# taz.de -- Kolumne Luft und Liebe: Männer und Pfauen
       
       > Ein Leipziger Dekan, der nicht „Herr Professorin“ sein will, und Harald
       > Martenstein: In einem Theaterstück über das Patriarchat hätten sie
       > wichtige Rollen.
       
 (IMG) Bild: Trägt blau tatsächlich aus biologischen Gründen: der Pfau.
       
       Wen ich jetzt alberner finde, weiß ich gar nicht. Die Leute von [1][Spiegel
       Online], die den Beschluss der Uni Leipzig so verstanden haben, dass man da
       jetzt immer „Herr Professorin“ sagen muss, oder [2][die Medien] und
       Menschen, die das dann auch glaubten und sich so [3][wahnsinnig] aufregten.
       
       Dass die Uni Leipzig jetzt in ihrer Grundordnung „Professorin“ statt
       „Professor“ schreibt, führt natürlich [4][nicht] dazu, dass Leute dort
       jetzt mit „Herr Professorin“ angesprochen werden. Dachten aber alle. Und
       schimpften. Wie absurd das sei. „Gleichberechtigungsirrsinn“ schrieb die
       Bild, und viele dachten ziemlich genau das. Viel Trara um ein
       Univerwaltungsdokument.
       
       Natürlich ist das [5][generische Femininum] ungerecht. Aber eben nur genau
       so ungerecht wie das [6][generische Maskulinum]. Oder „Frau Thomas Mann“.
       Alles nicht gut. Und es wird nicht leichter dadurch, dass die gerechteren
       Sprachvarianten entweder sehr viele Zeichen brauchen oder Schrägstriche,
       Unterstriche, große Is oder Sternchen, und dass Leute finden, das sei zu
       anstrengend. Nun ja. Frauen, die Hosen trugen, fand man früher auch total
       merkwürdig.
       
       Wenn ich die „Herr Professorin“-Geschichte mal als Theaterstück
       aufschreibe, wird der Titel sehr schlicht sein: „Das Patriarchat macht sich
       lächerlich.“ Die Hauptrolle kriegt der Dekan der juristischen Fakultät in
       Leipzig. Der stellte [7][eine Erklärung] ins Internet, in der er sagte,
       dass er das alles nicht okay findet. „Wir missbilligen den Beschluss des
       Senats. Wir werden ihm nicht folgen. Kein männlicher Student der
       Juristenfakultät Leipzig muss damit rechnen, als ’Studentin‘ angesprochen
       zu werden.“ Hatte ja auch niemand vor.
       
       Andersherum findet der Dekan es natürlich ziemlich okay. „Mehr als die
       Hälfte unserer Studenten sind Frauen.“ Wenn die Weiber schon studieren
       dürfen, will er nicht auch noch seine Sprache ändern. „Der Akademische
       Senat der Universität Leipzig wird aufgefordert, zu ernsthafter Sacharbeit
       zurück zu kehren.“ Manno, denken die verrückten Senatsemanzen und räumen
       bockig das Konfetti und die Luftschlangen weg. Paukenschlag, Abgang Dekan.
       
       Trommelwirbel, Auftritt Harald Martenstein. Denn ähnlich absurd wie der
       Dekan war in den letzten Tagen eigentlich nur das Zeit Magazin mit
       Martensteins Text [8][„Schlecht, Schlechter, Geschlecht“]. Ein alter,
       grauer Mann, der so tut, als würde er sich für Genderforschung
       interessieren, dann sehr viel missversteht („Das Feindbild der meisten
       Genderforscherinnen sind die Naturwissenschaften“) und am Ende feststellt,
       dass er das alles komisch und unnötig findet.
       
       Und dazu packt die Redaktion noch [9][ein Interview] von einer alten,
       grauen Frau, die sagt, dass sie da „nicht recht mitdenken kann“. Statt eine
       junge Genderforscherin zu fragen, eine von denen, über die sich zuvor
       seitenlang lustig gemacht wurde, befragt man allen Ernstes eine fast 80
       Jahre alte Psychologin, die findet, dass Männer so ähnlich sind wie Pfauen.
       
       Das ist mir dann doch zu würdelos. Wenn alte, verwirrte Menschen dumme
       Sachen sagen, soll man nicht so hinstarren. Bitte gehen Sie weiter, hier
       gibt es nichts zu sehen. Vorhang zu.
       
       12 Jun 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/gleichberechtigung-uni-leipzig-nutzt-weibliche-bezeichnungen-a-903530.html
 (DIR) [2] http://www.bildblog.de/49640/mein-lieber-frau-gesangsverein/
 (DIR) [3] http://www.cicero.de/salon/herr-professorin-genderwahn-auf-dem-vormarsch/54699
 (DIR) [4] http://www.zv.uni-leipzig.de/service/presse/pressemeldungen.html?ifab_modus=detail&ifab_id=4994
 (DIR) [5] http://www.dw.de/der-die-das-professor/a-16864556
 (DIR) [6] http://www.scilogs.de/wblogs/blog/sprachlog/sprachstruktur/2011-12-14/frauen-natuerlich-ausgenommen
 (DIR) [7] http://www.uni-leipzig.de/~jura/images/Erklrung%20Dekan%206.6.13.pdf
 (DIR) [8] http://www.zeit.de/2013/24/genderforschung-kulturelle-unterschiede/komplettansicht
 (DIR) [9] http://www.zeit.de/2013/24/genderforschung-evolutionsbiologie/komplettansicht
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Margarete Stokowski
       
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