# taz.de -- Wahl in Kolumbien: Ein Auftragskiller will in die Politik > Für Pablo Escobar soll er über 250 Morde verübt haben, über 20 Jahre saß > er im Gefängnis. Nun will Jhon Jairo Velásquez Senator werden. (IMG) Bild: Seit 2014 wieder auf freiem Fuß: Jhon Jairo Velásquez alias „Popeye“ Der Kolumbianer Jhon Jairo Velásquez will in die Politik. Besser bekannt unter seinem Spitznamen „Popeye“ war er in den 80er Jahren als Auftragskiller für Pablo Escobar und dessen [1][Medellín-Kartell] unterwegs. Rund 250 Morde gehen auf sein Konto. „Vielleicht waren es auch mehr, ich will mich jetzt nicht über die genaue Zahl streiten“, so der 54-Jährige, der sich auf beide Arme „El General de la Mafia“ hat tätowieren lassen. Nun will der Experte für Mord und Drogen als Senator für mehr Sicherheit eintreten – und für die Legalisierung des Kokainhandels. Am 15. April 1962 in dem kleinen Ort Yamural in der Provinz Antioqia geboren, schlug der jugendliche Jhon die Militärlaufbahn ein. Er studierte eine Zeit lang an der Militärakademie und ging später zur Marine. Von da stammt denn auch sein Spitzname Popeye, den ihm seine Kameraden wegen seiner Ähnlichkeit mit den Comicmatrosen verpassten. Als Escobar im Dezember 1993 vom kolumbianischen Militär in die Enge getrieben wurde (und sich zumindest nach Ansicht seines Sohns selbst erschoss), saß Velásquez bereits hinter Gittern. 1992 hatte er sich den Behörden gestellt, kooperiert und war zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Seit August 2014 ist er draußen. ## Akt der Läuterung oder PR-Stunt? Zwar erzählt Popeye noch immer anekdotenhaft von den damaligen Taten, wie sie mit gerade mal 2.000 Mann den gesamten Staat in Schach hielten, etwas, was die Guerilla in den ganzen Jahren des Bürgerkrieges nie schaffte. Doch heute gibt er den Geläuterten, empfiehlt der Jugend, auf dem Pfad der Tugend zu wandeln, und fordert Sicherheit auf den Straßen von Medellín. Möglicherweise ist der ganze Rummel um die Senatorenwahl auch nur ein PR-Gag. Um tatsächlich bei der Wahl 2018 als Kandidat antreten zu können, müssten erst einige der Wahlgesetze geändert werden – denn in Kolumbien kann jemand mit einem Vorstrafenregister wie dem von Velásquez nicht antreten. Starten wird aber im April auf jeden Fall die neue Netflix-Serie „Popeye“, die auf dem Buch „Sobreviviendo a Pablo Escobar“ beruht. Autor ist Velásquez höchstpersönlich. Da kann ein wenig Werbung nicht schaden. 22 Mar 2017 ## LINKS (DIR) [1] /!5385951/ ## AUTOREN (DIR) Jürgen Vogt ## TAGS (DIR) Kolumbien (DIR) Pablo Escobar (DIR) Reiseland Kolumbien (DIR) Kolumbien (DIR) Kolumbien ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Gangstergeschichten aus Kolumbien: Auf den Spuren des Bösen Pablo Escobar hat den Ruf seiner Heimatstadt Medellín geprägt. Bei Netflix ist er en vogue. Ein Rundgang zur Geschichte des Kokain-Terrors. (DIR) Ende des kolumbianischen Bürgerkriegs: Farc-Rebellen legen Waffen nieder Die ersten 322 von rund 7.000 Guerillakämpfern haben ihre Waffen abgegeben. Bis Ende Juni soll der Rest folgen. Präsident Santos spricht von „historischem Tag“. (DIR) ELN-Guerilla in Kolumbien: Nächste Runde im Friedensprozess Der Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und der Farc-Guerilla ist noch jung. Nun beginnen die Gespräche mit der Rebellengruppe ELN.