# taz.de -- Attentat in Frankreich: Tödliche Messerstiche
       
       > Bei einem mutmaßlichen Terrorangriff ist ein Lehrer getötet worden, zwei
       > weitere Menschen wurden schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter war als
       > Gefährder eingestuft.
       
 (IMG) Bild: Polizist:innen am Tatort der tödlichen Messerattacke im französischen Arras am 13. Oktober
       
       PARIS taz | „Allahu Akbar“ soll laut Zeugen ein junger Mann gerufen haben,
       der am Freitagvormittag in Arras (Nordfrankreich) einen Mittelschullehrer
       mit einem Messer getötet und zwei weitere Menschen schwer verletzt hat. Bei
       dem Täter, der zusammen mit seinem jüngeren Bruder wenig später
       festgenommen wurde, soll es sich nach Behördenangaben um einen
       Tschetschenen handeln. Mohammed M. sei mit einer „Fiche S“ (Eintrag in der
       Gefährder-Datenbank der französischen Sicherheitsbehörden, Anm. d. Red.)
       als Sicherheitsrisiko registriert gewesen.
       
       Nach ersten vorliegenden Informationen sei der mutmaßliche Täter gegen 11
       Uhr im Lycée Gambetta in Arras aufgetaucht, wo er selbst zeitweilig zur
       Schule gegangen sei. Wie auf einem im Internet zirkulierenden Video zu
       sehen ist, griff er dann zwei Lehrer und einen Schulhausmeister an, die ihn
       im Schulhof beruhigen wollten.
       
       Die Bluttat weckt in Frankreich schlimme Erinnerungen: Vor fast genau drei
       Jahren, am 16. Oktober 2020, hatte ein junger, gleichfalls aus
       Tschetschenien stammender Terrorist in Conflans-Sainte-Honorine bei Paris
       [1][den Geschichtslehrer Samuel Paty ermordet und enthauptet] – angeblich,
       weil dieser in einer Klasse im Unterricht die umstrittenen
       Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. Der Anschlag hatte nachhaltig
       schockiert.
       
       Auch wenn der mutmaßlich terroristische Angriff in Arras vielleicht mit den
       gegenwärtigen Spannungen seit dem 7. Oktober nicht direkt verbunden ist,
       wächst in Frankreich die Angst, dass der Konflikt zwischen Israel und der
       Hamas mit zusätzlichen politischen und konfessionellen Spannungen oder gar
       Terrorakten „importiert“ werden könnte.
       
       ## Unabsehbare Folgen
       
       Das könnte unabsehbare Folgen haben für ein Land mit rund sechs Millionen
       Muslimen und der größten jüdischen Gemeinde in Europa. Laut Innenminister
       Gérald Darmanin wurden ihm seit dem 7. Oktober [2][mehr als 100
       antisemitische Aktionen und Bedrohungen] gemeldet.
       
       Mit dem Argument, dass handfeste Auseinandersetzungen zu befürchten seien,
       hatte die Polizei sämtliche Solidaritätskundgebungen für die Palästinenser
       untersagt. Trotzdem hatten sich in den vergangenen Tagen in mehreren
       Städten jeweils mehrere hundert Leute versammelt.
       
       In Paris wurde am Donnerstagabend eine Kundgebung mit dem Einsatz von
       Tränengas und Wasserwerfern aufgelöst. Teilnehmende kritisierten gegenüber
       Medien, dass die Behörden mit „zweierlei Maß“ messen würden – je nachdem,
       ob in Frankreich für Israel oder Gaza demonstriert werde.
       
       Staatspräsident Emmanuel Macron reiste noch am selben Tag in Begleitung
       mehrerer Minister nach Arras. Am Vorabend hatte er in einer
       Fernsehansprache seine Landsleute angesichts der Spannungen zur „Einheit“
       aufgerufen.
       
       13 Oct 2023
       
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