First raw version - radio-interview-2018 - absmagazine interview about bitreich and gopher transcription files
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 (HTM) Author: Christian Kellermann <ckeen@pestilenz.org>
       Date:   Tue, 14 Aug 2018 09:35:16 +0200
       
       First raw version
       
       Diffstat:
         A german.txt                          |     678 +++++++++++++++++++++++++++++++
       
       1 file changed, 678 insertions(+), 0 deletions(-)
       ---
 (DIR) diff --git a/german.txt b/german.txt
       @@ -0,0 +1,678 @@
       +[Intro Musik]
       +
       +Hier ist das ABS Magazin, Arbeit, Bildung und Soziales - Euer
       +gesellschaftspolitisches Magazin hier bei Radio X, dem frankfurter
       +Bürgerradio.
       +
       +Schön, daß ihr dabei seid! Schön, daß Ihr zuhört! Wir habe wieder
       +eine neue Sendung für Euch, spannende Sachen aus der Welt der
       +Kommunikationstechnologie. Naja, konkret wollen wir uns ein bischen
       +übers Internet... Nein, übers Internet wollen wir uns nicht
       +unterhalten. Wir wollen uns eigentlich auch nicht übers dark net
       +unterhalten, sondern noch was viel obskureres. Und zwar geht 's um
       +dem 'gopherspace'.
       +
       +'gopher' ist ein Protokoll, das ein bischen früher als das world
       +wide web erfunden und eingeführt wurde. Aber das ist inzwischen
       +schon sehr in Vergessenheit geraten. Ein Protokoll, das muß man
       +vielleicht sagen, ist eine Art und Weise, wie Computer miteinander
       +sprechen, wie sie ihre Daten austauschen. Und Ihr kennt bestimmt
       +das HTTP Protokoll. Das tippt Ihr immer ein, wenn ihr ne URL in
       +Eureren browser eintragt. Oder es gibt auch ein Protokoll mit dem
       +email abgewickelt wird. Und es gibt eben das 'gopher' Protokoll.
       +Das ist insofern interessant, als daß es wirklich ganz einfach ist
       +und mit dem web doch ein bischen verwandt ist. Insofern, dass
       +ähnliche Sachen funktionieren. Ganz konkret: Gopher server stellen
       +Text zur Verfügung, die stellen Links zur Verfügung. Was man nicht
       +hat, sind jetzt irgendwelche Bildchen, Zusatzfunktionen, Javascript,
       +da gibt es ja die kompliziertesten Sachen heute.
       +
       +Diese Reduktion auf nur Text und nur Links bedeutet auch, daß man
       +damit sehr schnell arbeiten kann, also die Seiten sind superschnell
       +geladen und es gibt auch einige Leute, die sagen: "Das web ist uns
       +heute viel zu überfrachtet, es ist viel zu überbrodend. Da gibt es
       +zu viel Werbund, da ist zu viel schi shci dabei. Es wird immer
       +schwieriger an die Information zu kommen, die man eigentlch haben
       +möchte."
       + Dann ist es unter Umständen genau richtig, mal das gopher Protokoll
       + zu verwenden.
       +
       +Wir haben uns jetzt mal mit jemandem unterhalten, der sich damit
       +ein bischen auskennt, der sich damit beschäftigt. Und da gibt es
       +sogar Leute, die treffen sich demnächst zu einer Konferenz, wo sie
       +ein bischen bequatschen wollen, wie es mit dem gopher Protokoll
       +auch weitergehen kann. Wie man vielleicht eine wirkliche, interessante
       +Alternative zum world wide web aufbauen kann. Also, erstmal gibt
       +es noch ein bischen Musik: Mrs. Beep mit 'The spring is comming'
       +-- ein bischen 8bit Musik. Und danach unterhalten wir uns mit
       +Christoph, der uns was zum Thema gopher Protokoll erzaehlen kann.
       +
       +Ja wir unterhalten uns jetzt mit Christoph. Er ist so ein bischen
       +ein computer nerd, ein computer bastler, der kennt sich aus. Der
       +beschaeftigt sich mit software, hardware, mit Protokollen, mit
       +Programmierung. Das heisst alles was mit Computern zu tun hat und
       +wie man mit ihnen kommunizieren kann.
       +
       +X: Hallo Christoph!  C: Gruesse Michael, hier ist Christoph M: Ich
       +hab gelesen, Du hast so ein Projekt, das heisst 'bitreich'. Das
       +verwendet so ein paar Protokolle, die nicht so bekannt sind. Aber,
       +was macht dieses Projekt denn? Was heisst denn dieses Projekt
       +bitreich? Was muss ich mir darunter vorstellen?  C: bitreich da
       +geht es darum, dass wir einfache software schaffen. Und da gehoert
       +auch gopher bzw. einfache Protokolle dazu. Also mit einfachen
       +Prinzipien, software, die Spass macht.  M: hmm C: Da hat man mit
       +einfachen Regeln - also die stehen auf der webseite bzw. dem
       +'gopherhole' oder dem 'gopher' Loch zu finden.  M: Ja C: Da gibt
       +es… Also, wir wollen ja eher über gopher reden. Da geht es darum,
       +dass man statt große komplexe Dinge, einfache Sachen verwendet, die
       +man auch selber implementieren kann zum Beispiel.  M: Da muss man
       +sich auf der einen Seite vielleicht ein bischen auskennen, aber es
       +ist ja auch nicht so schwierig. Also 'gopher' heisst ja übersetzt
       +'Maulwurf' oder?  C: Ja, dass heisst Maulwurf, aber es kommt ja vom
       +dem gopher des MIT, eine Universität in den USA und die haben den
       +ja als logo. Und es ging aber auch darum, dass man '[to] go for'
       +also 'gopher' importiert[?]. Also es ist einfach bloß, weil sie das
       +Logo gehabt habem M: Und dieses Protokoll existiert wohl auch schon
       +relativ lange, das ist wohl zeitgleich oder sogar ein bischen frueher
       +als das world wide web entstanden: C: '91 wurde das entwickelt, da
       +ging es darum, dass beim MIT die verschiedenen Datenbanken vernetzt
       +werden, unter einsatz eines hierarchischen Protokolls. Es ist ja
       +dann leider vom web überholt worden, das hat sich schneller entwickelt,
       +um es kurz zusammenzufassen.  M: Wie unterscheidet sich denn das
       +web und das gopher Protokoll. Also da geht es eher um Text oder
       +andere Möglichkeiten des Austausches? Was sind denn die Unterschiede?
