# taz.de -- Kolumne Luft und Liebe: Ein Tiramisu für den Smarties-Mann
       
       > Die Union will nicht, dass es die „Pille danach“ rezeptfrei in Apotheken
       > gibt. Sie bringt – Überraschung – dumme Argumente.
       
 (IMG) Bild: Pille danach? Smarties? Schwer zu sagen, ganz schwer.
       
       Wer „Pille danach“ bei der Bildersuche der Nachrichtenagentur dpa eingibt,
       findet 29 Fotos: neunmal alte Männer, zweimal eine Ärztin und einmal eine
       junge Frau. Der Rest sind Bilder von Pillen und Krankenhäusern (und ein
       Rudi Völler). Von den Männern ist einer mit erhobenem Zeigefinger zu sehen
       und einer in Bischofskleidung mit gefalteten Händen. Das sagt viel über die
       Pille-danach-Debatte.
       
       Der Expertenausschuss für Verschreibungspflicht empfiehlt, die
       [1][Rezeptpflicht für die Pille danach aufzuheben] (für die mit den
       Wirkstoff Levonorgestrel). Die WHO empfiehlt dasselbe. Das heißt, eine
       Frau, die im Notfall die Pille danach nehmen will, sollte diese, inklusive
       Beratung, in der Apotheke bekommen. Ohne dass sie vorher zum Arzt muss. Das
       ist in allen anderen EU-Ländern bereits so, außer in Italien und Polen.
       
       Die Union ist dagegen. Allen voran Jens Spahn, gesundheitspolitischer
       Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ohne medizinische Ausbildung,
       dafür mit crazy Frauenbild. Er denkt, wenn es die Pille danach rezeptfrei
       gibt, fangen Frauen an, sich davon zu ernähren. [2][„Man muss es wohl immer
       wieder sagen: Das sind keine Smarties.“] Im [3][Fernsehen] und [4][auf]
       [5][Twitter] redet Herr Spahn sich um Kopf und Kragen. Den Shitstorm, den
       er vor einem Jahr schon mal abbekommen hat, fängt er sich einfach noch mal
       ein. Wieder unter dem Hashtag [6][#wiesmarties].
       
       Herr Spahn betont die Thrombosegefahr bei der Pille danach. Klar. Nur:
       Thrombosen kann man leider auch durch Schwangerschaften kriegen. Ja,
       Medikamente können gefährlich sein. Das ganze Scheißleben kann gefährlich
       sein. Umbringen kann man sich mit Autos, Zügen, Brücken, Wäscheleinen,
       Bohrmaschinen, Schnaps, Kloreiniger, Zoobesuchen, Flugzeugflügen,
       Grillanzünder, Fischgräten und Zigaretten. Man kann vermutlich, je nachdem
       wie man sich anstellt, sogar an einem CDU-Parteibuch ersticken.
       
       Natürlich sollte man einiges wissen, bevor man die Pille danach schluckt.
       Wie bei anderen Medikamenten sind Apothekerinnen und Apotheker allerdings
       fähig, über die Risiken und Nebenwirkungen aufzuklären.
       
       Der Witz dabei ist, Frauen die Entscheidung, was sie mit ihrem Körper
       machen, zuzugestehen. Es heißt, ihnen zuzutrauen, dass sie entscheiden
       können, ob sie lieber die Nebenwirkungen der Tablette in Kauf nehmen oder
       die einer ungewollten Schwangerschaft.
       
       Es heißt, Frauen davon zu befreien, in einer eh schon beschissenen Lage
       einen Arzttermin kriegen zu müssen, möglicherweise stundenlang im
       Wartezimmer zu sitzen – in einer Situation, in der jede Stunde zählt. Es
       heißt oft, Frauen beknackte Bemerkungen von ärztlicher Seite zu ersparen
       (die kann der Apotheker immer noch machen). Und es heißt in einigen Fällen
       auch, einer Frau, die womöglich vor wenigen Stunden vergewaltigt wurde,
       eine ärztliche Untersuchung mit vaginalem Ultraschall zu ersparen.
       
       Jens Spahn hat [7][im Interview mit der, nun ja, Jungen Freiheit,] mal
       gesagt, für „ein wirklich gutes Tiramisu“ lasse er alles stehen und liegen.
       Alles? Da lässt sich doch was drehen! Einmal Tiramisu für Herrn Spahn,
       bitte. Ein wirklich gutes und sehr, sehr großes.
       
       23 Jan 2014
       
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 (DIR) [6] http://twitter.com/search?q=%23wiesmarties&src=typd
 (DIR) [7] http://www.jensspahn.de/index.php?ka=2&ska=16&as=2
       
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