# taz.de -- Parteitag der Linken in Magdeburg: Eine Torte für Sahra Wagenknecht
       
       > Obergrenzen und Gastrecht: Die Kritik an der Fraktionsvorsitzenden wird
       > handfest. Sie wird beim Parteitag getortet.
       
 (IMG) Bild: Parteichefin Kipping springt der Fraktionsvorsitzenden bei
       
       MAGDEBURG taz | Es passierte, als der Linksparteichef Bernd Riexinger die
       Partei gerade dafür lobte, dass sie in der Flüchtlingsfrage standhaft
       geblieben war: Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht, die in der ersten
       Reihe saß, bekam eine Schokoladentorte. Ins Gesicht. Zu dem Wurfgeschoss
       bekannte sich die antifaschistische Initiative „Torten für Menschenfeinde.“
       
       Zur Begründung heißt es: „Ebenso wie die Vertreter der AfD ist Wagenknecht
       stets darum bemüht, den „Volkszorn“ in politische Forderungen zu
       übersetzen“. Ihre Aussagen über „Kapazitätsgrenzen und Grenzen der
       Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung“ und ihre Rede zum „Gastrecht“ seien
       nur die Spitze des Eisbergs. Sie sehen Wagenknecht auf einer Linie mit
       Beatrix von Storch, die ebenfalls von linken Aktivisten getortet worden
       war.
       
       Wagenknecht verließ den Saal und wischte sich braune Creme aus dem Gesicht,
       Ordner schirmten sie mit Decken ab. Einige Delegierte stimmten spontan
       „Sahra, Sahra“-Rufe an, ohne den Saal allerdings zum Mitmachen zu
       animieren. Riexinger, in seiner Aufbruchsrede unterbrochen, fragte
       verunsichert: „Was ist denn los?“, und verurteilte den Angriff dann
       spontan.
       
       Damit beginnt der 5. Parteitag der Linken in Magdeburg, von dem schon
       befürchtet wurde, er werde langweilig, eher schwungvoll, wenn auch anders,
       als die Linke erhoffte. Die Torten-Attacke zeigt, wie sehr die Debatte über
       „Obergrenzen“, die die Partei mit mehreren Beschlüssen einstimmig für
       beendet erklärt hatte, die GenossInnen immer noch beschäftigt.
       
       Ein Antrag zum Parteitag geht ebenfalls auf das „Obergrenzen-Gerede“ ein.
       Darin wird gefordert, dass Mitglieder des Parteivorstands und des
       Fraktionsvorstands, die programmatische Eckpunkte der Linken nicht
       vertreten können, von ihren Funktionen zurücktreten. Das zielt vor allem
       auf: Sahra Wagenknecht.
       
       Parteichefin Kipping stellte sich vor Wagenknecht, deren Äußerungen sie in
       der Vergangenheit durchaus kritisch kommentiert hatte: „Das war nicht nur
       ein Angriff auf Sahra, das war ein Angriff auf uns alle“, sagte Kipping und
       erntete Standing Ovations. Fraktionschef Bartsch nannte den Angriff
       „asozial, hinterhältig und dumm“. Auf keinen Fall sei so ein Verhalten
       „links“.
       
       Nach Auskunft von Linkspartei-Sprecherin Sonja Giese wurde Anzeige gegen
       einen Mann und eine Frau aus linken Strukturen erstattet. Die Initiative
       „Torten für Menschenfeinde“ sei bisher nie in Erscheinung getreten und
       völlig unbekannt.
       
       28 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Lehmann
       
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