       +C: Man muß jetzt unterscheiden erst einmal beim web, da gibt es
       +HTTP, das ist das Übertragungsprotokoll und dann HTML, das ist die
       +Darstellung, das was ich im browser sehe. Bei gopher habe ich ein
       +Protokoll, da sind einfache Menüs implementiert. Ich weiß schon 'Da
       +gehe ich hin, wenn ich weitergehen will'. Die Links, die ich im web
       +habe, habe ich dort schon implementiert. Das heisst, ich habe eine
       +striktere Struktur, die ist aber schon geordnet. Im Gegensatz zum
       +web.  M: Ah, Du meinst. Wenn ich auf einer beliebigen webseite bin,
       +habe ich ja oft das Problem, die sieht irgendwie aus und ich muss
       +ja die Navigation immer komplett neu lernen, wo was versteckt ist
       +oder angezeigt wird.  C: Da ist das ja schon wieder komplett anders
       +im web. Da habe ich Sprachen, die einem das verstecken können und
       +der link ist ja heutzutage auch nicht mehr 'ich geh zu dieser anderen
       +webseite'. Das ist aber das Grundproblem. Bei gopher ist das
       +Vereinfacht, da habe ich einen link und der ist ein link, da gehe
       +ich einfach weiter. Beim naechsten ist das wieder so. Da habe ich
       +einen Baum von Informationen, da kann ich immer weiter gehen.  M:
       +Wenn ich das richtig verstehe, ist die Darstellung in diesem gopher
       +Protokoll ja so, daß ich wirklich nur Text sehe oder?  C: Genau so
       +ist es definiert. Es geht nur um Text. Man hat versucht es um Bilder
       +zu erweitern. Früher gab es diese ganzen Terminals. Da hat man diese
       +alten Bildschirme gehabt, auf denen nur Text dargestellt werden
       +konnte. Aber es geht ja um Text, es geht um Information und der
       +einfachste Weg, um Information zu übertragen ist Text.  M: Oder
       +zweit Leute unterhalten sich miteinander, da können sie ja auch
       +Information austauschen und kommunizieren.  C: Ja, die Verarbeitung
       +von Text ist aber viel einfacher. Wenn man etwas weiter sieht, z.B.
       +gibt es Linux, wenn das die Hörer kennen. Da geht darum, wie kann
       +ich über eine Kommandozeile text mit Text verarbeiten. Bei Bildern
       +habe ich das Problem, dass ich komplexe Programme, die mit höheren
       +Logiken arbeiten und nicht so leicht zu bedienen sind, brauche.  M:
       +Wenn ich das so höre geht es wohl ein bischen darum, wie man einfahce
       +Programme verwenden kann, die auch wenig resourcen verbrauchen.
       +Wenn ich eine Text Datei übertrage, dann ist die ja u.U. sehr viel
       +kleiner im Vergleich zu einem Bild oder einem Video.  C: Ja, das
       +stimmt. Da kann ich ein Beispiel nennen, wo ich das gebraucht habe.
       +In Butan, das Land nördlich von Indien, wo es um das Glück der
       +Menschen geht, nicht wie bei uns. Da haben die ein großes GSM (Handy)
       +Netz. Und da ist mal der Strom ausgefallen und es gab nur dieses
       +ganz langsame Handynetz. Aber ich konnte perfekt meine Informationen
       +über gopher abholen. Es braucht keine großen Kapazitäten.  M: Das
       +heisst es ist auch ein Protokoll, daß für Gegenden sehr interessant
       +ist, die nicht so in der 1. Welt sind und nicht so viele Resourcen
       +zur Verfügung haben.  C: Ja das spart, aber insgesammt, weil das
       +Problem mit dem web ist, wie bei youtube: Da wird Text vorgelesen
       +in einem video und das wird verbreitet in HD Format auf einem 4K
       +Monitor. Und ich hätte ja einfach den Text übertragen können!  M:
       +Das ist jetzt ein Ansatz, dass man sagt: Man hat hier ein Protokoll
       +und Programme dazu, mit denen man sehr schnell und sehr einfach
       +resourcenschonend Informationen übertragen. Und unter Umständen
       +genausoviele Informationen, wie in einem vorgelesenen Video. Ist
       +das jetzt ein neuer Trend oder gibt es da viele Leute, die sich
       +darum kümmern?  C: Also das gopher war eingeschlafen als das web
       +groß geworden ist. Bis jetzt habe wir ja die Sache, dass die Handys
       +immer größer werden, immer mehr Kerne haben usw. Aber sie sind viel
       +langsamer geworden. Das hat viele Leute dazu gebracht darüber
       +nachzudenken. Und da gibt es in den Expertenkreisen auch viele die
       +wissen welche Komplexität im web stattfindet und versuchen Alternativen
       +zu finden. Und da ist gopher ein Teil davon.  M: Das heisst, es ist
       +auch eine Bewegung, die sagt: Wir wollen das gar nicht so kompliziert
       +und resourcenverbrauchend machen?  C: Genau, das ist der Teil für
       +das Internet, nicht nur das web. Neben dem web gibt es noch viel
       +mehr im Internet. Sondern bitreich ist hier auch der Teil, wo die
       +Software einfacher werden soll, weil das zusammenhängt.  M: Bei der
       +Softwareentwicklung, geht es darum Programme zu schreiben, die man
       +auch selber schreibt, um sie selbst zu benutzen. Oder weil die so
       +einfach sind, dass man sie auch selbst benutzen kann?  C: Bei
       +bitreich geht es eher um die Kommandozeile, fuer fortgeschrittene
       +Entwickler. Die graphischen Oberflächen verbrauchen viele resourcen.
       +Da ist gopher eher [der Teil] für den Endnutzer. Für die Entwickler
       +geht es darum eine schöne Kommandozeile zu haben. Also Spaß an der
       +Benutzung zu haben. Das ist das Ziel. Das geht nur durch Einfachheit.
       +M: Sind die modernen Entwicklunswerkzeuge zu kompliziert mit ihren
       +grafischen Oberflächen? Ist das wirklich ein Spaß-Killer?  C: Naja,
       +früher hat man einfach einen Text editor geöffnet, der hat 200
       +Kilobyte RAM verbraucht. Heutzutage, wenn man einen Editor öffnet,
       +lädt der im Hintergrund einen webbrowser, der webbrowser lädt
       +Javascript und das verbraucht mehrere Gigabyte [RAM]. Und der
       +generiert dann noch Quelltext, der nochmal komplexer ist. So weit
       +sind wir!  M: Wenn ihr sagt, mit dem bitreich Projekt versucht ihr
       +Wege zu finden, dass man weniger resourcen verbraucht. Funktioniert
       +das? Was sind Eure Erfahrungswerte? Macht das wirklich so viel
       +Spass, anstatt irgendwelchen schicken Videos auf youtube anzugucken?
