# taz.de -- Inflation hoch, Wirtschaft kriselt: Ganz düstere Aussichten
       
       > Große Wirtschaftsforschungsinstitute sehen Deutschland 2023 in der
       > Rezession. Gleichzeitig ist die Inflation erstmals seit gut 70 Jahren
       > zweistellig.
       
 (IMG) Bild: Der Ukraine-Krieg hat die Preise auch für Rohstoffe und Lebensmittel in die Höhe getrieben
       
       BERLIN taz | Gleich zwei düstere Zahlen zeigen, dass Deutschland vor
       ökonomisch schwierigen Zeiten steht. Einerseits warnten Ökonomen am
       Donnerstag vor einer lang anhaltenden [1][Rezession]. Im kommenden Jahr
       werde die Leistung der deutschen Wirtschaft um 0,4 Prozent einbrechen,
       prophezeiten die großen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem
       Herbstgutachten. Wichtigster Grund: Die Energiepreisschocks wegen des
       Ukraine-Kriegs. Die stark gestiegenen Gaspreise führten zu einem „massiven
       gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftentzug“. Dies bedeute „für Deutschland
       einen permanenten [2][Wohlstandsverlust]“.
       
       Die andere am Donnerstag veröffentlichte Horrorzahl bestätigte dies. Die
       Inflation in Deutschland ist nämlich im September erstmals seit Dezember
       1951 zweistellig. Damals waren die Preise wegen der starken Nachfrage der
       USA in Folge des Korea-Kriegs in Deutschland in die Höhe geschnellt.
       
       Nun kosteten Waren und Dienstleistungen nach dem Wegfall des 9-Euro-Tickets
       und des Tankrabatts durchschnittlich 10,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor,
       teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung
       mit. Im August hatte die Teuerungsrate bei 7,9 Prozent gelegen.
       
       Leider sei damit der Höhepunkt nicht erreicht, sagte Sebastian Dullien vom
       gewerkschaftsnahen IMK-Institut. „In den kommenden Monaten wird es noch
       weiter aufwärts gehen.“ Nur mittelfristig dürfte sich die Lage „etwas
       entspannen“ – dennoch dürften die Gaspreise auch dann weiter deutlich über
       dem Vorkrisenniveau liegen, so Dullien.
       
       Der Ukraine-Krieg hat die Preise auch für Rohstoffe und Lebensmittel in die
       Höhe getrieben. Energie kostete im September 43,9 Prozent mehr als im Jahr
       zuvor, Nahrungsmittel verteuerten sich um 18,7 Prozent.
       
       Das hat wiederum dämpfende Auswirkungen auf die Konjunktur. ExpertInnen
       erwarten nämlich nun von der Europäischen Zentralbank weitere starke
       [3][Zinssprünge], die konjunkturdämpfend wirken: Die EZB werde die
       „Leitzinsen auf den nächsten Sitzungen erneut kräftig um jeweils 0,75
       Prozentpunkte anheben“, sagte Jörg Cramer von der Commerzbank. (mit
       Agenturen)
       
       29 Sep 2022
       
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 (DIR) Kai Schöneberg
       
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