# taz.de -- Grüne Männchen nur innerstädtisch: Sie sind nicht unter uns
       
       > Über Nordamerika schweben unbekannte Objekte, angeblich ohne
       > Außerirdische. Warum kommen Aliens eigentlich nie nach Europa?
       
 (IMG) Bild: Das sähen wir auch mal gern: Begegnung über South Carolina am 4. Februar
       
       Beruhigende Nachrichten aus den USA: „Es gibt keinen Hinweis auf Aliens
       oder außerirdische Aktivitäten bei diesen jüngsten [1][Abschussaktionen]“,
       ließ die Sprecherin des Weißen Hauses die Presse am Montag wissen. Denn im
       Himmel über Nordamerika spielt sich gerade Aufregendes ab: Nachdem bereits
       ein potenzieller Spionageballon chinesischer Bauart über der Küste des
       südöstlichen Bundesstaates South Carolina abgeschossen wurde, sind nun über
       Alaska, Kanada und dem Mittleren Westen weitere fliegende Objekte gesichtet
       worden.
       
       Das US-Militär [2][schoss seit Freitag drei von ihnen ab]. Was mit ihren
       Trümmern geschehen ist und worum es sich bei den Flugkörpern genau handelt,
       ist noch unklar. Nachdem es erst hieß, die Flugkörper seien achteckige
       Objekte, sollen es nun metallische Ballone in Größe eines Kleinwagens
       sein.
       
       Wilde Spekulationen brandeten durch soziale Medien: Handelt es sich dabei
       etwa um fliegende Untertassen? Haben wir gerade außerirdischen Besuch aus
       dem Himmel geschossen? So weit gingen die Gerüchte, dass sich das Weiße
       Haus schließlich genötigt sah, klarzustellen, dass es sich bestimmt nicht
       um Aliens handelt. Nothing to see here!
       
       Spätestens seit „Akte X“ haben wir jedoch gelernt, daran zu zweifeln, wie
       vertrauenswürdig Vertreter der US-Regierung in gut sitzenden Anzügen und
       mit akurat gescheiteltem Haar sind, wenn es um Extraterrestrisches geht.
       Und da gibt es einiges: [3][Das Geoinformationsunternehmen Esri]
       veröffentlichte 2019 ein Video, in dem alle UFO-Sichtungen seit 1906 als
       gelbe Punkte auf einer Weltkarte aufgezeichnet sind.
       
       ## US-Pass zeigt Final frontier
       
       So viele Menschen können nicht unrecht haben, hinter einem dieser
       leuchtenden Punkte muss sich doch eine fliegende Untertasse verbergen!
       Auffällig an der Karte ist, dass darauf die USA als strahlendes Zentrum der
       Alien-Entdecker erscheinen. Auch jetzt schweben die Flugobjekte über
       Amerika – nicht über Europa. Warum bekommen wir eigentlich nie Besuch? Sind
       unsere Städte es etwa nicht wert, von Laserstrahlen zerschossen zu werden?
       
       Das Desinteresse beruht vielleicht auf Gegenseitigkeit. Das Interesse am
       All ist tief in der amerikanischen Kultur verankert. Die letzte Seite des
       US-Passes zeigt die final frontier: die Raumsonde Voyager, die am Mond
       vorbeifliegt. Hollywood schmeißt seit Jahrzehnten einen Alien-Film nach dem
       andern auf den Markt. Aber auf dieser Seite des Atlantiks scheint sich
       niemand dafür zu interessieren, was da draußen noch zu finden ist.
       
       Selbst im sonst so technik- und weltraumaffinen sozialistischen Osten sah
       man keinen Alien weit und breit. In den Science-Fiction-Filmen aus dem
       Osten wie „Solaris“, „Ikarie XB1“ oder „Signale“ ging es meistens – wie
       langweilig – um philosophische Fragen des Menschseins.
       