       +C: Ich merke das ganz einfach: Wenn ich gopher benutze brennen meine
       +Oberschenkel nicht. Wenn ich irgendeine webseite benutze, läuft der
       +Lüfter an und das alles. Gopher hat hat aktuell 300 server, wir
       +haben da bloß einen kleinen Anteil, was wir sparen. Das web verbraucht
       +aktuell 2% des globalen Stromverbrauchs, manchmal mehr...  M: Aber
       +du musst dich dann schon ein bischen auskennen, dass Du solche
       +Sachen dann auch benutzen kannst oder? Wenn ich mir heute vorstelle,
       +als durchschnittlicher Smartphone benutzer wird es einem ja sehr
       +einfach gemacht ins web zu gehen oder einen chat aufzurufen, mit
       +anderen Leuten Textnachrichten austauschen kannst. Du musst ein
       +einen [app]store gehen, wo du dann die Programme schon vorbereitet
       +vorfindest. Ein klick und es wird installiert. Das ist ja nicht so
       +einfach, wenn ich das gopher Protokoll benutzen will um Informationen
       +zu suchen oder ein Protokoll benutzen will um zu chatten? Das ist
       +doch ein bischen komplizierter oder?  C: Nein, es ist... Wir haben
       +hier verschiedene Ebenen. Man fängt einfach an und geht auf die
       +gopherproject.org seite und wenn man keinen gopher client hat, wird
       +man auf einen übersetzer von 'web nach gopher' umgeleitet. Man sieht
       +im browser gopher. Und so kommt man dann weiter zu welchen gates
       +ich noch habe.  M: Also ein gateway, mit dem ich mit einem normalen
       +webbrowser, der gopher nicht implementiert hat, auf die Informationen
       +zugreifen kann.  C: Aber es gibt auch noch für die browser plugins.
       +Also für firefox und chromium. Aber das Problem ist, dass firefox
       +und chromium ihre plugins gerade geändert haben. Das heisst, da
       +könnten inkompatibilitäten sein. Aber es gibt noch andere Klienten
       +auf der gopherproject.org seite.  M: Wie ist das mit chat? Da gab
       +es früher ein chat Protokoll, dass sehr viel benutzt wurde: IRC,
       +also internet relay chat. Das ist ja heute nicht mehr so ganz bekannt
       +oder?  C: Also in Entwicklerkreisen ist das sehr bekannt, weil jedes
       +open source projekt einen IRC kanal hat. Der einfachste Weg, um
       +sich mit Entwicklern oder Benutzern zu treffen. Da gibt es web
       +klienten, klienten fürs handy, da gibt es Kommandozeilen klienten...
       +IRC ist fast überall implementiert.  M: Das kann eigentlich auch
       +die meisten Sachen, die Du mit einem chat Programm auf deinem
       +smartphone hast?  C: Es koennte alles, will es aber nicht!  M: Ach
       +so?  C: Ich habe zwar die Möglichkeit um, sagen wir mal, videos zu
       +übertragen in whatsapp oder auch Bilder. Das will man im IRC aber
       +nicht, IRC ist ein einfaches Protokoll. Es geht darum Texte zu
       +übertragen. Wenn ich das alles hinzufügen würde, könnten hobbyisten
       +die server nicht mehr tragen und man muesste das alles aufbereiten.
       +Man bräuchte also die Infrastruktur von facebook z.B...  M: Du sagst
       +'Hobbyisten können die server nicht tragen', das heisst es ist
       +einfach so einen server einzurichten und zu betreiben? Wie muss ich
       +mir das vorstellen?  C: Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Es gibt
       +debian - eine bekannte Linux distribution - da gibt es einfache
       +Anleitungen und Tutorials, wie ich das einrichte. Eine server kostet
       +z.B. 3 EUR / Monat, da kann ich meinen IRC server betreiben.  M:
       +Und das ist auch nicht zu kompliziert, den zum laufen zu bringen?
       +C: Der server ist kompliziert, der Zugriff durch klienten ist
       +einfach.  M: Was gibt es denn noch für Protokolle, die von dieser
       +Idee her interessant sind, weil sie nicht so viel Bandbreite oder
       +resourcen verbrauchen, aber hier fast dasselbe Ergebnis liefern
       +koennen?  C: Vor dem web gab es schon sehr viele Protokolle, so ist
       +das entstanden. TCP/IP ist das Grundprotokoll und da gibt es 65000
       +Ports. Und wir betreiben heute alles über einen bzw verschlüsselt
       +über 2 ports HTTP und HTTPS. Da gibt es noch viele andere. Zum
       +Beispiel 'dict': Ein Protokoll um in einem dictionary, also einem
       +Verzeichnis, nachzuschlagen. Da schickt man einfach an den Port:
       +'Ich will gerne die Defintion von einem Wort' und der server hat
       +als Text die Definition zurueckgeliefert.  M: Ist das noch im
       +Einsatz? Wie würde ich das heute benutzen wollen?  C: Es gibt
       +dict.org, da wird das dict Protokoll noch gepflegt. Oder bitreich
       +hat auch einen mit dem urban dictionary, in dem Spassige defintionen
       +von Wörtern hochgeladen wurden. So schwer ist das nicht, das ist
       +einfach ein service, den ich unter Linux installieren kann.  M: Und
       +was gibt es sonst noch für Protokolle, die da aus Eurer Sicht
       +interessant sind, weil sie resourcen schonend sind?  C: Newsgroups
       +gibt es noch, aber das Problem mit news ist spam. Es gibt keine
       +effiziente Methode, um spam aus newsgroups zu filtern, deswegen
       +sind sie auch am Ende gestorben. Newsgroups überleben nur als
       +austausch von binär [dateien]. Deswegen wurden sie auch überall
       +gesperrt, weil sie zur Piraterie verwendet wurden. Und es skaliert
       +nicht, weil jeder server ein gesammtabbild des Netzes hat. Daher
       +sind die server auch unter der Last der webnutzer zusammengebrochen.
       +
       +Dann hätten wir noch das Tor Protokoll...  M: Das Tor Protokoll ist
       +ja auch schon ein bischen länger am Start. Da gab es ja auch schon
       +einige spektakuläre Sachen, die über das Tor Protokoll abgewickelt
       +wurden, da geht es eigentlich um Anonymisierung der Benutzer oder?
       +C: Ja, es geht um die reine Anonymisierung, weil heutzutage, wissen
       +wir durch Snowden, sitzen die Geheimdienste an den Kern routern in
       +Frankfurt und überall. Das heisst die wissen, wo das Paket losgeht
       +und ankommt. Tor verschlüsselt bzw. verpackt das so, daß man nicht
       +sieht, wo das Paket entlang gegangen ist. Das Problem bei Tor mit
       +dem web zusammen ist: Im Webbrowser sind zu viele Meta-Informationen,
       +also Informationen, die den Nutzer identifizieren können. Und darüber
       +wurden ja viele whistleblower/Geheimnisverräter identifiziert. Und
       +da kann gopher helfen.  M: Also Tor ist eine Methode, um als Benutzer
       +von Webseiten, die Identität zu verbergen und zu anonymisieren.
