# taz.de -- Inflation in Deutschland legt wieder zu: Ein statistischer Effekt wirkt
       
       > Die Teuerungsrate zieht erstmals seit drei Monaten wieder an. ÖkonomInnen
       > entwarnen: Es liegt vor allem an 9-Euro-Ticket und Spritrabatt von 2022.
       
 (IMG) Bild: Inflationsrate im Juni steigt wieder. Verantwortlich sollen Tankrabatt und 9-Euro-Ticket sein
       
       BERLIN rtr/taz | Die Inflationsrate in Deutschland ist im Juni nach drei
       Rückgängen in Folge erstmals wieder gestiegen – aber hauptsächlich wegen
       eines statistischen Effekts. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt
       6,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte das [1][Statistische Bundesamt]
       am Donnerstag in einer ersten Schätzung mit. Im Mai lag die
       [2][Inflationsrate noch bei 6,1 Prozent].
       
       „Die im Vorjahresvergleich gemessene Inflation wäre im Juni deutlich
       gefallen und nicht gestiegen, wenn vor einem Jahr nicht Tankrabatt und
       9-Euro-Ticket eingeführt worden wären“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt
       Jörg Krämer. „Die Juni-Zahlen unterbrechen nur den Abwärtstrend der
       Inflation, markieren aber noch nicht sein Ende.“ Das sieht auch Ökonom
       Salomon Fiedler von der Berenberg Bank so. Die Inflation sei zwar
       „weiterhin viel zu hoch ist, aber dieser Anstieg sollte nicht überbewertet
       werden“, sagte er.
       
       Die Bundesregierung hatte von Juni bis August 2022 wegen der infolge des
       russischen Krieges gegen die Ukraine gestiegenen Energiepreise einen
       Tankrabatt für Benzin und Diesel eingeführt. Zugleich wurde für 90 Tage im
       ÖPNV ein Ticket für neun Euro pro Monat eingeführt.
       
       Energie kostete im Juni durchschnittlich 3,0 Prozent mehr als ein Jahr
       zuvor (Mai: +2,6 Prozent). Nahrungsmittel verteuerten sich zwar mit 13,7
       Prozent erneut deutlich, allerdings nicht mehr so stark wie im Mai mit 14,9
       Prozent. Dienstleistungen kosteten im Schnitt 5,3 Prozent mehr als ein Jahr
       zuvor (Mai: +4,5 Prozent).
       
       ## In der zweiten Jahreshälfte Entspannung
       
       Für die zweite Jahreshälfte rechnen die meisten Analysten mit einer
       Entspannung bei den Preisen. „Wir werden jetzt noch zwei Monate lang
       ähnlich hohe Inflationsraten von um die sechs Prozent sehen“, sagte
       LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. „Erst ab September ist die Inflationsrate
       wieder weniger stark verzerrt und voraussichtlich noch einmal etwas
       niedriger als aktuell.“
       
       In anderen Teilen der Eurozone hat sich die Inflation bereits deutlich
       abgeschwächt: In Spanien lagen die Verbraucherpreise (HVPI) im Juni nur 1,6
       Prozent höher als im Vorjahreszeitraum, teilte das Statistikamt INE am
       Donnerstag mit. Im Mai hatte die Rate noch 2,9 Prozent betragen. Im Juli
       2022 hatte sie bei über 10 Prozent gelegen.
       
       29 Jun 2023
       
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