# taz.de -- Hauptversammlung von Bayer: Klatsche für den Vorstandschef
       
       > Nach dem Monsanto-Debakel verweigern die Aktionäre die Entlastung des
       > Bayer-Vorstands. Die Zukunft von Werner Baumann ist ungewiss.
       
 (IMG) Bild: Nicht entlastet: Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG
       
       BOCHUM taz | Mit einem historisch einmaligen Misstrauensvotum haben die
       Aktionäre der Bayer AG dem Vorstand rund um Bayer-Chef Werner Baumann die
       Entlastung verweigert. [1][Bei der Hauptversammlung des Chemieriesen in
       Bonn] stimmten am späten Freitagabend 55,5 Prozent der Investoren gegen das
       Top-Management. Baumann ist damit der erste Vorstandsvorsitzende eines im
       Deutschen Aktien-Index Dax gelisteten Konzerns, dem die Aktionäre das
       Vertrauen entzogen haben.
       
       Hauptgrund dafür ist der von Baumann federführend vorangetriebene Kauf des
       umstrittenen US-amerikanischen [2][Chemie- und Biotechnikkonzerns
       Monsanto]. 63 Milliarden Euro hat Bayer für den Kokurrenten bezahlt. Doch
       Bayers Aktienkurs ist seitdem um rund 40 Prozent gefallen. An der Börse ist
       der Konzern aus Leverkusen heute noch etwa 57 Milliarden Euro wert – und
       damit etwa so viel, wie Monsanto gekostet hat. Für den Markt ist der
       Neuerwerb damit nichts anderes als ein riesiges Risiko mit einem Wert von
       Null.
       
       Denn Monsanto produziert das weltweit meistverkaufte [3][Pestizid
       Glyphosat], dass die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation
       WHO schon 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hat.
       Eingekauft hat sich Bayer damit Prozessrisiken in Milliardenhöhe: Allein in
       den USA klagen bereits 13.400 Menschen gegen Bayer, sie machen den Konzern
       für ihre Krebserkrankungen verantwortlich. In zwei Fällen haben Jurys
       Klägern erstinstanzlich bereits Schadenersatz von jeweils rund 80 Millionen
       Dollar zugesprochen.
       
       Die Hauptversammlung glich deshalb in weiten Teilen einem Tribunal gegen
       Baumann. „Nie zuvor hat ein Dax-Konzern Reputation und Wert so schnell
       eingebüßt. Das ist eine Schande“, kritisierte etwa Mark Tümmler von der
       Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Vertreter großer
       Fondsgesellschaften wie Union Investment oder Deka forderten die
       Nicht-Entlastung des Vorstands.
       
       ## Insektizide fürs Bienensterben verantwortlich
       
       Gehört wurden aber auch Stimmen, die auf dem Ticket kritischer Aktionäre an
       dem Treffen teilnehmen konnten: Als Sarah Schneider von der kirchlichen
       Hilfsorganisation Misereor kritisierte, Bayer mache mit in Europa längst
       verbotenen Pestiziden Profite in Entwicklungsländern, waren die rund 3.600
       Aktionäre im Saal extrem still. Lena Michelsen von der
       entwicklungspolitischen Organisation Inkota klagte, der Konzern wolle
       Landwirte mit genmanipuliertem Saatgut von sich abhängig machen. Und Imker
       machten Bayers Insektizide für das Bienensterben verantwortlich.
       
       Die Zukunft von Bayer-Chef Baumann ist jetzt auch wegen dieser selbst von
       Großaktionären beklagten „Reputationsrisiken“ unklar. Rechtlich hat die
       Nicht-Entlastung des Vorstands allerdings keine unmittelbaren Folgen. Auch
       der von den Aktionären im Gegensatz zum Vorstand entlastete
       Bayer-Aufsichtsrat sprach Baumann noch in der Nacht das Vertrauen aus.
       
       Bislang steht der Aufsichtsratsvorsitzende und Baumann-Vorgänger Werner
       Wenning fest zu seinem Vorstandschef: Das Kontrollgremium werde die
       Nicht-Entlastung „zum Anlass nehmen, den Bayer-Vorstand dabei zu
       unterstützen, das Vertrauen der Aktionäre und weiterer Stakeholder in das
       Unternehmen und seine Strategie schnellstmöglich und vollständig wieder
       zurückzugewinnen“, ließ Wenning erklären.
       
       Andererseits: Im angelsächsischen Raum gilt schon der Verlust des
       Vertrauens von mehr als 20 Prozent der Investoren als Rücktrittsgrund für
       einen Vorstandschef. Und bei der Deutschen Bank kündigten die
       Co-Vorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen 2015 ihren Rücktritt an –
       entlastet worden waren sie wenige Wochen zuvor nur mit 61 Prozent.
       
       27 Apr 2019
       
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 (DIR) Andreas Wyputta
       
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