       +Wenn Du sagst, es gibt zu viele Metainformationen im Browser, dann
       +heisst das: Wie sind die konfiguriert, welche fonts sind auf der
       +Maschine installiert, wie groß der RAM ist und solche Informationen
       +können dann in der Masse ein einzelnes Gerät doch genau zu
       +identifizieren, da es auf der Welt nur ein paar 1000 Geräte die
       +genaus so konfiguriert sind. Dadurch kann man also einen Menschen
       +relativ genau wiederfinden?  C: Genau so funktioniert das. Gopher
       +kann hier helfen, weil es eine definierte Menge an Meta-Informationen
       +gibt, mit der ich einen Nutzer finden kann, nämlich: gar keine. Bei
       +Tor gibt es zwei Dinge, die ich beachten muss. Ich kann aus dem
       +Tor netzwerk herausgehen und auf das web zugreifen oder ich kann
       +innerhalb des tor netzwerkes auf einen service zugreifen. Wenn ich
       +vollkommen innerhalb von tor Zugriffe mache, gibt es keine möglichkeit
       +für die Geheimdienste ein ausgehendes Paket zu finden. Das ist dann
       +vollkommene Anonymität. Wenn ich z.B. über tor auf einen endpunkt
       +von facebook zugreife, identifiziere ich mich ja immer noch mit
       +meinem Login, das ist eigenlich sinnlos. Bei gopher kann ich mich
       +gar nicht identifizieren.  M: Wenn du über tor gehst und dich dann
       +auf einer webseite irgendwo einloggst mit deinem benutzer bist du
       +natürlich nicht mehr anonym...  C: Das ist das Problem bei unerfahrenen
       +Nutzern. Die laden sich den torbrowser herunter, die wollen ihre
       +geheimnisse in ihrem Regime verraten. Und wenn ich denen jetzt aber
       +den torbrowser gebe, hat der genau definierte Metadaten, da gibt
       +es extra filter bei den Geheimdiensten um den zu finden. Dann sind
       +die ganz schnell gefunden. Das heisst, die ganzen Grundschichten
       +muessen schon so gemacht sein, dass der einfache whistleblower keine
       +Probleme bekommt.  M: Jetzt gibt es ja schon verschiedene andere
       +Versuche, was jetzt Daten und Privatsphäre angeht sich nicht großen
       +Konzernen auszuliefern, in dem man in den großen Netzwerken nicht
       +mitmacht. Gibt es da schon schon Versuche bei sozialen Medien, bzw.
       +was die machen auch andere Protokolle zu benutzen? Als jetzt zum
       +Beispiel nur zu facebook und co zu gehen.  C: Da gibt es zum Beispiel
       +GNU Social oder mastodon. Wenn ich zu facebook gehe, kommen da keine
       +Daten mehr heraus. Wenn ich aber ein (komplexeres) Protokoll habe
       +kann ich auf meinem heimat Server mit meinem Freund auf seinem
       +französischem Server Nachrichten austauschen: 'Der hat gerade ein
       +Bild geteilt, der hat eine Textnachricht an die Gruppe verteilt'.
       +Das ist dezentralisierung.  M: Es gibt also kein einzelnes Rechenzenturm
       +mehr, das alle Informationen zusammensammelt, sondern es sind viele
       +Server, die verteilt sind und es weiss auch nur jeder server das,
       +was er wissen muss.  C: Da war der facebook skandal gerade sehr
       +gut. Da hat man gemerkt, es gibt einen politischen Gegenwind. Da
       +haben die Facebook, Microsoft usw. gerade ein Projekt gestartet um
       +die daten zwischen sich hinundher zu exportieren. Facebook fehlt
       +aber hier, facebook hat noch keinen export.  M: Mit export meinst
       +du jetzt Nutzerdaten?  C: Ich meine meine Zeitleiste, was ich an
       +wen geschrieben habe usw.  M: Benutzen viele Leute GNU Social oder
       +mastodon oder ist das etwas für die Spezialisten und Nerds, die
       +sehr viel Wert auf Privatsphäre legen?  C: Das ist sehr einfach zu
       +benutzen: Gib 'gnu.social' ein und dann wirst du auf einen server
       +weitergeleitet. Da gibt es viele instanzen und ich such mir eine
       +heraus, am besten da, wo meine Freunde auch schon sind. Und dort
       +kann ich mich einfach anmelden. Und sobald ich mich angemeldet habe
       +ist das der server von dem aus mich ins restliche Netz verbinde.
       +Das ist sehr einfach mit dem webbrowser zu benutzen. Es gibt
       +Anleitungen dazu und es sieht auch genauso aus wie facebook.  M:
       +Wir haben uns vorhin ja schon über Software unterhalten und wie man
       +die installieren kann. Man muss sich ein bischen auskennen.
       +Kommandozeile, ja, da muss man auch schon ein bischen wissen was
       +man tut. Also bei der Kommandozeile hat man ein Fenster da erstmal
       +nur Text dargestellt werden und da gibst du deine Befehle als Text
       +ein. Wie seht ihr das denn so, als Leute die sich dafür interessieren
       +und damit arbeiten: Hat das, das Potential, daß das von wirklich
       +vielen Leuten, also dem mainstream, benutzt werden kann? Kann das
       +funktionieren? Oder ist das für heutige Komputerbenutzer nicht alles
       +zu unbequem, zu aufwändig, nicht schnell genug und nicht einfach
       +genug?  C: Nehmen wir mal das Argument das jemand Linux zu windows
       +wechseln will und sagt: Ah, da gibt es nur die Kommandozeile! Das
       +ist aber die Sache: Wenn ich die Liebe zu meinem Gerät wieder habe(
       +was ich bei windows nie habe), dann lerne ich es auch zu bedienen.
       +Früher konnte ich ein radio reparieren, heutzutage weiss ich nicht,
       +was diese komische Kiste macht...  M: Ja?  C: Darum geht es. Es
       +geht um den Spass am Gerät, diesen Spass wiederzufinden. Wenn man
       +den findet, lernt man auch, wie das Gerät funktioniert und dann
       +geht man auch tiefer. Und kann es selbst modifizieren.  M: Auf der
       +anderen Seite ein modernens Radio im Vergleich zu einem Röhrengerät
       +oder ein moderner Computer mit aufwändiger software gegenüber einem
       +einfachen Komputer der begrenzte Möglichkeiten hat, die modernen
       +Sachen bieten schicke moderne Möglichkeiten. Moderne Radios suchen
       +automatisch den besten Sender, empfangen Daten, auf verschiedensten
       +Kanälen und können Kanäle (analog, digital, internet) bündeln und
       +anbieten, da sind schon komfortable Möglichkeiten gegenüber einem
       +Röhrenradio, das von Hand bedient wird und man am Senderknopf
       +rumschraubt, bis man den Sender hat, den man haben will.  C: Ich
       +hab einen Gegenvorschlag: Das Problem ist, dass ich jedes Jahr ein
       +neues kaufen muss, wenn das naechste Protokoll herausgekommen ist.
