# taz.de -- Porträt Alexandros Grigoropoulos: Der freundliche Junge von nebenan
       
       > Alexandros Andreas Grigoropoulos, 15, wurde am Dienstag in Athen
       > beigesetzt. Er war am Samstag von der Polizei erschossen worden. Seither
       > versinkt Griechenland im Chaos.
       
 (IMG) Bild: Der 15-Jährige wurde von griechischen Polizisten erschossen.
       
       Alexandros Andreas Grigoropoulos, der am Samstag in der Athener Innenstadt
       von einer Polizeikugel tödlich getroffen wurde, war ein fröhlicher und
       offenherziger Junge. Er kam aus einer wohlhabenden Familie in Athen und war
       bei seinen Freunden sehr beliebt. Glaubt man seinen Mitschülern, dann war
       der 15-Jährige am Samstagabend einfach nur zur falschen Zeit am falschen
       Ort.
       
       Die Nachricht von seinem Tod hatte sich wie Lauffeuer ausgebreitet,
       vermutlich hatte eine SMS die beispiellose Serie von Straßenkämpfen
       ausgelöst. Alexis oder Grigoris, wie er von seinen Freunden genannt wurde,
       scheint ein typisches Leben eines Athener Jugendlichen aus gut situierten
       Verhältnissen gehabt zu haben. Seine Zeit verbrachte er im Norden der Stadt
       mit Schule, Hausaufgaben, Nachhilfe bei einem Privatlehrer und
       Gitarrespielen. Er fuhr Skateboard und spielte Fußball. Ab und an brachte
       er Freunde mit zu sich nach Hause zum Schwimmen im Pool. Seine Eltern sind
       getrennt, er lebte bei der Mutter, die ein Juweliergeschäft führt. Zu
       seinem Vater, Filialleiter einer Bank, habe er ein gutes Verhältnis gehabt.
       Zum Haushalt gehören noch die Oma und eine 14-jährige Schwester, eine große
       Schwester ist bereits ausgezogen.
       
       Vor einem Jahr wechselte Alexander zu der Privatschule Ofisi in Stamata,
       erzählt einer der früheren Mitschüler der Moraiiti-Schule. "Sein Verhalten
       hat sich im vergangenen Jahr verändert." Er wurde ernster,
       verantwortungsbewusster, weniger kindlich. Aber von anarchistischen
       Tendenzen haben seine Freunde nichts bemerkt. Auch der Portier des
       Wohnhauses kann sich nicht vorstellen, dass Alexandros irgendjemanden
       provoziert haben könnte. Dass er am Samstag in Exarcheias war, sei ein
       dummer Zufall gewesen. Er sei dort zu einer Feier zum Namenstag seines
       Freundes Niko eingeladen gewesen, sagt einer der Schulkameraden, die sich
       vor seinem Haus versammelt haben.
       
       Die Familie hat sich bislang nicht öffentlich zum Tod ihres Sohnes
       geäußert. Eine Nachbarin bat die Journalisten um Verständnis, dass sie
       nicht in der Lage seien, mit der Presse zu sprechen. Besonders der großen
       Schwester ginge es sehr schlecht und die Mutter habe einen Schock erlitten.
       Innenminister Prokopis Pavlopoulos und Ministerpräsident Kostas Karamanlis
       haben der Familie Grigoropoulos persönlich kondoliert und ihr die
       umfassende Aufklärung des Todes von Alexandros versprochen.
       
       Am Dienstagmittag ist Alexandros auf dem Friedhof Palaio Faliron in Nea
       Smirni beerdigt worden. An der Stelle, wo er tödlich verletzt wurde,
       hielten hunderte Jugendliche mit Kerzen in der Hand Totenwache.
       
       10 Dec 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christine Apel
       
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