# taz.de -- Tötung von Hamas-Anführer Saleh al-Aruri: Militärisch „sauber“, aber riskant
       
       > Mit dem Angriff auf den Hamas-Kommandant im Nachbarland Libanon ist eine
       > neue Eskalationsstufe erreicht. Die Hisbollah wird reagieren.
       
 (IMG) Bild: Trauer um Saleh al-Arouri, der bei einem Drohnenangriff am Dienstag getötet wurde
       
       Wenn internationale Konflikte eine Treppe wären, dann hätte Israel gleich
       zwei Stufen mit einem Schritt genommen. [1][Mit der Tötung von Hamas-Führer
       Saleh al-Aruri in Libanons Hauptstadt Beirut] ist eine neue
       Eskalationsstufe im Krieg zwischen Israel und der Hamas erreicht. Die
       Aktion trägt den Konflikt tief ins Nachbarland hinein und fordert die dort
       dominante Hisbollah heraus. [2][Die Miliz wird auf den Angriff in ihrer
       Hochburg reagieren], die Frage ist nur, wie.
       
       Zwar war der Schlag begrenzt: Es wurden wohl sieben Hamas-Leute getötet,
       keine Zivilst*innen und wohl auch keine Libanes*innen. Im hässlichen
       Kriegsjargon ließe sich sagen: Die Aktion war sauber, wenn auch
       völkerrechtlich illegal. Und al-Aruri, dessen Karriere auf Terror fußt, ist
       keine Träne nachzuweinen.
       
       Aber die Frage ist: War es strategisch klug, im Nachbarland Libanon
       anzugreifen? Beirut ist keine abgelegene Höhle, wo sich ein paar
       Terrorführer trafen. Der Angriff – mutmaßlich durch israelische Drohnen –
       traf ein Wohnhaus mitten im Stadtgebiet der Mittelmeermetropole.
       
       Natürlich wertet die Hisbollah den Schlag als Angriff auf das ganze Land.
       Und im Libanon, in der palästinensischen Bevölkerung und auch in anderen
       Teilen der arabischen Welt wird das genau so gelesen werden: Israel ist der
       Aggressor und greift nun sogar den Libanon an.
       
       ## Hisbollah ist antisemitisch
       
       Richtig ist: Israel führt einen brutalen [3][Krieg im Gazastreifen], auch
       gegen die Bevölkerung. Nicht nur will die Armee die Geiseln befreien und
       die Hamas vernichten, es geht auch um eine Bestrafung der Bevölkerung. Aber
       eines will Israel sicher nicht: Krieg führen gegen den Libanon oder sogar
       Teile des Landes an sich reißen.
       
       Wenn der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah doch noch richtig
       eskaliert, dann natürlich nicht, weil Israel den Libanon angreift, sondern
       weil die Hisbollah meint, Israel vernichten zu müssen. Die Hisbollah ist
       eine scheußliche antiisraelische und antisemitische Mischung aus Partei und
       Miliz, die in erster Linie von ihrer Israel-Feindschaft lebt. Was würde
       Deutschland tun, wenn Militante in Polen drohen würden, mit 150.000 Raketen
       Berlin, Hamburg oder München anzugreifen?
       
       Es bleibt zu hoffen, dass die Prognose des israelischen Sicherheitsapparats
       war, dass die Hisbollah nach dem Schlag in Beirut nicht zu sehr unter Druck
       steht und eine Hintertür findet, um nicht voll in den Krieg einzusteigen.
       Und es ist zu hoffen, dass diese Prognose auch richtig ist. Ein offener
       Krieg zwischen der Hisbollah und Israel, der über ständigen gegenseitigen
       Beschuss hinausgeht, wäre eine Katastrophe sowohl für die libanesische als
       auch die israelische Bevölkerung.
       
       3 Jan 2024
       
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 (DIR) Jannis Hagmann
       
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