# taz.de -- Inhaftierte westliche Staatsangehörige: Irans Geiseldiplomatie > Das Regime in Iran nimmt seit Jahrzehnten Unschuldige fest, um > verurteilte Terroristen freizupressen. Darauf muss endlich eine starke > Antwort folgen. (IMG) Bild: Nur zwei von vielen Unschuldigen, die das iranische Regime als Geiseln hält Ihre Familien dürfen aufatmen. Fünf iranischstämmige US-Amerikaner, die aufgrund unbegründeter Vorwürfe seit Jahren in Iran festgehalten werden, könnten bald freigelassen werden. Wie die [1][New York Times berichtete], erzielten die USA und Iran eine entsprechende Vereinbarung. Doch was für die Geiseln und ihre Angehörigen eine gute Nachricht ist, ist in Wahrheit ein diplomatischer Triumph Teherans. Laut Medienberichten bekommt Iran im Gegenzug mehrere iranische Gefangene – und darüber hinaus die Freigabe eines iranischen Vermögens von 6 Milliarden Dollar, das im Zuge der US-Sanktionen eingefroren wurde. Dieser Gefangenenaustausch mit den USA ist für [2][die Mullahs] nur das neueste Kapitel einer unfassbar erfolgreichen Geiseldiplomatie. Seit den 1980er Jahren lässt Iran regelmäßig unschuldige westliche Staatsangehörige festnehmen, um damit die Freilassung iranischer Terroristen und Agenten zu erpressen. Erst Ende Mai kam Olivier Vandecasteele, ein belgischer humanitärer Helfer, frei, der zu 40 Jahren Haft und 74 Peitschenhieben verurteilt worden war. Im Gegenzug bekam Iran den verurteilten Terroristen Assadollah Assadi, der in Frankreich einen Anschlag auf iranische Oppositionelle geplant hatte. Es ist verständlich, dass man kurzfristig auf die Erpressungen eingeht, um das Leben eigener Staatsbürger zu retten. Aber nach mehr als 30 Jahren ist es Zeit, dass der Westen eine klare Antwort auf Irans plumpe Geiseldiplomatie findet. Bisher folgten darauf weder Sanktionen noch sonstige Vergeltungsaktionen. Das ist ein verheerendes Signal der Schwäche, der Erpressbarkeit. Mindestens genauso bedenklich: Geiseln mit europäischer Staatsbürgerschaft dürfen nicht auf denselben Einsatz hoffen, wenn sie iranischer Abstammung sind. Während Belgiens Premierminister sich persönlich für die Freilassung von Vandecasteele einsetzte, droht dem deutschen Staatsbürger [3][Jamshid Sharmahd] in Iran derzeit die Todesstrafe. Bislang kam aus dem Bundeskanzleramt kein einziger öffentlicher Versuch, seine Freilassung zu erwirken. 14 Aug 2023 ## LINKS (DIR) [1] https://www.nytimes.com/2023/08/10/us/politics/iran-us-prisoner-swap.html (DIR) [2] /Gesetzesverschaerfung-im-Iran/!5947706 (DIR) [3] /Prozess-gegen-Deutsch-Iraner-in-Teheran/!5862893 ## AUTOREN (DIR) Teseo La Marca ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran (DIR) Schwerpunkt Iran (DIR) Regime (DIR) Terrorismus (DIR) Schwerpunkt Pressefreiheit (DIR) Schwerpunkt Iran (DIR) Proteste in Iran (DIR) Schwerpunkt Iran ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Erneute Verhaftung in Iran: Nazila Maroofian ist eine Ikone Die 23-jährige Journalistin wird zum vierten Mal seit den Protesten in Iran verhaftet. Spätestens jetzt sollte jeder von ihrer Geschichte gehört haben. (DIR) Todesstrafe in Iran: Elf Menschen hingerichtet Wegen angeblicher Drogendelikte hat Iran elf Menschen töten lassen. Menschenrechtler betonen, Teheran setze die Todesstrafe zur Einschüchterung ein. (DIR) Gesetzesverschärfung im Iran: Armselige Frauenhasser Das Maß an Gewalt zeigt, wie klein und schwach sich Irans Machthaber angesichts der Frauen fühlen. Doch noch haben sie die Peitschen und die Knüppel. (DIR) Todesstrafe in Iran: Schwedischer Iraner erhängt Der Doppelstaatsbürger Habib Chaab war wegen angeblicher Korruption und Spionage zum Tode verurteilt worden. EU und Schweden verurteilen die Exekution.