# taz.de -- Frankreichs Kasse streicht Homöopathie: Adieu Globuli
       
       > Unsere Nachbarn machen alles richtig. Die Kügelchen dürfen nicht alle
       > bezahlen. Auch in Deutschland muss Schluss mit Hokuspokusbonus sein.
       
 (IMG) Bild: She did it: Frankreichs Gesundheitsministerin Agnes Buzyn
       
       Fehler zu erkennen und zu korrigieren ist eine Leistung, die nicht zu
       gering geschätzt werden darf. In diesem Sinne: Großes Lob an Frankreich,
       genauer gesagt, an Gesundheitsministerin Agnès Buzyn. Sie nämlich hat
       entschieden, dass die Krankenkassen ab 2021 [1][die Behandlung mit
       homöopathischen Pseudomedikamenten nicht mehr bezahlen dürfen.] Das
       eingesparte Geld – rund 127 Millionen Euro im Jahr – kann dann für
       Therapieformen ausgegeben werden, die eine wissenschaftliche Grundlage
       haben.
       
       Zugegeben: Im Vergleich zu den Gesamtausgaben im Gesundheitssystem ist die
       Summe nicht allzu groß. Aber es geht auch nicht nur ums Geld: Es geht
       darum, zu zeigen, was eine aufgeklärte Gesellschaft als Medizin akzeptieren
       darf (alles mit Wirkungsnachweis) und was nicht (alles andere).
       
       Natürlich können in bestimmten Lebenslagen auch andere Dinge helfen
       (Zuckerkügelchen ohne Wirkstoff, Schokolade, Netflix), aber das ist dann
       eben keine Medizin, für deren Kosten die Krankenkassen aufkommen und damit
       die Solidargemeinschaft, also wir alle.
       
       [2][In Deutschland bezahlen bislang die meisten gesetzlichen Krankenkassen
       homöopathische Mittel], auch wenn sie es nicht müssten. Nicht etwa, weil
       sie belegen könnten, dass Globuli eine Wirkung über den Placeboeffekt
       hinaus hätten – diesen Beleg gibt es ja auch nicht, die Homöopathen bleiben
       ihn seit 200 Jahren schuldig.
       
       ## Unsere Nachbarn machen alles richtig
       
       Es ist nicht einmal so, dass die Kassen irgendeine Wirksamkeit über den
       Placeboeffekt hinaus vermuten. Sie wollen schlicht die Nachfrage der
       Globuligläubigen befriedigen, weil diese eine attraktive Kundengruppe sind:
       Homöopathie ist Marketing für jüngere und vergleichsweise gesunde
       Versicherte. Aber solche wirtschaftlichen Interessen der Krankenkassen
       dürfen nicht das Kriterium sein.
       
       Aus diesem Grund gibt es nun auch hierzulande verstärkt Forderungen,
       Homöopathiekosten nicht mehr zu erstatten, aktuell auch von der
       Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Jetzt muss nur noch die Politik
       erkennen, dass für die Homöopathie kein Hokuspokusbonus gelten darf.
       
       Schaut nach Frankreich, vertraut der Aufklärung, lasst Homöopathie
       Privatsache sein! Unsere Nachbarn machen dort alles richtig, wenn sie die
       Homöopathie-Industrie und ihre Anhänger in die Schranken weisen.
       
       12 Jul 2019
       
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