       +Aber es gibt ja auch den Raspberry Pi, da gibt es auch ein Linux
       +darauf und da baue ich meine Peripherie drum herum, und kann dann
       +Teile gegen leistungsfähigere austauschen. Es geht darum, dass es
       +modular wird, weniger verschwendet wird. Bei Computer und Handys
       +gibt es Entwicklungen, dass wir open source Geräte bekommen. Das
       +dauert nur sehr lange, weil die Hersteller Hürden geschaffen haben,
       +um das zu erschweren.  M: Die einfachheit der Bedienung und die
       +Einfachheit der Geräte sorgt ja auch dafür, dass mehr menschen
       +moderne Komputertechnologie benutzen können. Also zum Beispiel einen
       +Kartenservice auf dem Handy verfügbar zu haben, ist einfacher als
       +früher eine Papierkarte mitnehmen zu können.  C: Deswegen sprechen
       +wir gerade im Radio, um den Leuten begreiflich zu machen, dass wenn
       +ich das alles zu einfach mache, ich voll überwacht werde und ich
       +unter der Kontrolle des Rechners bin. Daher muss ich ungefähr wissen,
       +wie der funktioniert. Ansonsten bleibt er Magie und Magie ist nie
       +gut. Wir brauchen Wissenschaft.  M: Wenn ich zum Beispiel beim
       +Kartenservice bleibe. Da habe ich ein smartphone mit einer App und
       +kann da sehen, wo ich bin mit genauer Ortung. Das sind schon
       +Zusatzinformation die man gerne benutzen möchte, aber du möchtest
       +dich ja nicht wirklich einarbeiten in komplizierte software mit
       +Textoberfläche und installieren und kompilieren. Das ist doch vielen
       +Leuten zu viel oder?  C: Da wird ja auch niemand mehr angezogen:
       +Wir propagieren ja, dass jedes Projekt wiederverwendbar ist. Wenn
       +wir jetzt über karten sprechen gibt es openstreetmap, als Datenbank,
       +jemand der die Karten erzeugt und Programme, die die Karten generiert.
       +Dann hat jemand die Datenbank und die generierung benutzt und eine
       +Text oberfläche davorgesetzt. Also nicht wie bei facebook, wo alles
       +hinter der weboberfläche steckt und wenn facebook Pleite geht ist
       +alles weg, sondern: wiederverwendbar. Das wär ja ne Riesenverschwendung,
       +wenn ich das alles wieder aufarbeiten muss.  M: Woran denkst Du
       +liegt das, daß diese Idee, die es ja auch schon vor 20/30 Jahren
       +gab, daß das heute nicht mehr so ist. Als  es ist ja eher die Rede
       +von großen Konzernen, die Daten sammeln und weniger davon dass viele
       +Leute da beisteuern können und das Wissen durch viele Einzelbeiträge
       +erweitert wird.  C: Das Problem ist der Konsum. Was überlebt hat
       +an sozialer Struktur ist das 'ich verlange' und das 'ich bekomme'.
       +Das dazwischen das Warten bzw.'ich muss das erstmal schaffen' das
       +ging durch den Hyperkapitalismus verloren.  M: Meinst du denn, da
       +kann was dagegen tun? Ist denn Euer Versuch sich auf Protokolle mit
       +wenig resourcenverbrauch zu fokusieren...Ist das der Versuch, nicht
       +das Rad ein wenig zurückzudrehen, doch die richtung ein wenig zu
       +ändern?  C: Ich kann nicht die ganze Welt konvertiernen das geht
       +gar nicht. Es geht darum zu zeigen, dass es anders geht. Es gibt
       +das Gegenteil [zu heute]. Irgendwann kommt jemand vorbei, der das
       +nützt und braucht genau dieses Beispiel. Wenn ich heute die Generation
       +der smartphone benutzer habe, von denen mancher noch nie einen PC
       +benutzt hat, die kennen nur smartphone mit web. Die müssen sehen,
       +dass es auch anders, einfacher geht. Die Hand muss nicht warm sein,
       +wenn ich im web surfe.  M: Um das jetzt noch ein wenig überspitzt
       +zu formulieren: Wir hatten früher auch Dampfmaschinen und wir hatten
       +Pferdefurhwerke, mit denen wir Lasten durch die Gegend gefahren
       +haben. Die heutige Lage ist dann doch ein bischen effizienter und
       +auf jedenfall bequemer, schneller und bietet mehr Möglichkeiten?
       +C: Nein! Da sehen wir was anders. Manche Protokolle früher, die
       +konnten sich nicht ausbreiten, weil sie technische Probleme hatten.
       +Aber jetzt habe ich Gigabit verbindungen usw. Da hab ich gopher
       +(inhalte) instant also sofort im Zugriff. Man wird einen Unterschied
       +sehen. Oder bei Microsoft Windows einfach die Maus bewegen. Man
       +merkt das ist langsamer als man das Gerät bewegt, auch wenn man
       +daneben ein Windows 95 Gerät setzt. Da gibt es weniger
       +Abstraktionsschichten. Das ist einfacher. Es geht ja darum, dass
       +der Computer etwas praktisches tut, er ist nicht nur theoretisch
       +da, wie Bürokratie, sondern das praktische, der Spass...  M: Der
       +Spass am Gerät hatten wir schon mehrere Male. Das ist also für dich
       +und vielleicht deine mitstreiter, die sich da engagieren oder damit
       +rumbasteln ein ganz zentraler Punkt.  C: Ja da geht es wie bei jedem
       +Verein dadraussen, wenn er keinen Spass mehr mahct, warum geh ich
       +hin? Wir sind ja im Hobbybereich. Wir gehen sonst 8-10 Stunden auf
       +Arbeit, ich muss ja einen Grund haben das zu tun. Deswegen ist
       +vielleicht im open source Bereich der Grundton etwas rauher, es
       +liegt einfach daran, dass wir Menschen sind, keine Kundenberater.
       +Da kann es auch mal sein, dass wir manchmal fordern, dass man
       +manchmal etwas selber macht. Es ist ja kein Selbstbedienungsladen
       +sondern ein Hobby. Wie im Verein, wenn ich dazu komme, muss ich
       +auch mitspielen.
