# taz.de -- Psychologische Betreuung bei Nordclubs: Depression kein Tabuthema mehr
       
       > Der Suizid Robert Enkes jährte sich am Sonntag zum zehnten Mal. Wie
       > halten es die Nordclubs heute mit der psychologische Betreuung ihrer
       > Profis?
       
 (IMG) Bild: Am Sonntag gedachten die Spieler von Hannover 96 Robert Enke
       
       BREMEN taz | Als sich Nationalspieler und Hannover-96-Torwart Robert Enke
       vor zehn Jahren das Leben nahm, regte das eine Debatte über den Umgang mit
       psychischen Erkrankungen im Spitzensport an. Enke litt lange an einer
       Depression. Bei den Nordclubs glaubt man heute, ausreichend
       Betreuungsmöglichkeiten bereitzustellen.
       
       „Dass bei Hannover 96 psychische Erkrankungen kein Tabuthema sind, versteht
       sich angesichts unserer Geschichte von selbst“, sagt 96-Sprecher Heiko
       Rehberg. In der Nachwuchsakademie ist ein Sportpsychologe angestellt –
       inzwischen ist dies im Nachwuchsbereich Pflicht.
       
       Bei den Profis aber habe die sportliche Leitung in Rücksprache mit dem Team
       entschieden, keinen Psychologen einzustellen. „Wir haben ein sehr gutes
       medizinisches Netzwerk, das sofort helfen kann, wenn das gewünscht wird“,
       so Rehberg. „Und alle unsere Trainer hatten ein offenes Ohr für Probleme
       von Spielern, die sie außerhalb des Platzes haben.“
       
       Beim HSV verfügt ebenso nur der Nachwuchsbereich über Sportpsycholog*innen.
       Wie bei 96 stehe im Profibereich ein Netzwerk von Ansprechpartner*innen für
       psychische Erkrankungen zur Verfügung. Über das kooperierende Uni-Klinikum
       Hamburg-Eppendorf können sich Spieler zudem an eine Sportpsychologin
       wenden.
       
       ## Auch in der Handballbundesliga ist das Thema angekommen
       
       Einzig Bundesligist Werder Bremen beschäftigt den Sportpsychologen Andreas
       Marlovits. Er ist Teil des Betreuerstabs und steht den Spielern jederzeit
       zur Verfügung, weiß Werder-Sprecher Christoph Pieper. Der VfL Wolfsburg
       wollte sich zur Anfrage der taz nicht äußern.
       
       Auch in der Handballbundesliga ist das Thema angekommen. Markus Ernst,
       Sprecher von Hannover-Burgdorf, erlebt den Druck im Handball aber noch
       nicht als so dramatisch wie im Fußball. Die medizinische Abteilung des
       Vereins sei breit aufgestellt und könne schnell an Experten weiterleiten.
       Tabuisiert seien psychische Erkrankungen im Profisport nicht mehr. „Das
       tragische Unglück von Robert Enke hat vieles verändert“, sagt Ernst. Im
       Verein habe es einen erkrankten Spieler gegeben, ihm konnte aber geholfen
       werden.
       
       Ähnlich hält es die SG Flensburg-Handewitt. Auch hier gibt es keinen
       hausinternen Experten, das medizinische Team helfe aber bei der Vermittlung
       von solchen, sagt Geschäftsführer Dierck Schmäschke. „Auch bei uns gab es
       Fälle, in denen Spieler zu dieser Thematik auf uns zugekommen sind.“
       
       Lediglich der Rekordmeister THW Kiel hat „im eng mit der Mannschaft
       arbeitenden Betreuerteam eine Sportpsychologin, die in regelmäßigen
       Abständen auch beim Training dabei ist“. Für Mannschaft und Trainerstab
       stehe sie jederzeit für Gespräche bereit, sagt Sprecher Christian Robohm.
       
       Den Druck im Profisport spürt auch der Basketball-Bundesligist EWE Baskets
       Oldenburg. „Das gilt für alle, die in diesem Club arbeiten“, sagt
       Geschäftsführer Hermann Schüller. Daher habe der Verein bereits vor Jahren
       das Projekt „Team leben“ gestartet. Angelehnt an die besondere Art des
       Trainers Mladen Drijencic mit den Spielern umzugehen, entwickelte man
       Workshops rund um Teambuilding und Konfliktlösung für den gesamten Club –
       inklusive Spieler.
       
       12 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Götz
       
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