# taz.de -- Gemeinsame Bewerbung mit anderen Orten: Senat bietet Berlin für Olympia an
       
       > Die Hauptstadt will die Spiele 2036 oder 2040 austragen. Eine Abstimmung
       > der BerlinerInnen ist nicht geplant. Kritik kommt von Grünen und
       > Linkspartei.
       
 (IMG) Bild: Mit einer Unterschrift machten Kai Wegner und Iris Spranger am Dienstag die Olympiabewerbung klar
       
       BERLIN taz | Mit ihrer Unterschrift unter einen in eine rotsamtene Hülle
       eingefassten Text haben Regierungschef Kai Wegner (CDU) und die für Sport
       zuständige Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Dienstag um 13.45 Uhr
       zugestimmt, dass Berlin sich für die Olympischen Spiele 2036 oder 2040
       bewirbt. Das soll zusammen mit anderen Städten geschehen. Der schwarz-rote
       Senat hatte sich am Vormittag laut Wegner einstimmig dafür ausgesprochen.
       Dafür hatten sich CDU und SPD in Grundzügen im Frühjahr [1][bereits in
       ihrem Koalitionsvertrag] offen gezeigt.
       
       Berlin, so die Vision, würde die Olympischen Spiele mit anderen Orten in
       Deutschland austragen. Im Gespräch sind München, Hamburg, Leipzig und die
       Rhein-Ruhr-Region, für die Segelwettbewerbe kämen Kiel oder Rostock
       infrage. Die Spiele sollen nachhaltig sein und komplett ohne neue
       Sportstätten auskommen. Laut Wegner könnte Berlin allein schon mit den
       Sportstätten im jetzigen Zustand 70 Prozent aller Wettbewerbe ausrichten.
       
       „Schreibt“, hatte sich der Regierungschef zuvor bei seinem Füller
       versichert und entsprechend kommentiert, bevor er unterschrieb. Was er
       nicht vorher ausprobieren will: Ob die restlichen knapp vier Millionen
       Berlinerinnen und Berliner genau so olympiabegeistert sind wie Spranger und
       er. „Nein“, antwortete Wegner auf die Frage, ob er zusichern könnte, dass
       es vor einer deutschen Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komittee
       (IOC) in Berlin [2][eine Abstimmung über die Teilnahme der Stadt] gibt.
       
       Überhaupt verwies der Regierungschef mehrfach darauf, dass nicht der Senat,
       sondern der [3][Deutsche Olympische Sportbund] „der Veranstalter“ sei. Vom
       Präsidenten des Landessportbunds, Thomas Härtel, einem früheren
       langjährigen SPD-Staatssekretär, war zwar viel von Dialogformen und vom
       Mitnehmen kritischer Stimmen zu hören. Doch auch er mochte sich am Dienstag
       nicht auf eine Hopp-oder-Top-Befragung oder Abstimmung festlegen.
       
       Wegner würde Spiele 2036 einer Austragung vier Jahre später vorziehen, um
       einen klaren Kontrast zu den Nazi-Spielen von 1936 zu setzen, „die für Hass
       und Ausgrenzung standen“. Er stelle sich vor, wie die israelische
       Mannschaft 2036 ins Olympiastadion einzieht, sagte er – „das wäre der
       zweite Sieg über Nazi-Deutschland“.
       
       Zur oft geäußerten Kritik an knebelnden Vorgaben des IOC sagte
       Landessportbundchef Härtel, das IOC habe die Bedingungen verändert. Laut
       Senatorin Spranger passen sich die Spiele nun „viel mehr den Gastgebern an
       als umgekehrt“. Laut Wegner will das IOC 2025 oder 2026 über die Vergabe
       der Spiele entscheiden.
       
       Aus Sicht des Senats würden die Spiele, wie schon bei der gescheiterten
       Bewerbung 2015 kritisiert, kein Milliardengrab, sondern ein
       wirtschaftlicher Gewinn für Berlin werden. Spranger verwies dazu auf Zahlen
       zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris.
       
       Die oppositionellen Grünen und die Linkspartei reagierten in
       Pressemitteilungen ablehnend. „Olympia ist ein Irrweg“, hieß es bei der
       Linkspartei, „Berlin kann sich diese Veranstaltungen nicht leisten, auch
       nicht in Kooperation mit anderen Städten in Deutschland.“ Bei den Grünen
       sieht man – anders als Innensenatorin Spranger – zu wenig Bezug zum
       Breitensport. Außerdem habe man „Fragezeichen, was eine soziale,
       ökologische und korruptionsfreie Austragung betrifft“.
       
       14 Nov 2023
       
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