# taz.de -- Streit über einen Industriestrompreis: Könnte teuer werden > Soll der Staat die Stromkosten der Industrie übernehmen, zumindest teil- > und zeitweise? Eine Überlegung ist es wert. (IMG) Bild: Umspannwerk, hier in Pulverdingen Es geht [1][munter hin und her in der Regierungskoalition]. Auch bei der Frage, ob der Staat Unternehmen vorübergehend [2][die Stromkosten subventionieren] solle. So ist etwa Niedersachsens SPD-Ministerpräsident Stephan Weil dafür, SPD-Kanzler Olaf Scholz aber dagegen. Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck ist dafür, FDP-Finanzminister Christian Lindner wiederum dagegen. Das kann man nun natürlich [3][wieder als nutzlosen Streit abtun], als das ewige Ampel-Gezerre. Tatsächlich aber ist es eine nötige, öffentliche Auseinandersetzung über eine wichtige Frage. Die Befürworter bekommen gerade Unterstützung von einem Bündnis aus Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften. Der Verband der Chemischen Industrie, der Deutsche Gewerkschaftsbund und weitere Organisationen machen sich für einen „Brückenstrompreis“ stark. Der würde bedeuten, dass der Staat den Firmen einige Jahre einen niedrigen Preis von beispielsweise 6 Cent pro Kilowattstunde garantiert und die Differenz zum höheren Marktpreis aus Steuermitteln übernimmt. Die Hoffnung: Die Firmen bleiben hier, wandern nicht in die USA ab, sichern ihre Industriearbeitsplätze und investieren vielleicht auch noch in klimaneutrale Zukunftstechnologien. Für den Staat könnte das allerdings teuer werden. Das zeigt ein Rückblick auf die „besondere Ausgleichsregelung“, die aus ähnlichem Grund früher im Erneuerbare-Energien-Gesetz stand. Gut 2.000 Unternehmen kamen damals in den Genuss der Stromkostensubvention. Heute könnte das rund 5 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Daher wäre es sinnvoll, den Kreis der begünstigten Firmen zu beschränken. Das allerdings besorgt wiederum den Verband der Familienunternehmer. Grundsätzlich ist die Maßnahme aber richtig. Denn der von der Politik gewollte Umbau der Industrie erfordert hohe Investitionen in kurzer Zeit, während gleichzeitig die Gas- und Strompreise stark gestiegen sind. Die Subvention mag den Übergang abfedern. Das kann schiefgehen oder funktionieren. Der Erfolg dürfte wohl leider erst in 10 oder 20 Jahren zu sehen sein. 21 Aug 2023 ## LINKS (DIR) [1] /SPD-streitet-ueber-Energiesubventionen/!5950699 (DIR) [2] /Wirtschaftskrise-in-Deutschland/!5950441 (DIR) [3] /Streit-um-Stromtarife/!5950506 ## AUTOREN (DIR) Hannes Koch ## TAGS (DIR) Industriepolitik (DIR) Energiewende (DIR) Energiekrise (DIR) Strompreis (DIR) Berufsgewerkschaften (DIR) Industrie (DIR) Energiekrise (DIR) Essay (DIR) Energiewende ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Streit um den Industriestrompreis: Wernekes guter Punkt Der Industriestrompreis birgt sozialen Sprengstoff. Warum Geld in Unternehmen stecken, wenn das Dienstleistungsgewerbe zugucken muss? (DIR) SPD-Fraktion fordert Industriestrompreis: Scholz und FDP unter Strom Die SPD-Bundestagsfraktion fordert staatliche Hilfen für energieintensive Branchen. Der Kanzler und die Liberalen lehnen sie bislang ab. (DIR) SPD streitet über Energiesubventionen: Nenn mir deinen Strompreis, Genosse! Strom für Industrieunternehmen subventionieren? SPD-Kanzler Scholz will nicht, führende Sozialdemokraten möchten sehr wohl. (DIR) Wirtschaftskrise in Deutschland: Raus aus der Energieschockstarre Besser sofort statt mit einem verfehlten „Sofortprogramm“: Mit zielgenauen Maßnahmen lässt sich Deutschlands Wachstumsschwäche angehen. (DIR) Debatte um Strompreiszonen: Wie die Energiewende fair wird Im ländlichen Raum, wo der Strompreis ohnehin höher ist, schlägt der Netzausbau zusätzlich auf den Preis. Wie könnte eine faire Alternative aussehen?