# taz.de -- Deutscher Ministerbesuch in Burkina Faso: Russland nicht das Feld überlassen
       
       > Entwicklungsministerin Schulze besucht als erstes EU-Regierungsmitglied
       > seit den Militärputschen Burkina Faso. Sie reist gemeinsam mit der
       > Weltbank.
       
 (IMG) Bild: Was Bundesentwicklungsministerin Schulze in Ouagadougou am Straßenrand zu sehen bekommt
       
       COTONOU taz | [1][Ousmane Diagana spricht auf X] (ehemals Twitter) von
       konstruktiven Gesprächen mit der Regierung von Burkina Faso. 2022 kam es
       gleich zu zwei Militärputschen in dem Sahelland, in dem heute der
       36-jährige Ibrahim Traoré die Macht hat. Diagana, der für West- und
       Zentralafrika zuständige Vizepräsident der Weltbank, [2][schreibt]: „Um das
       tägliche Leben der Bewohner und der Region nachhaltig zu beeinflussen, ist
       eine enge Zusammenarbeit unerlässlich.“
       
       Noch bis Donnerstag besucht Diagana [3][gemeinsam mit der deutschen
       Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze] Burkina Faso und anschließend
       das Nachbarland Benin. Schulze, die ebenfalls Vorsitzende der für die
       Koordination entwicklungspolitischer Maßnahmen in der Region gegründeten
       „Sahel-Allianz“ ist, [4][betonte im Vorfeld der Reise]: „Ich will mit
       dieser Reise Gesprächskanäle öffnen, zuhören und für unsere Positionen
       werben.“
       
       Schulze ist die erste europäische Ministerin, die Burkina Faso seit der
       Machtübernahme der Militärs besucht – eine schwierige Mission. Auch in den
       Nachbarstaaten Mali und Niger haben Militärs die Macht. Sie alle
       kritisieren die ehemalige Kolonialmacht Frankreich. Ihre jüngste
       [5][gemeinsame Ankündigung Ende Januar], nun auch die Regionalorganisation
       Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) zu verlassen, hat die
       Region in Alarmbereitschaft versetzt.
       
       Es wird befürchtet, dass sich mit dem Austritt die ohnehin schon prekäre
       Sicherheitslage weiter verschlechtert. Seit 2012 haben sich verschiedene
       Terrorgruppen von Malis Norden aus innerhalb der Region immer weiter
       ausgebreitet. Allein in Burkina Faso kamen nach Informationen der
       unabhängigen Konfliktbeobachtungsstelle [6][ACLED] in den vergangenen zwölf
       Monaten knapp 8.300 Menschen ums Leben.
       
       ## Deutschland müsse der bessere Partner sein
       
       Wie katastrophal die Sicherheitslage in Burkina Faso ist, hat sich erneut
       [7][am letzten Februar-Wochenende] gezeigt. Bei Angriffen auf eine
       katholische Kirche, eine Moschee sowie mehrere Dörfer im Departement Thiou
       sollen mindestens 170 Menschen ums Leben gekommen seien, dazu kommt eine
       unbekannte Zahl getöteter Soldaten und Angreifer. Die Zahl wird offiziell
       allerdings wieder angezweifelt.
       
       Umso wichtiger sei die Aufklärung, hat am Dienstag [8][die Internationale
       Föderation für Menschenrechte (FIDH) gefordert]. „Die Massaker werden
       völlig ungestraft verübt“, so Präsidentin Alice Mogwe. „in Ermangelung des
       Willens oder der Kapazität seitens der nationalen Behörden fordern wir die
       Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshofs auf, eine Untersuchung
       in Burkina Faso einzuleiten.“
       
       Gleichzeitig buhlt Russland um die Region, und zwar nicht nur mit
       militärischer Unterstützung. Ende 2023 eröffnete Moskau in Burkina Faso
       nach 31 Jahren wieder eine Botschaft. Vier Wochen später hieß es, dass der
       Sahelstaat 25.000 Tonnen Weizen aus Russland erhalten habe. In der
       Hauptstadt Ouagadougou sagt jemand, der nicht namentlich genannt werden
       möchte: „Wir entscheiden doch selbst darüber, mit wem wir zusammenarbeiten.
       Warum sollte die Kooperation mit Russland anders sein als mit einem der
       europäischen Länder?“
       
       Wo sich westliche Staaten zurückzögen, geht Russland rein, hat Schulze am
       Dienstag in einem Interview mit dem ZDF betont. Um Russland nicht das Feld
       zu überlassen, müsse Deutschland zeigen, das es der bessere Partner sei. Zu
       ihrem Programm gehören daher Besuche in Projekten, die vor allem
       Ausbildungsplätze schaffen sollen. Perspektiven für die Bevölkerung
       schaffen gilt als eine zivile Strategie im Kampf gegen den Terrorismus, wo
       Russland vor allem militärische Zusammenarbeit anbietet.
       
       6 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/ousmane_diagana
 (DIR) [2] https://twitter.com/ousmane_diagana/status/1764884450825900131
 (DIR) [3] https://twitter.com/CAI_Afrique/status/1764951790645092857
 (DIR) [4] https://www.bmz.de/de/aktuelles/aktuelle-meldungen/schulze-reise-nach-burkina-faso-und-benin-205278
 (DIR) [5] /Westafrikanische-Wirtschaftsgemeinschaft/!5988365
 (DIR) [6] https://acleddata.com/tag/burkina-faso/
 (DIR) [7] /Terror-in-Burkina-Faso/!5991998
 (DIR) [8] https://www.fidh.org/fr/regions/afrique/burkina-faso/spirale-de-violence-au-burkina-faso-la-fidh-demande-la-fin-de-l
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
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