# taz.de -- Quote in Aufsichtsräten: Ein Jahr für 30 Prozent
       
       > Was haben die Telekom, die Oldenburgische Landesbank und Adidas
       > gemeinsam? Die drei Unternehmen halten ein Gesetz ein.
       
 (IMG) Bild: Fehlersuchbild: Mitglieder des Aufsichtsrats der Volkswagen AG bei einer Pressekonferenz
       
       BERLIN taz | Seit dem 1. Mai 2015 gilt die gesetzliche Frauenquote: Rund
       100 börsennotierte und vollmitbestimmungspflichtige Unternehmen in
       Deutschland müssen ihre Spitze weiblicher gestalten, mindestens 30 Prozent
       der Aufsichtsräte sollen ab 2016 Frauen sein. Ignorieren die Konzerne das,
       bleiben die Stühle, auf denen Frauen sitzen sollten, leer.
       
       Bei der Telekom, der Oldenburgischen Landesbank und Adidas sind alle Sessel
       im Aufsichtsrat besetzt. Bei dem Telekommunikationsunternehmen finden sich
       unter den 20 Aufsichtsräten sieben Frauen. Die Oldenburgische Bank hat vier
       weibliche und neun männliche Aufsichtsräte. Und bei Adidas sind vier der
       zwölf obersten Controller Frauen.
       
       Andere Großkonzerne ziehen nach und bessern ihren Frauenanteil an der
       Führungsspitze auf. Zum Beispiel der Krankenhausbetreiber Fresenius, der
       zum ersten Mal Frauen in seinen Aufsichtsrat beruft.
       
       Die Quote wirkt. So zumindest stellt es sich dar, wenn man einen Blick in
       das „Planzahlen-Resümee“ des Lobbyvereins „Frauen in die Aufsichtsräte“
       (FidAR) wirft. Danach haben die meisten Großḱonzerne öffentlich bekannt
       gegeben, ob sie demnächst mit einem höheren Frauenanteil punkten können.
       Insgesamt beträgt der Anteil an Aufsichtsrätinnen in Deutschland derzeit
       rund 24 Prozent.
       
       Doch reicht das? Ist damit alles für die Chancengleichstellung getan? Nein,
       sagt FidAR-Chefin Monika Schulz-Strelow. Sie weiß, dass Aufsichtsrats- und
       Vorstandsposten elitäre Jobs sind. Sie sagt: „Jetzt müssen wir uns auch um
       andere Bereiche kümmern, in denen Frauen benachteiligt sind.“
       
       ## Zu wenig Flexibilität – in den Unternehmen
       
       Damit meint die Unternehmensberaterin beispielsweise Führungsebenen
       unterhalb der Topjobs: Abteilungsleitungen, Gebietsleitungen,
       Ressortleitungen. Und es geht darum, Branchen, in denen vor allem Frauen
       arbeiten, die schlecht bezahlt werden, aufzuwerten. „Die Quote ist keine
       Gewähr dafür, dass Frauen grundsätzlich aufsteigen“, bestätigt Monika Pisal
       vom Juristinnenbund.
       
       Ulle Schauws, frauenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag,
       empfindet den Frauenanteil auf den unteren Führungsebenen als „mager“. Das
       liege daran, „dass viele Unternehmen die staatlichen Eingriffe noch immer
       weiter ignorieren und für Frauenförderung nichts getan haben“, sagt sie.
       Sie wünsche sich „flankierende Maßnahmen“ wie flexible Arbeitszeiten und
       Teilzeitangebote für Frauen und Männer.
       
       Schauws erhält Zustimmung von der Personalmanagerin Julia Despina Dormaar
       von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Die
       Abteilungsleiterin sagt: „Es reicht nicht aus, einfach nur Frauen
       einzustellen. Frauen müssen von ihrer Einstellung im Unternehmen an
       gefördert werden. Sonst bleibt der Kulturwechsel in der Gesellschaft aus.“
       
       Das weiß auch Heiko Maas. Der SPD-Justizminister, der für das Gesetz mit
       verantwortlich ist, sagt: „Mehr Frauen in Führungspositionen werden andere
       Frauen nachziehen.“ Von einer festen Quote für Führungspositionen in
       mittleren und kleineren Unternehmen ist er aber meilenweit entfernt.
       
       1 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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