# taz.de -- Fußball-Krawalle in Kairo: 19 Tote vor dem Anpfiff
       
       > Als Fans versuchen, ohne Tickets in ein Stadion zu gelangen, schießt die
       > Polizei mit Tränengas – es kommt zur Massenpanik. Das Spiel findet
       > trotzdem statt.
       
 (IMG) Bild: Zamalek-Fan vor einem brennenden Polizeiauto vor dem Stadion.
       
       KAIRO afp | Bei Zusammenstößen zwischen Fußballfans und der Polizei sind in
       der ägyptischen Hauptstadt Kairo nach offiziellen Angaben 19 Menschen
       getötet worden. „Die Menschen haben sich gegenseitig totgetrampelt, einige
       Opfer erlitten Genickbrüche“, sagte der Leiter der ägyptischen
       Rettungsdienste, Chaled al-Chatib, am Montag.
       
       Es seien auch 25 Menschen verletzt worden. Wegen des Vorfalls setzte die
       Regierung die Spiele der ersten Liga um die ägyptische Meisterschaft auf
       unbestimmte Zeit aus.
       
       Die Staatsanwaltschaft erklärte in ihrer Mitteilung, sie habe eine
       Untersuchung der Krawalle angeordnet, bei denen drei Polizeiwagen in Brand
       gesteckt worden seien. „Die Polizei feuerte Tränengas auf eine große Zahl
       Fans, die auf einem sehr engen Raum waren“, sagte Augenzeuge Mostafa
       Ibrahim. „Die Menschen trampelten übereinander, um sich in Sicherheit zu
       bringen.“ Nach Angaben von anderen Zeugen feuerten die Sicherheitskräfte
       auch mit Schrot.
       
       Bei den Opfern seien aber keine Spuren von Schrot oder scharfer Munition
       gefunden worden, sagte Rettungskräftechef Al-Chatib. Die Staatsanwaltschaft
       ordnete eine Untersuchung an. Das Innenministerium hatte zunächst 22
       Todesopfer gemeldet, senkte die Zahl dann auf 19.
       
       ## Einmal nicht vor leeren Rängen
       
       Das Spiel Samalek gegen Enbi wurde vor Publikum ausgetragen und nicht vor
       leeren Rängen, wie es nach blutigen Ausschreitungen in einem Stadion in
       Port-Said vor drei Jahren landesweit üblich geworden war. Das
       Innenministerium hatte die Zuschauerzahl allerdings auf 10.000 Menschen
       beschränkt und die Eintrittskarten waren rasch ausverkauft. Tausende Fans
       kletterten daher auf die Mauern des Stadions, bevor die Polizei sie
       auseinandertrieb. Viele erlitten Knochenbrüche oder Prellungen, wie das
       Gesundheitsministerium laut Mena mitteilte. Laut Polizei waren es
       Mitglieder der radikalen Fangruppe Ultra White Knights, die versuchten,
       ohne Tickets ins Stadion zu kommen.
       
       Das Spiel begann mit einer halben Stunde Verspätung. Dass es trotz der
       Gewalt nicht abgesagt wurde, erzürnte viele Fans zusätzlich.
       
       Vor der Leichenhalle, in die die Todesopfer gebracht wurden, versammelten
       sich viele Menschen auf der Suche nach Angehörigen. „Die jungen Leute
       sollen dieses Land aufbauen und die Polizei tötet sie“, rief ein Mann.
       Andere lieferten sich Handgemenge mit dem Sicherheitspersonal der
       Leichenhalle, das ihnen den Zutritt verwehrte. Später wurde ein Computer
       vor das Gebäude gestellt, auf dem sich die Angehörigen Bilder der Toten
       ansehen konnten.
       
       Als Konsequenz aus der Gewalt setzte die Regierung die Spiele der ersten
       Liga um die Meisterschaft aus. Wie lange dies gelte, werde später
       entschieden, teilte das Büro von Ministerpräsident Ibrahim Mahlab mit.
       
       Im Februar 2012 waren nach einem Spiel in Port-Said des lokalen Clubs
       Al-Masri gegen den Kairoer Verein Al-Ahli Krawalle ausgebrochen, bei denen
       74 Menschen starben und hunderte weitere verletzt wurden. Seitdem begrenzte
       das Innenministerium die Zuschauerzahl bei Fußballspielen.
       
       Dieser Artikel wurde um 12.20 Uhr aktualisiert.
       
       9 Feb 2015
       
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