# taz.de -- Ökumenischer Kirchentag: Dank Corona online
       
       > In Sachen Digitalisierung tappen die Amtskirchen im Neuland. Die Pandemie
       > gibt einer trägen Institution den notwendigen Digitalisierungsschub.
       
 (IMG) Bild: Kirchentag daheim: Streaming zum Ökumenischen Kirchentag
       
       BERLIN taz | Über ein Jahr Pandemie haben wir schon hinter uns. Kein
       Präsenzunterricht, keine Kulturveranstaltungen, dafür Ausgangssperren,
       Teilzeit-Lockdown, strenger Lockdown – unser komplettes Alltagsleben wurde
       durcheinandergewirbelt. Die sozialen, ökonomischen, politischen Folgen aus
       dem Pandemiejahr sind derzeit nur schwer abzuschätzen. Klar ist: Sie werden
       mächtig reinhauen, jede Menge Scherben werden aufzukehren sein.
       
       Mehr als einmal standen die Kirchen im Kreuzfeuer. Theater, Kinos,
       Konzerthallen, Schulen – alles geschlossen, während die Kirchen von
       Sonderrechten Gebrauch machen konnten. [1][Gottesdienste fanden trotzdem
       statt]. Natürlich mit Hygienekonzept. Die Kritik war enorm. Warum sollten
       die [2][Kirchen öffnen], aber der lokale Sportverein nicht trainieren
       dürfen? Vielen kirchenfernen Menschen leuchtete diese Haltung nicht ein.
       Zumal es immer wieder Meldungen gab, dass Gottesdienste bundesweit zum
       Superspreader-Event wurden.
       
       Also bewegten sich auch die beiden Amtskirchen langsam, behutsam Richtung
       World Wide Web. Gottesdienste wurden gestreamt, die Seelsorge wurde in den
       digitalen Raum verlagert. Die Synode der Evangelischen Kirche fand online
       statt, genauso wie die Konferenz des Synodalen Wegs. Und nun also ein
       [3][Kirchentag in Pandemiezeiten]. Auch noch ein ökumenischer. Vom 13. bis
       16. Mai trifft sich die Kirchenszene virtuell. Gesteuert wird der
       Kirchentag von Frankfurt am Main aus und sendet in die ganze Welt.
       
       Traditionell ist der gemeinsame Tag beider großer Amtskirchen weniger gut
       besucht als etwa der evangelische Kirchentag. Kein gemeinsames Singen vor
       Ort, keine wehenden Schals, keine Endlosschlangen bei der Essensausgabe –
       das alles sind Begebenheiten, die ziemlich sicher nur in der realen Welt,
       im gemeinsamen physischen Zusammentreffen funktionieren. Darauf müssen die
       Kirchentagsenthusiast:innen in diesem Jahr verzichten. Dank Corona
       fallen auch die gemeinsamen Fahrten von Gemeindemitgliedern* zum Kirchentag
       aus, spirituelles Erlebnis inklusive.
       
       Hoffen auf neues Publikum 
       
       Wie aus einigen Gemeinden zu hören ist, verfängt auch ein Public Viewing zu
       den vielen politischen Diskussionen, zu Bibelexegesen und zu
       Kunstveranstaltungen nur wenig. Dabei senden die Macher:innen des ÖKT
       auf allen Kanälen per Livestream, über die sozialen Medien. Fakt ist schon
       jetzt, ein anderes Publikum wird sich zuschalten. Und zwar vor allem auch
       diejenigen, für die der Kirchentag in der realen Welt zum Handicap wurde.
       Barrierefreiheit war an vielen Orten nicht wirklich vorhanden.
       
       Auch die Anreise fällt aus. Damit ist die Chance groß, dass sich diejenigen
       zuschalten, die in Pandemiezeiten dank fehlender Kinderbetreuung schon
       allen Urlaub verschossen haben. Bei aller Wehmut über die fehlende
       Heimeligkeit der Kirchentagsblase: Corona könnte für den Digi-Schub sorgen.
       
       13 May 2021
       
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 (DIR) Tanja Tricarico
       
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