# taz.de -- Klinikmisere und Krankenhausreform: Ringen um die Revolution
       
       > Höchste Zeit, dass nicht der Profit, sondern das Patient:innenwohl
       > zum Leitsatz der Kliniken wird. Auch wenn das die akute Notlage nicht
       > lösen wird.
       
 (IMG) Bild: Bundesgesundheitsminister Lauterbach zwischen seinen Länderkolleg:innen aus NRW und Niedersachsen
       
       Der Weg zur Revolution ist lang und mühevoll. Welch dicke Brocken zu
       bezwingen sind, zeigte das erste Arbeitstreffen von Bund und Ländern zur
       Krankenhausreform. Immerhin, der Ernst der Lage ist allen klar.
       Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht davon aus, dass viele
       Krankenhäuser auf der „Intensivstation“ liegen. Vom Kliniksterben auf dem
       Land ist die Rede, von knappsten Ressourcen bundesweit.
       
       Der „Durchökonomisierung“ der Kliniken will Lauterbach ein Ende setzen.
       Eine illustre Regierungskommission aus Expert:innen hat entsprechende
       Reformvorschläge gemacht. Im Fokus steht eine – zumindest teilweise –
       [1][Abkehr von den Fallpauschalen]. Durch sie bekommen die Häuser einen
       fixen Preis pro Behandlung. Die tatsächlichen Kosten werden dadurch aber
       nicht erstattet.
       
       Und so entspann sich über Jahre hinweg ein über Anreize gefütterter
       Konkurrenzkampf, Personalabbau, ein Wettlauf um möglichst viele lukrative
       Behandlungen. Ein auf Masse getrimmtes System. Das soll nun anders werden.
       Die medizinische Versorgung und Qualität sollen fortan im Vordergrund
       stehen, Leistungen stärker konzentriert werden. Das heißt auch, dass manche
       Behandlungen nicht mehr überall zu haben sind, wobei die Grundversorgung
       gewährleistet bleiben soll.
       
       So weit, so gut. Aber schon beim ersten Treffen fordern die Länder, dass
       die Hoheit der Krankenhausplanung weiterhin bei ihnen bleiben soll. Es geht
       um viel Geld und um den Erhalt von Kompetenzen. Lauterbach braucht alle 16,
       um seine erhoffte [2][Revolution des Krankenhaussystems] zum Erfolg zu
       führen. Ein simples Abnicken wird es nicht geben, mit harten Verhandlungen
       ist zu rechnen. Vor allem, wenn es um eine größere Beteiligung des Bundes
       an den Investitionen in ihre Kliniken geht.
       
       ## Die Länder mit ins Boot bringen
       
       Nun hat Lauterbach einen gewagten Plan geschmiedet. Er will die Länder von
       Anfang an einbinden, gar einen gemeinsamen Entwurf zu einem Gesetz
       schreiben. 16 Länder, 16 Meinungen und Befindlichkeiten. Es bleibt zu
       hoffen, dass vom großen Wurf nicht nur der kleinste gemeinsame Nenner übrig
       bleibt. Klar ist aber auch, dass die Pläne an der akuten Notlage der
       Kliniken nichts ändern werden.
       
       Da wird nicht umgehend mehr Fachpersonal hergezaubert, um den im Zuge des
       ausgemergelten Systems [3][erschöpften Kolleg:innen] unter die Arme zu
       greifen. Kommt die Reform durch, wird sie erst Jahre später greifen. Aber:
       Hängepartien und Verschleppungstaktiken sind nicht angesagt. Sonst wird aus
       der vermeintlichen Revolution nur ein Revolutiönchen. Die Leidtragenden
       würden die Patient:innen sein. Doch gerade die haben es verdient, dass
       das Versprechen, allerorts [4][die beste Versorgung] zu bekommen, auch
       eingelöst wird.
       
       6 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Experte-zu-Krankenhausreform/!5896807
 (DIR) [2] /Gesundheit-in-Deutschland/!5904042
 (DIR) [3] /Streik-des-Klinikpersonals-in-NRW/!5864963
 (DIR) [4] /Krankenhausreform/!5898779
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tanja Tricarico
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Gesundheitspolitik
 (DIR) Krankenhäuser
 (DIR) Karl Lauterbach
 (DIR) Reform
 (DIR) Krankenhausreform
 (DIR) Medizin
 (DIR) Gesundheitspolitik
 (DIR) Krankenkassen
 (DIR) Helios Kliniken GmbH
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Finanzierung der Krankenhäuser: Trippelschritte zur Reform
       
       Bund und Länder ringen weiter um die Details der Krankenhausfinanzierung.
       Bundesgesundheitsminister Lauterbach zeigt sich aber zuversichtlich.
       
 (DIR) Kritik an Krankenhausreform: Schließungen nicht beabsichtigt
       
       Die Reform soll Druck von den Kliniken nehmen und Patienten dienen.
       Scharfe Kritik kommt aus den Ländern und der Deutschen
       Krankenhausgesellschaft.
       
 (DIR) Krankenhausreform: Zurück zum Patientenwohl
       
       Die Vorschläge von Lauterbachs Reformkommission sind eine gute Grundlage
       dafür, Fehlentwicklungen in unseren Krankenhäusern zu beseitigen.
       
 (DIR) Experte zu Krankenhausreform: „Das Fallpauschalen-System bleibt“
       
       Die Regierungskommission verspricht, den finanziellen Druck in
       Krankenhäusern abzuschwächen. Experte Kalle Kunkel glaubt das nicht.
       
 (DIR) Pläne zur Krankenhausreform: Die versprochene Revolution
       
       Der Bundesgesundheitsminister will die Finanzierung der Krankenhäuser
       reformieren. Was soll sich ändern?