# taz.de -- Petition der Woche: Luxusgut Holz
       
       > Die Preise für Holz steigen, der Nachschub wird knapp, Bauen und
       > Handwerken werden deshalb teurer. Tausende fordern nun einen Exportstopp.
       
 (IMG) Bild: Das Angebot an Holz kommt der Nachfrage nicht hinterher
       
       Während der Pandemie hat die Verschönerung des eigenen Zuhauses an
       Bedeutung gewonnen. Wo viel gearbeitet wird, werden viele Materialien
       gebraucht. Und wo viel gekauft wird, steigen die Preise.
       
       Besonders angespannt ist die Lage auf dem Holzmarkt. Seit Jahresbeginn
       wurde Holz immer knapper und teurer. „Holzbauer, Schreiner, Zimmerleute und
       Dachdecker haben zwar volle Auftragsbücher, aber keine Materialien“, heißt
       es in der [1][Petition von Daniel Neuhaus.] „Zumindest auf die
       Lieferprobleme haben wir uns inzwischen besser eingestellt“, sagt er am
       Telefon. „Aber wir müssen jetzt alles weit im Voraus planen und direkt
       bestellen.“ Der Bonner Dachdecker macht sich Sorgen, dass die
       Auftraggeber*innen ihre Bauvorhaben wegen der hohen Preise erst mal
       zurückstellen und seine Arbeit trotz guter Auftragslage stillsteht.
       
       Um die Problemlage zu verstehen, lohnt es sich, den Weg der Ware Holz zu
       verfolgen. Grundsätzlich unterscheidet man in der Holzwirtschaft zwei
       Holzarten: Es gibt das Rundholz, das in Form von gefällten Bäumen am
       Waldrand liegt, und es gibt das Schnittholz, das in verschiedenen Varianten
       aus dem Sägewerk kommt. Über Holzhändler gelangt es dann zu den Baufirmen.
       Während die Nachfrage nach Schnittholz in letzter Zeit stark zugenommen
       hat, konnten die Sägewerke kaum mehr davon produzieren. Sie arbeiten seit
       Jahren an der Kapazitätsgrenze, um das Überangebot an Rundholz zu
       verarbeiten.
       
       Für die Produktion des Rundholzes sind wiederum die Waldbesitzer*innen
       verantwortlich. [2][Wegen der anhaltenden Dürre und einer Borkenkäferplage]
       habe man seit 2018 deutschlandweit extrem viele Bäume fällen müssen,
       berichtet Mathias Aßmann von den Niedersächsischen Landesforsten. Die große
       Menge habe die Preise für Waldbesitzer*innen zeitweise auf ein kaum
       kostendeckendes Niveau gedrückt. „Der Rundholzpreis ist inzwischen zwar
       gestiegen, liegt aber immer noch unterhalb des Niveaus von 2017.“
       
       ## Regelt das der Markt?
       
       Ganz anders sieht es beim Schnittholz aus, das nicht nur in Deutschland
       gerade jede*r haben will. Vor allem die USA importieren große Mengen
       davon. Dies war auch der Anlass für Daniel Neuhaus, einen Exportstopp zu
       fordern. „Auch aus ökologischen Gründen wäre es am besten, man produziert
       und verarbeitet das Holz nahe bei den lokalen Wäldern“, sagt er. Doch die
       Wirtschaftsministerien lehnen Handelsbeschränkungen ab und wollen
       stattdessen mehr Bäume fällen lassen. Dabei besteht ja gar keine Knappheit
       beim Rundholz, sondern beim Schnittholz.
       
       Auch Holger Weimar, Experte für Holzmärkte am Thünen-Institut, sieht die
       Forderung nach einer Exportbegrenzung kritisch: „Jetzt ist es vor allem
       wichtig, den Markt zu beruhigen und die Lieferketten aufrechtzuerhalten.“
       [3][Er verweist darauf, dass sich in den USA die Lage inzwischen langsam zu
       entspannen scheint.] Weil Sägewerke ihre Kapazitäten erhöht und
       Heimwerker*innen ihre Projekte verschoben hätten, sinke dort der Preis
       für Holzderivate seit Wochen.
       
       Ob sich die Entwicklung auf den hiesigen Holzpreis auswirkt, ist bislang
       noch unklar. Derweil bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als vom neuen
       Carport oder Holzschrank nur zu träumen. Aber das ist ja auch ganz schön.
       
       27 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.change.org/p/exportstopp-des-rohstoffs-holz
 (DIR) [2] /Folgen-von-Duerre-und-Insektenbefall/!5703977
 (DIR) [3] https://www.nytimes.com/2021/06/21/business/lumber-price.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christoph Sommer
       
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