       +
       +[Werbejingle]
       +
       +M: Hier ist das ABS Magazin: Arbeit, Bildung und Soziales. Euer
       +Gesellschaftspolitisches Magazin bei Radio X, dem frankfurter
       +Bürgerradio. Wir haben uns jetzt ein bischen über das gopher Protokoll
       +unterhalten, das heisst die Art und Weise, wie man ganz einfach
       +Information über das Internet austauschen kann, nämlich nur mit
       +Text ohne überflüssiges Grafik schischi oder Werbung oder so. Wir
       +werden uns jetzt noch ein bischen mit dem Christoph weiter unterhalten
       +und zwar gibt es jetzt ja ein paar Leute, die sich wirklich darum
       +kümmern wollen, wie man das weiterentwickeln kann. Wie ist der Stand
       +der Dinge und wo kann es hingehen? Und die treffen sich demnächst
       +zu einer Konferenz und wir werden mal hinhören, was dort stattfindet
       +und wie das aussehen kann. Ihr werdet euch demnächst mit ein paar
       +Aktivisten in den nächsten Wochen treffen. Was macht ihr und worum
       +geht es da?  C: Es geht um die bitreich con oder heutzutage
       +'Konferenz'. Die ist nächste Woche Samstag und Sonntag in Rodez in
       +Südfrankreich, weil dort ein Mitglied von bitreich ist. Aber man
       +muss nicht hinkommen, es ist alles online. Wenn man auf das gopher
       +Loch  bzw. gopher hole geht, per ssh zugreift gibt es Folien, per
       +gopher audio stream und man kann sich voll einbringen. über IRC
       +wenn man noch mit den Leuten reden will. Drei verschiedene Protokolle
       +und hocheffizient.  M: Man kann also den Sachen folgen, die dort
       +erzaehlt werden bzw. wenn man Zwischenfragen oder etwas beitragen
       +möchte kann man das über den IRC chat in den Kanal geben und wird
       +dann von Euch auch direkt gesehen und allen die sich eingeklingt
       +habe.  C: Genau! Und man verbrennt sich dabei nicht die Oberschenkel,
       +weil der laptop zu heiß wird.  M: Was ist denn das Programm von
       +Eurem Treffen?  C: Samstag reden wir um bitreich, was wir getan
       +haben, die verschiedenen services, dann hat sich etwas in unseren
       +Manifest bzw unserer Ideologie getan. Neue Nutzer und neue Projekte.
       +Und am Sonntag geht es ausschliesslich im gopher. Da freuen sich
       +auch die Amerikaner, das ist nämlich der letzte Teil der community
       +der noch von damals existiert und es gab schon lange keine gopher
       +con mehr und da finden wir uns mal wieder zusammen.  M: Und was
       +werdet ihr machen? Gibt es da Vorträge oder Programmierrunden oder
       +sitzt man nur so zusammen und unterhält sich ein bischen. Wie muss
       +ich mir das vorstellen?  C: Das wichtige ist erst einmal bei gopher,
       +dass wir wieder zusammenkommen, weil das ein wenig eingeschlafen
       +ist in den letzten Jahren. Da gibt es erst einmal wieder einen
       +Teamgeist. Wie gesagt, wir haben 300 Server vor einem Jahr waren
       +es noch 100, das hat sich gesteigert. Das Protokoll hat auch ein
       +paar Ecken und Kanten, das muss besprochen werden damit wir die in
       +Zukunft definiert haben. Man muss noch die Interaktion zwischen
       +gopher und dem web besprechen, das ist noch nicht ganz definiert.
       +Und es geht darum ein Forum zu schaffen, dass man miteinander redet.
       +M: Du sagts es gibt 300 server, was findet man denn da hautpsächlich?
       +Ich hab ein bischen gestöbert und sehr viele phlogs angetroffen,
       +was man im web sonst als blog bezeichnet, richtig?  C: Ja genau
       +phlog, wie blog. Da gibt es sehr viele, es gibt auch viele neue.
       +Weil die distribution sehr einfach ist. Man lädt einen Text hoch
       +und liest den dann. Sehr einfach, so wie es sein soll. Mehr ist ja
       +ein blog eigentlich nicht. Es geht um die direkte Übertragung. Viele
       +Menschen kommen wegen dem retro Ansehen, dass alles so schön ist
       +wie früher, aber manche kommen auch wegen der Idee, dass es einfacher
       +ist. Ich öffne mal eben meinen Vortrag, den ich vorbereitet habe,
       +dann kann ich Dir alle services sagen, die ich herausgsucht habe,
       +die gerade interessant wären für neue Nutzer des gopherspace.  M:
       +gopherspace kann man ja mal erläutern. Wie ich das verstehe, ist
       +das sozusagen, wie man vom world wide web redet, also die Gesammtheit
       +aller web serverm ist der gopherspace also auch die Gesammtheit
       +aller server, die das gopher protokoll anbieten und man meint damit
       +alle Information, die das drauf ist.  C: Genau, das ist, was ich
       +damit meine. Als Beispiel hätte ich als services: Eine übersetzung
       +nach mastodon / GNU Social, das hat sogar mastodon schon eingebaut
       +als facebook alternative. Dann gibt es ein interface für pirate
       +bay, ein interface für die youtube suche (fürs streamen nicht),
       +wikipedia gibt es eine übersetzung, eine suchmaschine. Google kennt
       +ja jeder, überwacht uns, es gibt duckduckgo als alternative oder
       +es gibt das föderierte searx, da kann man seine eigene Instanz
       +aufsetzen. Das Projekt Gutenberg, wo die alten Bücher gesammelt
       +werden und es hat sogar jemand eine netflix suche gebaut.  M: Das
       +sind aber nicht nur so statische Inhalte wie Text-, Bild- oder
       +Audiodateien, die da im gopherspace liegen, sondern es gibt da dann
       +auch wirkliche interaktive elemente? In dem Sinne, dass auf meine
       +Anfrage dann auch eine individuelle Ergebnis kommt.  C: Das hat
       +gopher eingebaut als einfache Suche. Ich schicken ein Wort hin und
       +bekomme etwas zurück. Das ist die einzige interaktion die eingebaut
       +ist und die wird hier genutzt. Ich schicke 'ich hätte gerne eine
       +Definition für dies und das' an das Verzeichnis und bekomme eine
       +Antwort zurück. Das wird zum Beispiel bei dem pirate bay interface
       +genutzt. Da gehe ich drauf gib meine Suche ein und bekomme meine
       +torrents zurück, die ich dann herunterladen kann.  M: Von der
       +Bedienbarkeit unterscheidet sich das jetzt von webseiten aber
       +nicht...  C: Doch, doch, ich hab ja durch die struktur bei gopher,
       +über die wir am Anfang gesprochen habe, sieht das immer gleich aus.
       +Ich habe eine Liste an Links oder Menüs, wo ich weitergehen kann,
       +wo entweder eine Datei dahinter ist oder mehr information. Beim web
       +habe ich manchmal das Problem überhaupt den Inhalt zu finden vor
       +lauter Werbeanzeigen.  M: Zum Verständnis: Wenn ich sage, ok, das
       +web is heutzutage durch die technologien sehr grafisch aufgewertet,
       +aufgemotzt könnte man sagen. Es gibt also für den webdesigner viele
       +Möglichkeiten, die Seite grafisch zu gestalten. Wenn man sagt, ok,
       +das sind Faktoren, die mit beigetragen haben, daß z.B. der Werbeanteil
       +und der Resourcenverbrauch von webseiten sehr stark zugenommen hat,
       +wäre es dann nicht auch ein möglicher Ansatz zu sagen: Lass uns
       +doch mal HTML 1.0 benutzen. Also wie das web vielleicht in der
       +anfangszeit ausgesehen hat. Das man Text, Links und auch eingebettete
       +Bilder hatte aber z.B. nicht die Möglichkeit hatte extra code
       +ausführen zu lassen, javascript z.b.... Wäre das nicht auch ein
       +Ansatz der in Eure Richtung gehen könnte?  C: Da habe ich trotzdem
       +noch im Hintergrund, das was ich zu Tor gesagt habe, die Metadaten.
