# taz.de -- Verlegung des Altonaer Bahnhofs: Kompromiss unter Beschuss
       
       > Mitstreiter des Verkehrsclubs Deutschland kritisieren den Kompromiss, den
       > der Verkehrsclub zum Umzug des Bahnhofs Altona geschlossen hat.
       
 (IMG) Bild: Künftig würden hier keine Fernzüge mehr lang fahren: Altonaer Bahnhofsgelände
       
       HAMBURG taz | Der Kompromiss zur [1][Verlegung des Altonaer Fernbahnhofs]
       an den Diebsteich ist noch nicht gesichert. Zwei Mitglieder des
       Verkehrsclubs Deutschland (VCD) fordern eine außerordentliche
       Mitgliederversammlung, bei der über die vorgeschlagene Verständigung
       zwischen dem Verkehrsclub, der Bahn und der Stadt entschieden werden soll.
       Jetzt hat der Landesverband immerhin zu einer „Infoveranstaltung exklusiv
       für Sie als VCD-Mitglied“ eingeladen.
       
       Vor drei Wochen hatten sich [2][Vertreter des ökologischen Verkehrsclubs],
       der Bahn und der Stadt in Gestalt des Finanzsenators Andreas Dressel (SPD)
       auf ein zehnseitiges Papier verständigt. Als Ergebnis eines beinahe
       einjährigen Faktenchecks, bei dem Vertreter der Bahn, der Stadt und der
       Zivilgesellschaft miteinander berieten, verpflichtet sich der VCD Nord,
       seine Klage gegen die Verlegung des Fernbahnhofs fallen zu lassen.
       
       Im Gegenzug verpflichten sich die [3][Bahn] und die Stadt, die Kapazität
       des neuen Bahnhofs zu erhöhen und den öffentlichen Nahverkehr zu
       verbessern. Michael Jung von der [4][Bürgerinitiative Prellbock Altona]
       bezeichnet die Verständigung als „Ansammlung unverbindlicher Prüfaufträge“.
       Der VCD hatte in Kooperation mit der Bürgerinitiative geklagt, die selbst
       nicht hätte vor Gericht ziehen können.
       
       Prellbock kritisiert, dass der neue Bahnhof mit sechs statt acht
       Ferngleisen zu klein wäre und nicht zu den geänderten politischen
       Rahmenbedingungen passen: Bei den Plänen zur Verdoppelung der
       Reisendenzahl, eines Deutschland-Takts von 30 Minuten und des angedachten
       neuen S-Bahntunnels durch die Stadt müsste er in wenigen Jahren schon
       wieder umgebaut werden.
       
       ## Prellbock will gerichtliche Klärung
       
       Wer aus dem Hamburger Westen komme, werde künftig im ohnehin schon
       überlasteten Hauptbahnhof in einen Fernzug steigen. Es fehle ein
       vernünftiger Anschluss ans S-Bahnnetz und außerdem sei es nicht sinnvoll,
       den Bahnhof aus so einem dicht besiedelten Viertel wie Altona/Ottensen
       herauszunehmen.
       
       Wegen der vielen Kritikpunkte wünscht sich Prellbock nach wie vor eine
       gerichtliche Klärung. „Wir halten es für falsch, dass der VCD dieses
       scharfe Schwert aus der Hand gegeben hat“, sagt Jung. „Sobald die Klage vom
       Tisch ist, haben wir keinen Hebel in der Hand, um die Einlösung der Zusagen
       zu erzwingen“, schreiben die VCD-Mitglieder Peter Schönberger und Bettina
       Stülpnagel-Pommarius, die für die außerordentliche Mitgliederversammlung
       werben.
       
       VCD-Geschäftsführer Rainer Schneider verweist dagegen auf die Unwägbarkeit
       eines Gerichtsverfahrens, bei dem die Bahn signalisierte habe, dass sie es
       bis zum Ende durchfechten werde. Einiges, was das Oberverwaltungsgericht
       bemängelt habe, als es einen Baustopp für die Bahnhofsverlegung aussprach,
       habe die Bahn im Rahmen des Faktenchecks nachgeholt. Das gelte etwa für die
       Umweltverträglichkeitsprüfung und die Fahrgastuntersuchung.
       
       Dagegen sichere die Verständigung wesentliche Verbesserungen gegenüber der
       ursprünglichen Planung. So verspreche die Bahn jetzt pro Stunde maximal 31
       statt 24 Züge abzufertigen; statt 17.000 sollen künftig 25.500 Fahrgäste
       durchgeschleust werden und der Anteil der von der Verlegung betroffenen
       Fahrgäste, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, soll um mindestens 25
       Prozent erhöht werden.
       
       Vorwürfen, diese Vereinbarungen ließen sich nicht durchsetzen, stellt
       Schneider entgegen, dass laut der Verständigung die künftigen
       Vertragspartner die Bahn und die Stadt wären – und die habe wesentlich mehr
       Kraft, das durchzusetzen als der VCD oder Prellbock.
       
       Prellbock und die kritischen VCD-Mitglieder halten die Vereinbarung aber
       für nicht weitgehend genug. 31 Züge in Spitzenzeiten seien heute gerade
       genug, ließen aber keinen Spielraum für die erwünschten
       Kapazitätssteigerungen. Am Bahnhof Altona seien die Gleise dafür vorhanden.
       Dazu komme, dass nach jetziger Planung weder die künftige S32 Richtung
       Bahrenfeld noch die U5 über den künftigen Fernbahnhof Diebsteich laufen
       solle.
       
       Immerhin hat der VCD in die Vereinbarung hineinverhandelt, dass die
       Anbindung der S32 an den Diebsteich noch einmal geprüft werden soll. Dass
       tatsächlich die versprochenen 31 Züge pro Stunde abgefertigt werden können,
       sollen unabhängige Gutachter attestieren. Andernfalls werde die Klage nicht
       fallen gelassen, verspricht Schneider.
       
       Außerdem soll der neue Bahnhof so gebaut werden, dass er eine künftige
       Erweiterung, etwa durch einen unterirdischen S-Bahnhof, nicht verhindert.
       Und am Ende, sagt Schneider, stelle sich die Frage, ob Altona als
       Fernbahnhof überhaupt gebraucht werde, wenn wie gewünscht, in Zukunft
       einmal Regionalzüge von Schleswig-Holstein über den Hauptbahnhof nach
       Niedersachsen durchfahren.
       
       3 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Streit-um-Verlegung-des-Bahnhofs-Altona/!5617558
 (DIR) [2] https://www.vcd.org/service/presse/pressemitteilungen/einigung-nach-vcd-klage-gegen-bahnhof-verlegung-in-hamburg-altona-fahrgaeste-profitieren-von-berueck/
 (DIR) [3] https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/hamburg-altona-bhf
 (DIR) [4] http://prellbock-altona.de/altona-der-betrieblich-flexibelste-bahnhof-hamburgs/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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