# taz.de -- Bundestag beschließt Wohngeld Plus: Mehr Wohngeld, mehr Bürokratie
       
       > Bundestag verabschiedet deutliche Erhöhung des Wohngeldes: Union
       > kritisiert, dass die Kommunen überlastet werden.
       
 (IMG) Bild: Das könnte in Zukunft dauern: Wohngeldantrag
       
       BERLIN taz Dafür, dass das Wohngeld bislang ein ziemliches Nischendasein
       führt, wurde in der Bundestagsdebatte am Donnerstag nicht an großen Worten
       gespart. Das [1][neue Bürgergeld] und das Wohngeld Plus seien zusammen
       betrachtet „ein sozialpolitischer Meilenstein“, sagte SPD-Politiker Brian
       Nickholz. Das neue Wohngeld sei eine „wirksame Entlastung bis in die
       Mittelschicht hinein“.
       
       In der Tat verspricht die Reform der Ampelregierung mehr Geld für einen
       deutlich erweiterten Empfängerkreis: Profitieren sollen davon rund 4,5
       Millionen Menschen in 2 Millionen Haushalten. Zum Vergleich: 2020 haben
       etwa 600.000 Haushalte Wohngeld bezogen. Der staatliche Mietzuschuss ist
       Teil des dritten Entlastungspaketes und soll gezielt Menschen unterstützen,
       die keine Sozialhilfe beziehen, aber dennoch über wenig Einkommen verfügen.
       Viele davon sind Rentner*innen und Alleinerziehende. Ab Januar 2023 soll
       das Wohngeld durchschnittlich um 177 Euro auf 370 Euro pro Monat steigen.
       Die tatsächliche Höhe des Wohngelds ist abhängig von Miethöhe, Einkommen
       und Wohnlage.
       
       Zudem gibt es zwei wichtige Neuerungen: Erstmals werden beim Wohngeld die
       warmen Nebenkosten berücksichtigt und eine sogenannte Klimakomponente
       eingeführt, die Mieterhöhungen abfedern soll, die durch energetische
       Gebäudesanierungen entstehen können. Der Deutsche Städtetag wie auch der
       Deutsche Mieterbund begrüßen diese Reform im Grundsatz.
       
       Aber sie hat einen großen Haken. Schon jetzt kommen viele Kommunen wegen
       Personalmangel mit der Antragsbearbeitung nicht hinterher – dabei ist ab
       nächstem Jahr mit einem erhöhten Antragsaufkommen zu rechnen. Das weiß auch
       SPD-Politiker Nickholz. Er macht keinen Hehl daraus, dass es „am Anfang
       etwas länger dauern wird“. Die CDU-Abgeordnete Anne König nennt das „ein
       Desaster mit Ansage“ und bemängelt, dass Bürger*innen, die sich jetzt
       Hoffnungen machten, „auf eine heillos überforderte Verwaltung“ treffen
       würden. „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert“, fasst
       König zusammen.
       
       Linke-Politikerin [2][Caren Lay] kritisierte, dass bei der
       Berechnungsmethode Haushalte weiter 40 Prozent ihrer Einkommen für das
       Wohnen ausgeben müssen. Damit werde eine „finanzielle Überbelastung“
       miteingerechnet. Außerdem brauche es zusätzlich einen Mietenstopp, denn die
       Reform dürfe „keine staatliche Subvention für Vonovia“ werden.
       
       Die Grüne Hanna Steinmüller lobte ausdrücklich, dass die Reform durch die
       neu eingeführte Klimakomponente „Sozialpolitik und Klimapolitik“
       zusammenbringe. FDP-Politiker Daniel Föst nannte die Wohngeldreform
       „wichtig und richtig“, weil die „untere Mittelschicht nicht mehr kann“. Er
       forderte die Länder auf, die Kommunen zu unterstützen, die Verwaltung zu
       optimieren und zu digitalisieren. Am Ende stimmte neben den
       Regierungsfraktionen auch die AfD dem Gesetz zu, die Union lehnte ab, die
       Linke enthielt sich.
       
       Der Bundestag verabschiedete zudem eine [3][Regelung für die Aufteilung der
       Kosten für die Klimaabgabe]. Künftig soll ein Stufenmodell gelten, das
       Vermieter*innen an den Kosten beteiligt, je nachdem wie gut das
       Mietshaus saniert ist. Bislang tragen Mieter*innen die CO2-Abgabe auf
       Heizöl und Erdgas allein.
       
       10 Nov 2022
       
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