# taz.de -- Digitale Währungen und Regulierung: Umweltsau Bitcoin
       
       > Kryptowährungen sind big, auch bei der Umweltbelastung. Die Politik
       > könnte gestalten und vermitteln, kommt aber noch immer zu spät.
       
 (IMG) Bild: „Kryptowährungs-Mining-Rigs“ in einer Bitcoin-Fabrik in der Provinz Sichuan in China
       
       Twitter ist voll davon, alle reden darüber: Kryptowährungen sind der neue
       heiße Scheiß. Nachdem in der 1. Welle der Pandemie alle, die es sich
       potenziell leisten können, [1][über Spekulation und Sparpläne mit Exchange
       Traded Funds (ETFS) gesprochen haben], während ihr Sauerteigbrot im Ofen
       war, sind es nun die Kryptowährungen.
       
       Allen voran Bitcoin – die älteste und bekannteste digitale Währung. Im Juni
       hatte El Salvador Bitcoins [2][als gesetzliches Zahlungsmittel erlaubt,]
       als erstes Land der Welt. Die Prognosen von Experten reichen von 400.000
       bis 0 Dollar für eine der digitalen Münzen, zwischendurch erreichte die
       Währung schon 64.895,22 Dollar pro Bitcoin.
       
       Aber auch bei der digitalen Münze gibt es eine Schattenseite: beim Thema
       Umwelt glänzt sie plötzlich nämlich gar nicht mehr. Die Herstellung von
       Bitcoins ist kompliziert: Vereinfacht gesagt besteht die virtuelle Währung
       aus einem fiesen Rechenrätsel, das nur mit gigantischer Rechenleistung
       durch mehrere Computer gelöst werden kann.
       
       Dieses Verfahren wird als „Schürfen“ bezeichnet, angelehnt an die früheren
       Goldgräber nennt man die Hersteller:innen entsprechend „Miner“. Diese
       Miner erzielen immer dann Einnahmen, wenn es ihnen gelingt, als Erster ein
       bestimmtes kryptografisches Rätsel zu lösen und somit ein neuer Bitcoin
       erstellt wird. Aktuell sind dies 6,25 Bitcoin. Die virtuelle Währung wird
       meist in riesigen Mining-Farmen in Ländern mit niedrigen Strompreisen
       hergestellt.
       
       ## Mining-Farmen verbrauchen 141 Terawattstunden
       
       Einer Untersuchung der Universität Cambridge und der Internationalen
       Energieagentur IEA zufolge verbrauchen die Mining-Farmen mit rund 141
       Terawattstunden jährlich [3][so viel Strom wie die Niederlande] mit ihren
       17 Millionen Einwohner:innen. Der Iran beispielsweise ist unter den Minern
       sehr beliebt, wodurch es in der Vergangenheit in mehreren Städten durch
       illegale Bitcoin-Miner zu Stromausfällen kam. Die Regierung ging der Sache
       nach, daraufhin mussten mittlerweile rund 1.600 Bitcoin-Rechenzentren
       schließen.
       
       In den USA läuft gerade ein Streit zwischen Umweltaktivist:innen und
       der Firma Greenidge Generation. Diese hat ein stillgelegtes fossiles
       Kraftwerk am Senecasee, vier Autostunden von New York entfernt, gekauft,
       mit Servern bestückt und betreibt dort Bitcoinschürfen in großem Stil. Das
       Kraftwerk wurde wieder zum Leben erweckt, sorgt damit günstig für den
       benötigten Strom. Kühlwasser wird ohne Filter aus dem See gepumpt, Fische
       und Pflanzen also inklusive, und später 40 Grad wärmer zurück in den See
       geleitet. Alles möglich unter dem Deckmantel alter Gesetze, die der
       Digitalisierung hinterherhinken.
       
       Und da liegt das Problem: Denn wenn Regierungen zu spät kommen, anstatt das
       Große Paket der Digitalisierung selbst anzugehen, werden sie immer nur
       Verbote aussprechen und Regularien verfassen, anstatt Prozesse von Beginn
       an zu begleiten. Klimaschutz und digitaler Fortschritt stehen sich aber
       nicht grundsätzlich im Weg – dazu in der nächsten Folge!
       
       19 Jul 2021
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malaika Rivuzumwami
       
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