# taz.de -- Streit um den Golden Pudel Club: Nicht in meinem Oberstübchen
       
       > Für Park Fiction ist das Restaurant im Obergeschoss des Golden Pudel Club
       > unerträglich. Nun wird die Restaurant-Chefin im Internet bedroht.
       
 (IMG) Bild: Hier liegt für Park Fiction der Hund begraben: Das Oberstübchen auf dem Golden Pudel Club.
       
       Terry Krug, die Chefin des Restaurants Oberstübchen im oberen Stockwerk des
       Golden Pudel Clubs, ist fassungslos. Mit einer Erklärung, die Margit Czenki
       und Christoph Schäfer vom Projekt Park Fiction am vergangenen Sonntag
       veröffentlichten, haben sie die Debatte um die Spaltung des Pudels wieder
       losgetreten. In den letzten Tagen schaukelt sich im Internet der Streit
       immer weiter hoch.
       
       Seit etlichen Stunden verfolgt Krug den Shitstorm, der jetzt gegen sie
       läuft. Sie hält sich zurück, schreibt lieber nichts. Sie will kein Öl ins
       Feuer gießen. In ihrem [1][Aufruf] empfehlen Czenki und Schäfer: „Trinkt
       Euren Latte woanders.“ Eine Art Boykott-Aufruf, weil es so, wie es ist, im
       Pudel-Gebäude für sie einfach nicht weitergehen kann.
       
       Worum geht’s? Der Pudel ist gespalten, das ist nicht neu. Auf der einen
       Seite steht die eingeschworene Gemeinschaft, die „Pudel-Familie“, für die
       der Club nicht kommerziell werden darf. Auf der anderen Seite Wolf Richter,
       Rocko Schamonis alter Freund aus Kindertagen, für den sich der
       Gastronomie-Betrieb in dem Haus, in das er sein Geld gesteckt hat und das
       er, der Handwerker, selbst mit zusammengebaut hat, rechnen soll.
       
       Für die Gastronomie hat sich Richter Terry Krug ins Haus geholt, die im
       Oberstübchen arbeitet und heute Sätze sagt wie: „Es ist doch egal, was ich
       jetzt dagegen schreibe, wenn ich sage, ich möchte dort gerne Geld
       verdienen, damit ich meinen Kindern etwas zu essen kaufen kann, ist das ja
       anscheinend Gewinnmaximierung.“
       
       ## Vertrauensbruch
       
       Für Czenki und Schäfer, die sich jetzt zu Wort gemeldet haben, kommt der
       Betrieb des Oberstübchens ihrer Idee in die Quere. Sie sprechen von einem
       Vertrauensbruch, der für das Park-Fiction-Projekt, das immer ein soziales,
       politisches und ein künstlerisches war, unerträglich ist. „Uns gefiel die
       Vorstellung, die Park-Fiction-Ideen im Kontext des Pudelsalons weiter zu
       entwickeln“, erklären sie.
       
       Im Pudelsalon sollte das Park-Fiction-Archiv, mit dem Kernstück, der
       komprimierten Park-Fiction-Documenta-Arbeit, die 2002 in Kassel ausgestellt
       war, öffentlich zugänglich werden. Auch stadtpolitische Diskussionen im
       Pudelsalon und Aktionen im Park sollten die Ausstellung begleiten. Um das
       möglich zu machen, habe Park Fiction 15.000 Euro aus Kulturmitteln in die
       Pudel-Sanierung gesteckt.
       
       „Mit Rücksicht auf die Pudel-Szene haben wir versucht, das Archiv im neuen
       Setting zu erproben. Doch es funktioniert nicht“, sagen sie. Im
       Oberstübchen – das Czenki und Schäfer „Bionade-Biedermeier-Lokal mit
       Elbblick und Betriebsfeier-Vermietung“ nennen – sei eine kritische
       Auseinandersetzung mit Stadtentwicklung, für die Park Fiction steht,
       absurd. Krug halte sich nicht an Vereinbarungen.
       
       ## Rockos Fehler
       
       Das Problem des Pudel-Kollektivs: Es gibt Besitzer. Wolf Richter und Rocko
       Schamoni haben das Haus Am St. Pauli Fischmarkt 27 nach der Sanierung
       gemeinsam von der Stadt gekauft. „Rockos Fehler“, sagen Czenki und Schäfer
       heute. Als es dann 2010 zum Streit kam, wollte Richter das Café im oberen
       Stock ohne die Pudel-Familie machen.
       
       Im Sommer 2011 eskalierte der Streit, als der Pudel Club zur Eröffnung des
       Oberstübchens erklärte, dass der Raum im Obergeschoss ab sofort nicht mehr
       zu ihm gehöre und auch „kein Bruder im Geiste“ sei.
       
       Terry Krug hält den Streit für „eine ideologische Diskussion, bei der
       bestimmte Leute meinen, das Haus würde ihnen gehören, dabei ist es im
       Privatbesitz“. Von Anfang fühlte sie sich nicht willkommen, irgendwann habe
       sie sich gesagt, dass sie sich nicht unterdrücken lässt von Leuten, die
       sich für die vermeintliche kulturelle Elite Hamburgs halten. Es dürften
       doch auch noch andere Leute in dieser Stadt Kultur machen. Jeder solle doch
       selbst entscheiden können, wo er oder sie einen Kaffee trinkt.
       
       Im Internet wird derweil eine Anleitung zum Basteln eines Molotowcocktails
       verbreitet, darauf auch ein Kind, das das Oberstübchen damit anzünden will.
       Aus dem Pudel heißt es, dies sei keineswegs als Aufruf zur Gewalt zu
       verstehen. Am Donnerstag will Park Fiction beraten, wie es weitergeht.
       
       7 May 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://park-fiction.net/da-stimmt-was-nicht-im-oberstubchen/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lena Kaiser
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Hamburg
       
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