       ## Ist die Innenstadt ein linksliberales UFO?
       
       Vielleicht müssen wir ja nicht wie die Amerikaner ganz weit nach draußen
       schauen, um das Fremde und Verstörende zu finden. Gerade erst haben sich ja
       die CDU-nahen Berliner Außenbezirke wie ein außerirdischer Körperfresser
       die Stadt einverleibt. Oder ist die Innenstadt ein linksliberales UFO,
       gelandet im bodenständigen Berlin? Grüne Männchen finden sich innerhalb des
       S-Bahn-Rings ja zuhauf.
       
       Und es kommt noch dicker: Während [4][Elon Musks SpaceX] sich schon
       aufmacht, [5][den Mars zu kolonisiere]n, darbt das europäische
       Weltraumprogramm. „Wir sind in einer ernsthaften Krise des europäischen
       Trägerraketen-Sektors“ ließ die europäische Raumfahrtagentur ESA kürzlich
       verlauten. Seit die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos wegen
       terrestrischer Verstimmungen ihre Sojus-Trägerraketen vom europäischen
       Weltraumbahnhof abgezogen hat, sitzen die Europäer auf der blauen Kugel
       fest.
       
       Die neue ESA-Trägerrakete Ariane 6 kommt nicht in die Puschen und soll mit
       drei Jahren Verspätung erst Ende 2023 starten – wenn überhaupt. Auch der
       kommerzielle Flug von Vega-C, dazu gedacht, wenigstens europäische
       Satelliten in die Umlaufbahn zu bringen, wenn schon keine europäischen
       Menschen durchs All fliegen, scheiterte kläglich. So wird das nie was mit
       uns und dem All, mes confrères et consoeurs européens.
       
       Denn wie schön wäre es, nach [6][Corona, Krieg und Umweltkrise] mit echten
       Außerirdischen endlich was hoffnungsvolles zu erleben. Vielleicht hätten
       die Aliens ja sogar die technologische Lösung für all unsere Probleme in
       ihrem Space-Rucksack dabei.
       
       14 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Grenze-zu-Kanada/!5915197
 (DIR) [2] /Luftraum-ueber-Kanada/!5915094
 (DIR) [3] https://twitter.com/Esri/status/1192533459555753990
 (DIR) [4] /Raumfahrtexperte-ueber-Musks-Raketen/!5688911
 (DIR) [5] /Wohnen-im-Weltall/!5897262
 (DIR) [6] /Corona-Krieg-und-Energiekrise/!5881301
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Caspar Shaller
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Ballons
 (DIR) USA
 (DIR) Ufo
 (DIR) China
 (DIR) Spionage
 (DIR) Zukunft
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Raumfahrt
 (DIR) Elon Musk
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Internationale Raumfahrt: Eine Uhrzeit für den Mond
       
       Planen auf dem Mond ist gar nicht so einfach. Welche Zeitzone gilt dort,
       wie schnell läuft die Zeit und vor allem: Wann trinkt man den 5-Uhr-Tee?
       
 (DIR) Deutsch-Russische Forschungsprojekte: Eiszeit in der Wissenschaft
       
       Für deutsch-russische Forschungsprojekte bedeutet Putins Angriffskrieg das
       Aus. So gut wie alle wissenschaftlichen Kooperationen sind ausgesetzt.
       
 (DIR) Nasa landet auf dem Mars: Auf der Suche nach Leben
       
       Am Donnerstag landet der Nasa-Rover „Perseverance“ auf dem Mars. Bisher ist
       kein außerirdisches Leben entdeckt worden – doch die Indizien mehren sich.
       
 (DIR) Raumfahrtexperte über Musks' Raketen: „SpaceX hat eine Vision“
       
       Zweiter Versuch am Samstag: Erstmals schickt ein Privatunternehmen Menschen
       ins All. Wie das möglich ist, erklärt Space-Startup Berater Sebastian
       Straube.