# taz.de -- Ironman Jan Frodeno über neue Pläne: „Askese ist von vorgestern“
       
       > Nach einem Seuchenjahr möchte Triathlet Jan Frodeno heuer neue Reize
       > setzen. Er spricht über einen Umzug in die Berge und kleine Pölsterchen.
       
 (IMG) Bild: „Stimulus generieren“: Triathlet Jan Frodeno, 41
       
       taz: Herr Frodeno, wo stehen Sie? Ist das Annus horribilis 2022 mit
       kaputtem Fuß, Radsturz und entzündeter Hüfte abgehakt? 
       
       Jan Frodeno: Seit Dezember kann ich [1][im Training wieder Vollgas geben]
       und komme auch schon fast wieder an die früheren Laufumfänge heran. Ich
       habe wieder Spaß an der Bewegung.
       
       Wo werden Sie starten? Challenge Roth hat kürzlich ein namhaftes
       Starterfeld mit ihrem Rivalen Patrick Lange vorgestellt. Ihr Name war nicht
       dabei. 
       
       Ich möchte in meinem letzten Jahr auf Höchstniveau den Kreis noch mal
       schließen – und dazu gehören verschiedene Rennen bei verschiedenen
       Veranstaltern. Ich möchte in Kalifornien beim Ironman 70.3 Oceanside im
       April beginnen. Mein erstes Langdistanzrennen wird der Ironman Hamburg
       sein, wo diesmal die EM vergeben wird.
       
       Damit starten Sie nicht beim Ironman Frankfurt, sondern bei der Ironman-WM
       in Nizza, wo eine sehr bergige Strecke mit 2.400 Höhenmeter wartet. 
       
       Die reine Kletterei ist nicht unbedingt meine Welt, aber dafür lebe ich ja
       jetzt in den Bergen.
       
       Nämlich in Andorra statt in Girona. Wie kam es dazu? 
       
       In den vergangenen Jahren wuchs bei mir eine gewisse Unzufriedenheit durch
       die ausgefallenen Wettkämpfe, aber auch über meine Leistungen. Da habe ich
       mich selbst gefragt, was ich ändern muss. Da kam ich auf einen Wechsel des
       Umfelds, um einerseits einen Stimulus zu generieren und andererseits wieder
       eine gewisse Ruhe zu bekommen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich in Girona in
       der Pandemiezeit zu viele Sachen angezettelt. Jeden Tag war viel Rummel.
       
       Sie wurden die Geister, die Sie auch mit ihrem gemeinsam mit ihrer Frau
       Emma betriebenen Café riefen, nicht mehr los? 
       
       Es war im Alltag zu viel.
       
       Fühlen Sie sich im kleinen Pyrenäen-Staat nicht eingezwängt? 
       
       Ich wohne oben auf dem Berg, insofern fühle ich mich schon frei. Für mich
       hat die Gegend beim Training ein bisschen was vom Rocky-Flair, gleichzeitig
       gefällt es meiner Familie.
       
       Und steuerlich ist es auch günstig. 
       
       Ja, ein netter Nebeneffekt.
       
       Andorra liegt auf mehr als 1.400 Meter. Sie waren bislang nicht dafür
       bekannt, als Triathlet auf Höhentraining zu setzen. 
       
       Hier wird gerade das höchste Trainingszentrum Europa auf 2.500 Meter Höhe
       gebaut. Ich bin aber tatsächlich extrem schlecht in der Höhe und reagiere
       darauf stark. Insofern gibt es einen Nutzen, den ich in meiner Karriere nie
       hatte. Das letzte Mal habe ich vor Olympia 2012 eine Vorbereitung in der
       Höhe gemacht, was schiefgegangen ist. Heute ist es mit den technischen
       Hilfsmitteln leichter zu steuern.
       
       Die Ironman-Organisatoren haben kurz vor Weihnachten entschieden, dass
       Frauen und Männer nur noch abwechselnd alle zwei Jahren auf Hawaii starten.
       Sie haben wie viele daran harte Kritik geübt. 
       
       Ironman ist eine Marke und eben auch ein Geschäft. [2][Sie wollen Kohle
       machen!] Tradition steht dem Wachstum manchmal im Wege. Was mich wirklich
       ärgert, ist ein Teil ihrer Argumentation: Da heißt es jetzt, die Frauen
       brauchen ein eigenes Rennen. Zwei Jahre vorher war es aber nicht mal
       möglich, den Frauen zusätzlich 15 Startplätze auf der Pier in Kona zu
       geben. Das kommt etwas scheinheilig rüber. Es geht mit diesem Modell nicht
       um Gleichberechtigung, sondern um Geld, weil mehr Startplätze für eine WM
       und auch für andere Rennen der Ironman Serie verkauft werden.
       
       Warum schließen sich nicht Amateure und Profis zusammen und boykottieren
       die Ironman-Rennen? 
       
       Die Forderung gab es, aber wie so oft bei einem Boykott wäre wohl auch hier
       der Boykottierende am Ende der Geschädigte. Nicht nur in den USA gibt es
       inzwischen immer mehr Menschen, die sich den Traum vom Ironman unbedingt
       erfüllen möchten. Boykottieren drei Amateure, stehen dafür mindestens
       ebenso viele Schlange, die einspringen.
       
       Kristian Blummenfelt und Gustav Iden haben im Vorjahr auf Hawaii neue
       Maßstäbe definiert. 
       
       Die beiden Norweger machen das mit ihrer hochwissenschaftlichen Methode
       beeindruckend, ergeben mit ihrem Trainer ein Dreamteam. Natürlich glaube
       ich, dass ich da noch mithalten kann.
       
       Müssen Sie nicht auch schmunzeln, wenn Sie den Körperbau des Weltmeisters
       Blummenfelt betrachten: Da sammelt sich reichlich Körpermasse an. 
       
       Da erinnere ich mich an den früheren NOK-Präsidenten Klaus Steinbach, der
       über mich mal gesagt hat, dass ich niemals im Triathlon Erfolg haben werde,
       weil ich zu groß sei. Das war für mich Ansporn. Wir haben es bei
       Blummenfeldt mit einem Athleten zu tun, der eben kein Hungerhaken ist,
       sondern ein paar Kilo mehr auf die Waage bringt. Insofern hat er ein Dogma
       aufgebrochen. Offenbar hat es physiologisch etwas Positives, wenn der
       Körper mehr Kalorien zur Verfügung stellen kann. Wenn ich ehrlich bin,
       probiere ich das gerade für mich aus. Diese ewige Askese ist von
       vorgestern.
       
       Und Sie wiegen jetzt auch drei Kilo mehr? 
       
       Es sind zwei, aber ich gebe mir Mühe, dass ich mich nicht mehr so sehr für
       die Waage interessiere.
       
       16 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bing.com/videos/search?q=youtube+frodeno&qpvt=youtube+frodeno&view=detail&mid=C7192C42D357BC4DDCF5C7192C42D357BC4DDCF5&&FORM=VRDGAR&ru=%2Fvideos%2Fsearch%3Fq%3Dyoutube%2Bfrodeno%26qpvt%3Dyoutube%2Bfrodeno%26FORM%3DVDRE
 (DIR) [2] https://tri-mag.de/szene/jan-frodeno-ironman-entscheidung-hat-mir-meinen-traum-vom-letzten-hawaii-start-genommen/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Hellmann
       
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