# taz.de -- Doku über Bastian Schweinsteiger: Einfach zum Heulen
       
       > Bastian Schweinsteiger ist einer der großen Fußballhelden des Landes. Til
       > Schweiger hat eine filmische Hagiografie über ihn produziert – mit
       > Gefühl.
       
 (IMG) Bild: Held mit Makeln: Bastian Schweinsteiger nach einem vergebenen Elfmeter bei der EM 2016
       
       Er spielt halt gerne. Und so richtig witzig findet es Bastian
       Schweinsteiger nicht, wenn er verliert. Auch gegen seine Frau Ana, die
       ehemalige Nummer eins im Tennis, würde er gerne gewinnen. Er gewinnt aber
       nicht. Schiedsrichter Fred Schweinsteiger, der Vater des Verlierers, kann
       nur darüber lachen, dass sein Sohn doch tatsächlich über einen von ihm Aus
       gegebenen Ball diskutieren will. Eine nette Familie, diese Schweinsteigers,
       soll sich wohl denken, wer sich die Doku über den Helden des WM-Finales von
       2014 anschaut. „Schw31ns7eiger – Memories von Anfang bis Legende“, ein Film
       von Regisseur Robert Bohrer gibt es seit Freitag auf Amazon zu sehen.
       
       Fast zwei Stunden Schweini, zwei Stunden Nettigkeiten von ihm und über ihn.
       Eine Sportlerkarriere, mit vielen Tiefen und noch mehr Höhen, als hätte
       sie sich jemand für einen Werbespot eines Sportartikelherstellers
       ausgedacht. Und ein Privatleben, das so kitischig daherkommt, dass selbst
       die abgehärtetsten Rosamunde-Pilcher-Ultras heulen müssen wie die
       Schlosshunde. Oder zumindest so wie Bastian Schweisteiger, als der
       Brautvater seine Zukünftige zum Altar der prächtigen Kirche Santa Maria
       della Misericordia in Venedig führt.
       
       Rührend sind auch die Bilder aus der Kindheit: Papa Schweinsteiger hat das
       Leben seiner Kinder mit seinen Videokameras so intensiv dokumentiert, als
       wüsste er, dass sie einst für einen Heldenepos über seinen Basitan
       gebraucht würden. Und es ist auch gar zu goldig anzusehen, wie der
       Minischweini seine ersten Skier zu Weihnachten geschenkt bekommt. Schluchz.
       
       Schweinsteiger erzählt, dass er es genieße, wenn ihm Anerkennung zu Teil
       werde, dass ihm das zugleich auch unangenehm wäre und dass er deshalb so
       manche Träne verdrückt habe. Dann heult er wieder Rotz und Wasser, als er
       sich nach seinem letzten Karrierespiel für Chicago Fire von seiner
       Mannschaft verabschiedet. Da begleitet ihn schon eine Kamera, inszeniert
       ihn auf seiner letzten Reise zu einem Stadion. Schweinsteiger ist da schon
       Held, hat den Status eines gewöhnlichen Erdenbürgers längst verlassen.
       Heulen muss er trotzdem.
       
       ## Schlüsselszenen eines Lebens
       
       Der Film über den Sportler Schweinsteiger kreist um die drei wichtigsten
       Spiele seiner Karriere: um das Champions-League-[1][Finale Dahoam] von 2012
       gegen den FC Chelsea, das sein FC Bayern auch deshalb verloren hat, weil er
       im Elfmeterschießen den Ball an den Pfosten gesetzt hat (schluchz), um den
       Champions-League-Erfolg gegen Borussia Dortmund im Jahr darauf (heul) und
       natürlich den WM-Triumph gegen Argentinien 2014 in Rio de Janeiro, in dem
       er in den Legendenstatus aufsteigt (schluchz). Wem die Bilder nicht genug
       sind, den wird gewiss die gefühlsduselige Musik zum Weinen bringen.
       
       Weggegefährten aus dem Fußball schwärmen zwischen all den Bildern vom Rasen
       oder von Fred Schweinsteigers Videokassetten von all dem, was dem Helden
       auf seinem Weg begegnet ist. Da gibt es bemerkenswerten Beifang: Wer sich
       etwa schon einmal gefragt hat, warum Karl-Heinz Rummenigge, der Boss des FC
       Bayern, bisweilen so griesgrämig dreinschaut, der erfährt, dass sich der
       gute Mann jedes Jahr im Urlaub auf Sylt das verlorene Finale Dahoam noch
       einmal anschaut. Der Ärmste.
       
       Oliver Kahn darf sagen, wie schlimm es ist, vor 400 Millionen Menschen als
       Versager dazustehen und Jupp Heynckes fällt die Rolle desjenigen zu, der
       sagt, dass sich der gute Bastian immer treu geblieben ist. Vom Auftritt
       Thomas Müllers im Film wird wohl vor allem der gewalltige Rollkragen seines
       roten Pullis in Erinnerung bleiben. Und über Till Schweiger, den
       Produzenten des Films, wissen wir jetzt, dass er nach der
       Halbfinalniederlage der Deutschen bei der Heim-WM gegen Italien noch am
       Morgen danach hat weinen müssen.
       
       Das Fazit ist naheliegend: So viel Salzwasser war selten in einem
       [2][Sportfilm]. Schluchz!
       
       5 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Chelsea-gewinnt-Champions-League/!5093530
 (DIR) [2] /Kinostart-Being-Mario-Goetze/!5540857
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fußball
 (DIR) Bastian Schweinsteiger
 (DIR) Champions League
 (DIR) Dokumentation
 (DIR) Kolumne Helden der Bewegung
 (DIR) Sport
 (DIR) FC Bayern München
 (DIR) Bastian Schweinsteiger
 (DIR) Bastian Schweinsteiger
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Fußballexperte der ARD: Abschalten mit dem Bastian
       
       Zu DFB-Pokalabenden gehört ein Experte mit analytischem Verstand und
       Hintergrundwissen. Manchmal steht aber nur Bastian Schweinsteiger da.
       
 (DIR) Trend Sport-Dokumentationen: Bis unter die Dusche
       
       Von „Kroos“ bis „All or nothing“: Sport-Dokus trenden. Ihre Emotionalität
       ist unterhaltend, aber auch Marketing-Instrument.
       
 (DIR) Die Stärken des FC-Bayern-Trainers: Wohlgefühl dank Hansi
       
       Bayern München spielt erfolgreicher denn je, auch weil Trainer Hansi Flick
       sein Geschick als Kommunikator und Spielerversteher beweist.
       
 (DIR) Fußball in den USA: Schweini macht den Eurosnob
       
       Bastian Schweinsteiger mäkelt in alter Tradition an der fußballerischen
       Qualität der Major League herum. Seine Rechtfertigung macht es nicht
       besser.
       
 (DIR) Abschied von Bastian Schweinsteiger: Die letzte Bühne
       
       „Schweini“ wird Mittwochabend im Freundschaftsspiel gegen Finnland
       würdevoll verabschiedet. Und damit ist der 32-Jährige hochzufrieden.
       
 (DIR) Die Wahrheit: „I schpuiad gegar an jeden“
       
       Im Wahrheit-Interview spricht der Bairisch-Trainer der Bayern Tacheles über
       Carlo Ancelotti, Sprach-Streber wie Philipp Lahm und andere Eleven.