       +Ein Schritt in die richtige Richtung wäre das, aber es haben schon
       +sehr viele versucht. Sehr sehr viele. Und sind gescheitert. Das ist
       +das Problem. Das Einzige was man heutzutage machen kann, ist, auf
       +die mobile Version einer webseite zu gehen. Plötzlich ist die Seite
       +lesbar.  M: Wenn Du sagst, die sind gescheitert, woran würdest Du
       +das dann messen? Heisst das einfach, sowas ist zu kompliziert, diese
       +einfachen webseiten auch zu gestalten oder zu programmieren? Oder
       +hatten sie keinen Erfolg, weil das keiner anguckt, weil das zu retro
       +und altbacken aussieht. Oder woran erkennt man, dass so ein Ansatz
       +scheitert?  C: Es ist dasselbe Problem, wieso gopher nie die
       +Weltherrschaft übernehmen wird. Es ist zu groß. Es ist überall
       +dieselbe Technologie, aber in Indien wird das anders wahrgenommen,
       +als in Afrika oder bei uns. Und da hat jeder einen anderen
       +Wissensstandard. Und das gilt auch wieder für die Reparaturen, das
       +Wissen geht einfach verloren. Die jetzige Generation weiss das nicht
       +mehr. Es geht darum, dass sie das mitbekommt. Das gezeigt wird: Es
       +geht anders. Es geht darum, das Wissen zu bewahren.  M: Mit Reparaturen
       +meinst du, dass man z.B. Geräte selber reparieren kann, weil sie
       +einfach konstruiert sind und es daher möglich ist, sie selbst wieder
       +instand zu setzen, verstehe ich dich da richtig?  C: Ja, aber es
       +geht heutzutage ja schon weiter, wir sind ja schon in der Phase des
       +3D Drucks, wo selbst airbus 40% seiner Flugzeuge aus 3D Druck
       +herausholt. Wenn man das richtig betreibt, geht das auch beim
       +Endnutzer.  M: Also die HTML 1.0 Sache war aus Eurer Sicht ein
       +interessanter Versuch aber dann doch nicht wirklich dafür geeignet
       +sich auf die wesentlichen Möglichkeiten Protokolle zu beschränken?
       +C: Das Problem mit der webentwicklung ist, daß immer nur eine neue
       +Schicht draufgehoben wird. Javascript ist dann Javascript auf
       +Javascript auf Javascript. Dasselbe Problem bei der kommerziellen
       +Entwicklung. Warum müssen das Hobbyisten machen mit der Vereinfachung?
       +Da leben alle in ihrer eigenen Blase und solange es Gewinn macht,
       +wird es nicht geändert. Das ist hier das Problem, deswegen müssen
       +wir eine komplette Alternative zeigen.  M: Wenn ich da also immer
       +eine Schicht drüber lege und das so gebaut habe, dass ich das alte
       +noch weiterbenutzen kann, ist das ja auch ein Vorteil. Das man
       +kontinuierlich weiterarbeiten kann und nicht einen ganz alten Schnitt
       +macht, bei dem die alten Inhalte nicht mehr funktionieren - C: Da
       +sind wir komplett bei einem anderen Problem: Es gibt ja archive.org,
       +das das web archivieren will. Diese Webseite hat riesenprobleme mit
       +den modernen dynamischen webseiten, den Inhalt zu finden und zu
       +archivieren. Weil genau das Grundproblem, das wir keinen Text mehr
       +verwenden gelöst werden muss. Wir verwenden Abstraktionen, keinen
       +Text mehr.  M: Erst einmal werden doch auch bei HTML nur Textdateien
       +übertragen. Oder ist das aus Deiner sicht schon so gruselig, dass
       +nur noch binärdateien übertragen werden, die dann von codeschnipseln
       +im Webbrowser entpackt werden um dann Bilder darzustellen wo der
       +Text drin ist.  C: Das kommt aktuell, web assembly nennt sich das.
       +Es wird heutzutage binärcode im browser ausgeführt. Das heisst es
       +wird noch unübersichtlicher und komplizierter mit noch mehr Zugriff
       +auf die hardware. Das ist ja auch eine Sache, vor der wir seit
       +Snowden warnen müssen: Es wird nur noch schlimmer.  M: Das hört
       +sich doch sehr fatalistisch an, in dem Sinne dass das Web verloren
       +ist und es nicht besser werden kann. Ist diese Aussicht wirklich
       +so düster?  C: Es wird komplizierter und es wird undurchsichtiger.
       +Ich kann das nicht anders sehen. Das ist die Entwicklung seit
       +mindestens 20 Jahren. Aber wir habe nur noch 2 browser. Das ist
       +auch so ein Beispiel; Bei gopher kann ich ein Klienten, also ein
       +Zugriffsprogramm in 5 Minuten programmieren, in fast jeder
       +Programmiersprache. Bei web browser sind 3 Stück übrig geblieben,
       +weil es niemand in seiner Lebenszeit mehr schafft  einen eigenen
       +web browser zu schreiben, das ist unmöglich bei diesen vielen
       +standards.  M: Muss denn jeder alles immer wieder von Null aufbauen?
