# taz.de -- Debüt von „RTL Direkt“ mit Jan Hofer: Und nun zu etwas völlig anderem
       
       > Das „RTL Direkt“-Debüt am Montag war desaströs. Statt auf aktuelle
       > Nachrichten zu reagieren, diskutierte Jan Hofer mit Annalena Baerbock
       > über Bio-Essen.
       
 (IMG) Bild: Thema verfehlt: Jan Hofer und Annalena Baerbock bei „RTL Direkt“
       
       Es ist tragisch, wenn beim sorgfältig geplanten Journalismus plötzlich
       Nachrichten dazwischenkommen. Der Kölner Privatsender RTL bereitet seit
       Monaten seine „News Offensive“ vor, hat sich mehrere berühmte
       Ex-ARD-Gesichter geschnappt, [1][gerade wurde sogar bekannt, dass er mit
       dem traditionsreichen Zeitungsverlag Gruner + Jahr fusioniert].
       
       Am Montagabend ging die neue Infosendung „RTL Direkt“ mit
       Ex-Tagesschau-Sprecher Jan Hofer erst mal so richtig in die Hose.
       Blöderweise gab es eine globale Großnachrichtenlage, auf die man bei RTL
       nicht so recht reagieren wollte.
       
       „RTL Direkt“ läuft ab sofort Montag bis Donnerstag um 22.15 Uhr und dauert
       20 Minuten. Normalerweise laufen parallel die Tagesthemen im Ersten, was
       auch als „Kampfansage“ an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gewertet
       wird. Bei RTL hat man sich nicht gerade beeilt, dem vehement zu
       widersprechen. „RTL Direkt“ hat ein Thema des Tages, das mit einem Gast
       besprochen wird, unterbrochen von Einspielern. Zum Auftakt sprach Jan Hofer
       mit Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock über die Frage, „wie viel
       grünes Leben kostet“. Während das Interesse der Zuschauer*innen am
       Montagabend garantiert woanders lag.
       
       ## Journalismus heißt reagieren
       
       Trotzdem ging, während sich am [2][Kabuler Flughafen] Menschen an Flugzeuge
       klammerten, Hofer mit Baerbock nach zwei aktuellen Minuten zum
       vorbereiteten Thema über: Bio kaufen, wer kann sich das leisten. Jede*r,
       bei der richtigen Sozial- und Agrarpolitik, sagt Baerbock. Aha.
       Afghanistan: Vergessen. Stattdessen macht Comedian Abdelkarim am Ende eine
       kurze Standup-Einlage zu den Wahlkampfthemen des vergangenen Monats. Zur
       Aufheiterung. Selten war eine Sendung in einem Moment so deplatziert.
       
       Klar, jede neue Show muss sich einruckeln. Neue Formate und Segmente müssen
       sich entwickeln, das Team sich einarbeiten, der Moderator sich in der neuen
       Rolle zurechtfinden. „RTL Direkt“ nach einer Ausgabe an Kleinigkeiten zu
       messen, an Verhasplern und Momenten der Unsicherheit, wäre unfair. Und
       natürlich ist Jan Hofer kein gewiefter Interviewer, sondern
       Wohlfühl-Moderator. Und: Auch bei der ARD wurden schon Tatorte gesendet,
       während es draußen in der Welt zu geopolitischen Krisen kam. [3][Etwa beim
       Putschversuch 2016 in der Türkei].
       
       Aber wenn man als Privatsender Erwartungen aufbaut, jetzt Journalismus zu
       machen, der sich an dem der Öffentlich-Rechtlichen messen kann, dann gehört
       dazu auch: Reagieren auf Aktualität. Besonders, wenn eine Politikerin im
       Studio ist, die sich um ein Amt bewirbt, in dem sie künftig durch solche
       Krisen führen müsste.
       
       17 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Weissenburger
       
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