# taz.de -- Peres-Auftritt im Parlament: Linkspartei zofft sich wegen Israel
       
       > Nach Shimon Peres' Rede im Bundestag erhoben sich sämtliche Anwesenden.
       > Nur Sahra Wagenknecht und Christine Buchholz blieben sitzen. Jetzt hagelt
       > es Kritik an ihnen.
       
 (IMG) Bild: Wollte nach der Peres-Rede im Bundestag nicht aufstehen: Sahra Wagenknecht.
       
       BERLIN taz | In der Linkspartei gibt es Streit um die Haltung zu Israel und
       das Gedenken an den Holocaust. Am vergangenen Mittwoch redete Schimon
       Peres, der israelische Staatspräsident, anlässlich des 65. Jahrestages der
       Befreiung von Auschwitz im Bundestag. Peres Großvater wurde von den Nazis
       ermordet. Nach seiner Ansprache erhoben sich die Parlamentarier - doch die
       Linksparteipolitikerinnen Sahra Wagenknecht und Christine Buchholz blieben
       demonstrativ sitzen.
       
       Solche Verweigerungsgesten sind im parlamentarischen Raum am
       Auschwitz-Gedenktag bislang nur von der NPD bekannt. Wagenknecht ist
       Wortführerin der Kommunistischen Plattform und will im Mai zur Vizechefin
       der Linkspartei gewählt werden. Buchholz kommt aus dem trotzkistischen
       Marx21-Umfeld.
       
       Wagenknecht veröffentlichte am Montag eine Erklärung, in der sie ihr
       Verhalten rechtfertigt. "Zum Gedenken an die Opfer des Holocausts" sei sie
       im Bundestag selbstverständlich aufgestanden - nach Peres Rede allerdings
       nicht, weil sie "einem Staatsmann, der selbst für Krieg mitverantwortlich
       ist, einen solchen Respekt nicht zollen kann". Wagenknecht weiter: "Mein
       Verhalten bedeutet in keinster Weise, dass ich dem Anlass der Rede, dem
       Gedenken an das von Deutschen verübte Verbrechen des Holocausts, den
       Respekt versage. Vor den Opfern der Schoa verneige ich mich in tiefer
       Demut."
       
       Ähnlich will, laut einer Mitarbeiterin, auch Buchholz ihr Verhalten
       verstanden wissen, die derzeit im Ausland ist. Von Sevim Dagdelen, deren
       Name auch genannt wurde, war keine Stellungnahme zu erhalten. Auch sie ist
       derzeit im Ausland. Heike Hänsel, der in der FAS vorgeworfen wurde, nach
       Peres Rede sitzengeblieben zu sein, bezeichnete dies als Falschmeldung. Sie
       war am Mittwoch nicht im Plenum.
       
       Klaus Lederer, Landeschef der Linkspartei in Berlin, kritisiert Wagenknecht
       und Buchholz scharf. Der taz sagte er: "Wenn der Staatspräsident Israels am
       27. Januar im Bundestag redet, dann ist es absolut inakzeptabel, ihm die
       Ehre zu verweigern." Dies sei, unabhängig davon, was man von der konkreten
       Politik Israels hält, "politisch kleingeistig".
       
       Der Linkspartei-Abgeordnete Michael Leutert bekundete, er halte Wagenknecht
       als Vizeparteichefin für ungeeignet. Dieses Verhalten, so Leutert zur taz,
       war "einfach nur peinlich".
       
       2 Feb 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
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