# taz.de -- Proteste bei Hannover Messe: Gefährliche Goldprojekte
       
       > Die Bundesregierung sucht Rohstoffpartnernschaften. Doch die bergen
       > Risiken für Mensch und Umwelt – wie das Beispiel Indonesien zeigt.
       
 (IMG) Bild: Olaf Scholz (r.) und der indonesische Präsident Joko Widodo beim Eröffnungsrundgang in Hannover
       
       BERLIN taz | Um Deutschlands wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu
       reduzieren, sucht die Bundesregierung im Sinne des De-Risking nach
       alternativen Handels- und Rohstoffpartnern. Einer davon ist Indonesien, wie
       Bundeskanzler Olaf Scholz am Sonntagabend bei der [1][Eröffnung der
       Hannover Messe] sagte. Der südostasiatische Archipelstaat ist in diesem
       Jahr bereits zum dritten Mal Partnerland der weltgrößten Technologie und
       Industriemesse.
       
       In Hannover wirbt Indonesien um Investitionen, mit denen sich das
       275-Millionen-Einwohner-Land modernisieren will. Laut Präsident Joko Widodo
       gibt es bis 2060 einen Investitionsbedarf von einer Billion Dollar. Der
       Minister für wirtschaftliche Koordination, Airlanga Hartarto, erwartet
       dabei allein in Hannover Investitionszusagen von 2,3 Milliarden Dollar.
       
       Kanzler Scholz bot Jakarta eine Rohstoffpartnerschaft an. Das
       ressourcenreiche Land, das [2][zum Beispiel der weltgrößte Nickel-] und
       Palmölproduzent ist, will die im eigenen Land abgebauten Rohstoffe vor dem
       Export künftig selbst stärker verarbeiten und damit mehr Wertschöpfung im
       Land halten. In seiner Rede erklärte sich Scholz damit einverstanden, weil
       bisher ein Teil der indonesischen Rohstoffe über den Umweg der Verarbeitung
       in China nach Europa kamen.
       
       Ein genauerer Blick zeigt aber, dass der Rohstoffabbau in Indonesien mit
       großen Umwelt- und Menschenrechtsproblemen verbunden ist. Darauf machten in
       Hannover Mitglieder der Lokalgruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty
       International (AI) mit Mahnwachen und einer Petition aufmerksam.
       
       ## Goldprojekt verschärft Konflikte
       
       Unter dem Slogan „Goldrausch gefährdet Menschenrechte“ warnen sie [3][vor
       den Gefahren beim Rohstoffabbau] – etwa beim geplanten Bau einer Goldmine
       in Indonesiens östlicher Region Papua. Dort strebt ein Teil der Bevölkerung
       die Unabhängigkeit von Indonesien an, was schon seit Jahren von den
       Sicherheitskräften mit schweren Menschenrechtsverletzungen beantwortet
       wird.
       
       Jetzt könnte das geplante Goldprojekt im Wabu Block im Bezirk Intan Jaya in
       der Provinz Papua Tengah konfliktverschärfend wirken, wenn es nicht mit der
       vorherigen Zustimmung der Bevölkerung durchgeführt werden sollte. Eine
       Militarisierung der betroffenen Region einschließlich einer Zahl von
       Todesopfern hat AI bereits festgestellt. Zwei Aktivist*innen drohten
       zudem mehrjährige Haftstrafen, weil ein Politiker sie wegen ihrer Kritik
       auf Verleumdung verklagt hat. Die beiden hatten in einem Interview über
       mögliche Verwicklungen des Militärs in die geplanten Bergbauprojekte
       gesprochen.
       
       Scholz sprach sich in Hannover auch für den zügigen Abschluss eines
       EU-Freihandelsabkommen mit Indonesien aus. Das scheiterte bisher auch
       daran, dass sich Jakarta [4][bei der Palmölproduktion nicht zu mehr
       Nachhaltigkeit] verpflichten lassen wollte. Für Ölpalmplantagen werden
       immer wieder Urwaldgebiete gerodet. Womöglich könnte die EU bald wegen
       geänderter Prioritäten nachgeben.
       
       18 Apr 2023
       
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