schritt zu tun und den "praktischen" Protest anzuerkennen. "Das
       wäre wirklich angebracht", sagte er.
       
       Schließlich hätten die Blockierenden gezeigt, dass sich "gewaltfreier
       Widerstand lohnt", sagte Gerstenberg. Die friedlichen Protestierenden
       hätten dafür gesorgt, dass die Polizei die Blockaden nicht räumte.
       
       16 Feb 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) M. Bartsch
 (DIR) L. Dubro
       
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