# taz.de -- Vaterschaftsurlaub und Elternzeit: Recht auf Abtauchen
       
       > Das Recht auf Vaterschaftsurlaub kommt und das ist gut so. Die bezahlten
       > Tage sind ein Anstoß, die Anwesenheit von Männern in der Familie zu
       > stärken.
       
 (IMG) Bild: Im Vaterschaftsurlaub darf dann ruhig auch die Krawatte abgenommen werden
       
       Die ersten Wochen mit einem Neugeborenen sind eine Ausnahmesituation, in
       der längst viele Väter (und andere Co-Elternteile) Urlaub nehmen – um dabei
       zu sein, zu unterstützen, zu erleben. Das geht am besten, wenn sich die
       Familie kurz aus der Welt draußen herausziehen kann. Nun gibt es also
       [1][mit dem Vaterschaftsurlaub offizielle Unterstützung] dafür, der 2024
       kommen soll und mit dem die Bundesregierung verspätet eine EU-Richtlinie
       umsetzt.
       
       Zwei Wochen mehr frei in einem Jahr mit Baby – das ist nicht die Welt, aber
       dennoch eine deutliche Würdigung des zweiten Elternteils. Die EU
       unterstreicht dies, indem sie die Umsetzung von Deutschland verlangte,
       unabhängig von der vergleichsweise bereits recht großzügigen
       Elterngeld-Regelung.
       
       Dass die Familienministerin das Verschieben des Urlaubs-Starts auf 2024 mit
       der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Unternehmen begründet,
       weist wiederum auf das große Ganze hin: die ewige Krux, dass Kinder und
       Beruf, Privatleben und Leistungsgesellschaft nur unter fortwährendem
       Gezerre zu vereinbaren sind. Wie viel Familienzeit können sich Menschen
       erlauben, ohne dass es beruflich Druck gibt? 2021 nahmen Väter
       durchschnittlich 3,7 Monate Elterngeld in Anspruch (inklusive des
       „Elterngeld Plus“) – Mütter 14,6. [2][Dass Männer auch deshalb immer noch
       zurückstehen], weil Vorgesetzte ihnen abwehrend begegnen, ist anzunehmen.
       
       Der Zusatzurlaub zugunsten der Väter könnte ein weiterer Anstoß für sie
       sein, die Anwesenheit in der Familie höher zu schätzen und sich mehr dafür
       einzusetzen. Wie sehr solche Angebote die Wahrnehmung verändern können,
       letztlich auch in Unternehmen, zeigt sich beim Blick nur wenige Jahrzehnte
       zurück, als Elternzeit noch Erziehungsurlaub genannt wurde und für Väter
       gar nicht gedacht war.
       
       Apropos Namensgebung: Die zwei freien Wochen nach der Geburt „Urlaub“ zu
       nennen – warum nicht. Es ist ja eine bezahlte Auszeit vom Betrieb. Aber der
       Einfachheit halber könnte er doch Baby-Urlaub heißen. Denn darum geht es
       schließlich – für alle, die ihn in Anspruch nehmen dürfen.
       
       28 Nov 2022
       
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