# taz.de -- Unruhen in Pakistan: Spiel mit dem Feuer
       
       > Der pakistanische Ex-Premierminister Khan ist verhaftet worden. Einst war
       > er ein Hoffnungsträger, inzwischen hat er sich längst entzaubert.
       
 (IMG) Bild: Nach der Verhaftung des Ex-Premiers Khan ist es in Lahore zu Ausschreitungen gekommen
       
       Pakistans Entwicklung ist ein Grund zu großer Sorge. Denn bereits ohne den
       dort jetzt eskalierenden politischen Machtkampf steht der hoch verschuldete
       Atomwaffenstaat wirtschaftlich gefährlich nah am Abgrund. Mit den
       landesweiten Unruhen, [1][die nun auf die Festnahme des vor 13 Monaten
       gestürzten Regierungschefs Imran Khan folgten], verschärft sich die Krise.
       Khan wurde am Mittwoch unter dem Vorwand der Korruption festgenommen,
       worauf seine Anhänger seine Drohung wahr machten und das Land noch tiefer
       ins Chaos stürzten.
       
       Der gegen das elitäre Clan-Establishment als demokratischer Reformer
       angetretene Populist enttäuschte in seiner vierjährigen Regierungszeit. Die
       meisten versprochenen Reformen blieben aus, die Wirtschaftskrise
       verschärfte sich weiter. Deshalb war erstmals in der Geschichte des Landes
       ein Misstrauensvotum im Parlament gegen einen Regierungschef erfolgreich.
       
       Khan musste abtreten, was er nie akzeptierte und wofür er immer andere
       verantwortlich machte. Zuvor hatte er bereits schon die Gunst des Militärs
       verloren. Das hatte ihn einst protegiert, doch verlor er dessen Gunst, als
       er in dessen Machtbereich eingreifen wollte. Immerhin putschte es nicht
       wieder.
       
       Seitdem regiert eine Koalitionsregierung der Familiendynastien der
       [2][Sharifs] und Bhuttos. Sie hatten sich früher befehdet und an der Macht
       abgelöst, bevor der politische Emporkömmling Imran Khan ihnen gefährlich
       wurde. Der jetzige Premierminister Shehbaz Sharif, ein konservativer
       Industrieller, hatte wirtschaftliche Gesundung versprochen, scheiterte aber
       auch und will Neuwahlen möglichst lange hinauszögern.
       
       Die sieht Khan als seine Chance und versucht nun, sie mit Gewalt
       herbeizuführen. Doch der Reformer hat sich längst entzaubert und
       unterscheidet sich in seinen skrupellosen Methoden und seinem Machthunger
       längst nicht mehr von seinen politischen Gegnern. Das ist Pakistans Tragik:
       Die Aussicht auf Besserung ist nicht in Sicht – weder mit noch ohne Khan.
       
       10 May 2023
       
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