# taz.de -- Sexualisierte Gewalt in der Kirche: Woelki muss gehen
       
       > Es gibt keinen besseren Grund für den Austritt aus der Kirche als einen
       > lügenden Oberhirten. Jeder Austritt schwächt aber auch das Lager der
       > Aufklärer.
       
 (IMG) Bild: Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki
       
       Wer noch einen letzten Schubs gebraucht hat, hat ihn bekommen. Bis Ende
       April sind in Köln mehr als 2.000 Onlinetermine für Austritte aus der
       katholischen Kirche ausgebucht. Über Gründe für die Austrittswelle könne
       man nur spekulieren, sagt das Kölner Amtsgericht in angemessen
       weltanschaulich-neutraler Manier. Doch dass die nicht enden wollende Farce
       um den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki der wahrscheinlichste und noch
       dazu ein guter Grund zum Austritt ist, liegt auf der Hand.
       
       Was sollte eine*n zum Entzug der persönlichen Kirchensteuerkraft bringen,
       wenn nicht ein Oberhirte, der bei der ohnehin zögerlichen Aufarbeitung der
       sexuellen Gewalt im Bereich der Kirche lügt, zensiert und den zur
       Verhinderung der Gewalt eingeschlagenen Demokratisierungsprozess des
       Synodalen Weges als quasi-protestantische Verirrung diffamiert. Ein
       Austritt in diesen Größenordnungen macht noch einmal klar: Ein Bischof hat
       nur die Macht, die ihm Katholik*innen zugestehen – oder eben entziehen.
       
       Doch jeder Austritt schwächt auch jene, die im Raum der Kirche für
       Aufklärung sorgen, praktisch anpacken und/oder den Finger in politische
       Wunden legen. Menschen wie die katholische Gemeindereferentin Marianne
       Arndt, die sich im [1][einkommensschwachen Köln-Vingst um Obdachlose und um
       Familien in (Corona-)Not] kümmert.
       
       Oder Menschen wie Janosch Roggel, der sich – als trans*Mann und als
       Betroffener sexualisierter Gewalt durch einen Priester – entschieden hat,
       als Delegierter beim Synodalen Weg mitzumachen, um die frauen- [2][und
       queerfeindliche Struktur der Kirche zu verändern, die nachweislich sexuelle
       Gewalt begünstigt.] Am Donnerstag und Freitag treffen sich die Delegierten
       des Synodalen Wegs zu einer Online-Konferenz, die die Öffentlichkeit im
       [3][Livestream] verfolgen kann.
       
       Woelki hat dem Synodalen Weg, diesem verspäteten Demokratisierungsversuch,
       dieser letzten Chance für die Kirche immensen Schaden zugefügt. Es liegt
       nun an seinen Bischofskollegen, bei der Konferenz klare Worte zu finden.
       Sie dürfen sich nicht damit abspeisen lassen, dass Woelki für den 18. März
       ein ihm genehmeres Gutachten angekündigt hat.
       
       Sie müssen ihn auffordern, das erste, unter Verschluss gehaltene, Gutachten
       über die Zustände in seinem Bistum zu veröffentlichen. Beide Texte müssen
       zur Wahrheitsfindung nebeneinandergelegt werden können. Und: Die Bischöfe
       müssen auf Gruppen wie den Eckigen Tisch und den Bund der deutschen
       katholischen Jugend hören und Woelki im Hintergrund zum Rücktritt bewegen.
       Vom Gremium des Synodalen Weges und vom Kölner Bischofsposten.
       
       Nur so können sie glaubhaft zeigen, dass es ihnen mit der Aufarbeitung
       sexualisierter Gewalt und mit dem Synodalen Weg wirklich ernst ist. Nur so
       können sie verhindern, dass ihnen auch jene ihre Steuerkraft entziehen, die
       – den Fehlern der Bischöfe und Priester zum Trotz – katholische Queers und
       Engagierte unterstützen wollen. Es ist eine allerletzte Chance.
       
       4 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/corona-koeln-100.html
 (DIR) [2] /Reformbestrebungen-in-der-Kirche/!5657748
 (DIR) [3] https://www.synodalerweg.de/livestream
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Hunglinger
       
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