# taz.de -- Tarifstreit bei der Deutschen Bahn: Bahn legt GDL neues Angebot vor
       
       > Der Staatskonzern will damit weitere Streiks abwenden. Ob die Offerte die
       > Lokführer-Gewerkschaft zurück an den Verhandlungstisch bringt, ist offen.
       
 (IMG) Bild: Auswirkungen des jüngsten Streiks: voller Bahnsteig am Berliner Hauptbahnhof am 2. September
       
       BERLIN dpa | Im Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL hat die
       Deutsche Bahn ihr Angebot nach eigenen Angaben nachgebessert, um sich
       schnell zu einigen. Es enthalte jetzt eine zusätzliche „Entgeltkomponente“,
       teilte der Staatskonzern am Samstag mit. „Mit dem neuen Angebot bewegt sich
       das Unternehmen einen weiteren, großen Schritt auf die GDL zu.“
       
       Personalvorstand Martin Seiler forderte die GDL erneut zu Verhandlungen
       auf. „Es liegen tragfähige Lösungen auf dem Tisch.“ Die Gewerkschaft hatte
       angekündigt, von Montag an den nächsten Streik vorzubereiten, sollte die
       Bahn bis dahin kein „verhandlungsfähiges Angebot“ vorlegen.
       
       Wie hoch die sogenannte Entgeltkomponente sein soll und wie sie gezahlt
       werden soll, gab die Bahn nicht bekannt. Die Gewerkschaft fordert 3,2
       Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 28 Monaten
       [1][sowie eine Corona-Prämie] von 600 Euro. Die Bahn will die Tariferhöhung
       über einen längeren Zeitraum strecken und bietet eine Laufzeit von 36
       Monaten an. Zudem bietet sie eine Corona-Prämie je nach Lohngruppe 600 oder
       400 Euro an.
       
       Die Entgeltkomponente soll darüber hinaus gezahlt werden. Zudem kommt die
       Bahn der GDL nach eigener Darstellung beim Streit über die Altersvorsorge
       entgegen. Sie sagte demnach zu, bis Ende 2020 erworbene Anwartschaften aus
       dem früheren Altersvorsorge-System uneingeschränkt zu erhalten.
       
       Ein Knackpunkt in den Verhandlungen ist die Frage, für wen der neue Vertrag
       gelten soll. Die GDL will nicht nur Lokführer und Zugbegleiter vertreten,
       sondern auch Rahmentarifverträge für Beschäftigte in den Werkstätten und in
       der Infrastruktur sowie für Auszubildende schließen. Die Bahn erklärte dazu
       nun: „Der Konzern erklärt sich außerdem bereit, den Anwendungsbereich der
       GDL-Tarifregelungen in den heutigen GDL-Mehrheitsbetrieben zu überprüfen.“
       
       ## Zuletzt fünftägiger Streik im Personenverkehr
       
       Ob das der GDL für eine Rückkehr an den Verhandlungstisch reicht, ist
       unklar. Am Samstagvormittag war die Gewerkschaft zunächst nicht zu
       erreichen. GDL-Chef Claus Weselsky hatte argumentiert, seine Gewerkschaft
       habe Tausende neue Mitglieder auch in anderen Bahn-Berufen wie in der
       Verwaltung. Diese hätten ein Recht auf einen Tarifvertrag, was ihnen die
       Bahn verweigere.
       
       Hintergrund des Streits ist das Tarifeinheitsgesetz. Dieses sieht vor, dass
       in einem Betrieb mit mehreren Gewerkschaften nur der Tarifvertrag der
       mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung angewendet wird. Aus Sicht des
       Konzerns ist das in einem Großteil der rund 300 Bahn-Unternehmen die
       konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Die GDL zweifelt
       das an.
       
       Die GDL hat in der laufenden Tarifrunde bisher dreimal gestreikt, zuletzt
       im Personenverkehr fünf Tage lang. [2][Viele Pendler und Reisende waren von
       Zugausfällen und Verspätungen betroffen]. Die Bahn setzte einen Notfahrplan
       in Kraft. Auch der Güterverkehr war von den Ausständen betroffen. Für den
       dritten Ausstand hatte mehr als jeder zweite Deutsche (53 Prozent) kein
       Verständnis, wie eine Yougov-Umfrage für die Deutsche Presse-Agentur in
       dieser Woche ergab. Hingegen hatten 36 Prozent Verständnis für die Aktion.
       
       11 Sep 2021
       
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