       +Müssen wir immer wieder das Rad neu erfinden? Ist es nicht auch
       +eine Möglichkeit, sozusagen auf den Schulten von Riesen zu stehen,
       +durch die wir großes erreichen können? Sonst würden wir ja immer
       +noch versuchen mit einfachsten Werkzeugen, die Probleme, die
       +eigentlich schon gelöst waren immer wieder neu zu lösen.  C: Aber
       +das ist wieder das Argument von vorhin, wieso gopher nie die
       +Weltherrschaft übernehmen wird. Weil die Welt zu groß ist. Wir haben
       +einen Vorschlag, wie man es einfacher machen kann. Der wird manchmal
       +übernommen, manchmal nicht. Aber es geht darum, die Idee zu verbreiten:
       +Es geht einfacher! Es gibt genug da draußen einfache webseiten zu
       +machen, aber dieses absolute wir nie mehr klappen, dieses 'wir
       +machen alles gleich', weil das geht gar nicht. Aber da ist das
       +Gegenstück webbrowser: Wenn wir jetzt alle denselben webbrowser
       +verwenden, haben wir auch alle diesselbe Sicherheitslücke. Und genau
       +darum geht es: Bei Linux kann jeder sein eigenes System bauen und
       +dadurch ist man unabhängig. Das ist natürliche Selektion, wenn wir
       +alle gleich sind wird uns der gleiche Virus alle umbringen.  M: Ihr
       +sagt ganz klar: Wir müssen das ausprobieren, wir müssen für eine
       +Vielfalt sorgen, wir müssen gucken, daß wir das wieder so gestalten,
       +wie wir das als Benutzer haben wollen und nicht unbedingt, wie große
       +Konzerne gerne webseite gestaltet haben wollen oder unsere Kommunikation
       +gestaltet sehen wollen.  C: Die Konzerne können ja machen was sie
       +wollen, aber wenn sie sehen, dass die Leute unsere Sachen benutzen
       +weil sie Spass haben... Wie gerade bei Microsoft, die schwenken
       +gerade zu Linux um, weil Linux Spass macht und sie finden keine
       +Entwickler mehr, die Microsoft können. Deswegen implementiert gerade
       +Microsoft Linux als Subsystem und portiert Linux software. Weil es
       +niemanden gibt, der diese langweilige, schlecht zu benutzende
       +Microsoft Sache benutzen will.  M: Ist das wirklich so? Ich hab
       +schon den Eindruck, daß im Industriebereich viel Software nur auf
       +Windows läuft, da gibt es keine Linux Implementierungen. Im
       +Gamerbereich, wenn wir an Computerspiele denken ist nach wie vor
       +die x68 Platform mit Windows das Werkzeug der Wahl. Auf anderen
       +Platformen, sieht es mit Spielen dann teilweise sehr dünn aus.  C:
       +Das kommt auf den Blickwinkel an! Linux hat gewonnen, ganz einfach!
       +M: *lacht* C: Das Mobiltelefon: 90% ist Linux, es gibt ganze
       +Generationen in Afrika, die nur Handys benutzen. Das ist deren
       +einziges 'Desktop' Betriebssystem, mehr haben die nicht. Das sind
       +also alles Linux Nutzer. Industrie und Kommerzanwendungen sind
       +Nischen und die ändern sich ganz langsam, in 20-30 Jahren vielleicht.
       +Und genau darum geht es: Jetzt haben wir die Möglichkeit, wo es
       +keine Microsoftentwickler mehr gibt, die das auch mit Herz werden
       +wollen, es geht ja immer nur ums Herzblut, da haben wir Leute, die
       +alle auf Linux umschwenken. Microsoft macht docker, Microsoft will
       +selbst Linux abbilder in deren cloud bereitstellen. Linux hat
       +gewonnen.  M: Du hast gesagt in manchen Ländern ist der desktop gar
       +nicht mehr so entscheidend, entscheidender ist das smartphone, so
       +ein Taschencomputer mit Telefonfunktion, stärker verbreitet. Siehst
       +du, daß das auch bei uns so kommen wir. Wird hier der laptop oder
       +auch der desktop PC eher durchs smartphone verdrängt?  C: Das kann
       +ich ganz einfach sagen: Gestern war hier Dorffest bei uns und die
       +ganzen jungen Damen bei uns saßen auf einer Bank und haben mit ihrem
       +Handy gespielt.  M: Okay...  C: Also das ist ein Zeichen!  M: Ich
       +sehe, du siehst ganz klar die Situation vor Dir.. Wie ist denn jetzt
       +bei Eurem Projekt gopher Einsatz, IRC, andere soziale Netzwerke.
       +Wie ist denn da die Verbreitung. Seht ihr, dass das auch international
       +wahrgenommen wird? Oder ist das jetzt auch eher so ein bischen ein
       +Feld, in dem sich Leute aus den Industrienationen versuchen. Wie
       +ist da so euer Eindruck?  C: Das amerikanische, wo die ganzen älteren
       +Herren sind, die sich früher damit beschäftigt haben, aber es hat
       +auch eine große Verbreitung in Europa, ich habe gestern eine Karte
       +gesehen, wo die ganzen gopher server drauf waren: In Afrika waren
       +3, Japan hatte ein paar Punkte, Asien... die sind verteilt, es gibt
       +überall Interessenten. Ich kenne bei bitreich 2 Interessenten aus
       +Argentinien zum Beispiel. Wir sind international, das geht ja nicht
       +anders, wir müssen englisch reden, wir sind zu klein.  M: Gibt es
       +da auch verfügbare clients auf smartphones um direkt auf gopher
       +zuzugreifen?  C: Proxies sind die erste Lösung und das zweite ist
       +'overbite', wie überbiss, von Cameron Kaiser, ein amerikanischer
       +Entwickler. Er hat hier verschiedene Lösungen gebaut für firefox
       +und chromium. Das kann man über den webbrowser finden. Es gibt auch
       +grafische clients, die muss man aber selber kompilieren und das ist
       +nicht für den Einstieg geeignet. Das ist dann aber wieder dasselbe
       +wie am Desktop: Die Fortgeschrittenen Benutzer am Telefon haben
       +ihre Kommandozeile, wo jeden kommandozeilenklienten , es ist ja
       +linux, laufen lassen können. Dann hab ich das alles schon und die,
       +die aufs web spezialisiert sind, gehen auf ein proxy und haben damit
       +die Transparenz. Für jeden ist eine Möglichkeit für den Zugriff
       +vorhanden, die Kompatibilität ist gewahrt.  M: Ich habt jetzt
       +demnächst Euer treffen, wo ihr Euch austauschen werdet, neue Ideen,
       +neue Konzepte. Die Sachen kann man bestimmt auch nachlesen und
       +nachhören, wenn man selber nicht teilnehmen kann. Also dass man
       +sich nachher auch noch einen Überblick verschaffen kann. Oder?  C:
       +Ja es gibt Aufzeichnungen. Die Textfolien und die aufzeichnungen
       +wird verfügbar sein.  M: Ja verfügbar sein ist das richtige Stichwort.
       +Ihr wisst ja auch, alle unsere Sendungen ABS Magazin könnt ihr auch
       +auf unserer webseite nachhören: absmagazin.de Da kann man dann immer
       +nochmal nachhören, wie das funktioniert hat. Außerdem gibt es dort
       +auch die Sendungsnotizen, die show notes, wo wir all die links, die
       +wir heute angesprochen haben auch noch mal bereitstellen, dass ihr
       +euch auch noch einmal schlau machen könnt. Ja, das war das ABS
       +Magazin für diese Woche. Ihr seht es gibt viele Möglichkeiten und
       +manche kann man davon auch sehr einfach selber nutzen, um unsere
       +Informationskanäle auch so zu gestalten, wie wir das auch selber
       +wollen. Schön, daß ihr dabei wart, schön, daß ihr zugehört habt!
       +Wir hören uns wieder nächste Woche um 16 Uhr bei radio-x, 91,8MHz
       +eurem frankfurter Bürgerradio. Also bis dann!