# taz.de -- Erneut Gefechte in der Ukraine: Unterschiedliche Friedensangebote
       
       > Bei den Gefechten in der Ostukraine soll ein Krankenhaus getroffen worden
       > sein. Die Ukraine fordert von Russland eine Unterzeichnung des Minsker
       > Abkommens.
       
 (IMG) Bild: Die Kämpfe in der Ostukraine nehmen wieder zu. In Kiew gedenken Menschen der Opfer.
       
       DONEZK/KIEW/MOSKAU dpa/afp | In der Ostukraine sind bei neuen Kämpfen
       innerhalb von 24 Stunden mindestens 23 Menschen getötet und mehr als 150
       verletzt worden, darunter wohl auch Zivilisten. Die Behörden in der
       Separatistenhochburg Donezk sprachen am Montag von den heftigsten Gefechten
       seit Wochen. Die Separatisten und die ukrainische Regierungsarmee hatten
       sich in den vergangenen Tagen heftige Kämpfe um den Flughafen von Donezk
       geliefert.
       
       Die prorussischen Separatisten warfen den Regierungstruppen vor, mit
       Panzern und schwerer Artillerie zu schießen. Mehrere Stadtteile von Donezk
       seien unter Beschuss, darunter auch Bereiche des Stadtzentrums, teilten die
       Aufständischen mit. Separatistenführer Alexander Sachartschenko sah darin
       den „Versuch Kiews, den Krieg wieder voll zu entfesseln“.
       
       Armeesprecher Andrej Lyssenko zufolge starben bei Schusswechseln mindestens
       drei Soldaten. Etwa 66 Angehörige des Militärs wurden verletzt. Die
       prorussischen Aufständischen sprachen von 8 Toten und 33 Verwundeten in
       ihren Reihen. Sie machten die prowestliche Führung in Kiew für die
       Gewaltexzesse verantwortlich.
       
       Im Zuge der Gefechte soll auch eine Rakete in ein Krankenhaus im Zentrum
       der umkämpften ostukrainischen Stadt Donezk eingeschlagen sein. Das
       berichteten Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP vor Ort am Montag.
       Nach Angaben des prorussischen Separatisten in Donezk wurden fünf Patienten
       und ein Mediziner verletzt.
       
       ## Unterzeichnung des Minkser Abkommens
       
       Mit dem drohenden endgültigen Zusammenbruch der Waffenruhe im Osten der
       Ukraine haben Kiew und Moskau jeweils eigene diplomatische Anläufe zu einer
       eventuellen friedlichen Regelung genommen. Russlands Präsident Wladimir
       Putin unterbreitete seinem ukrainischen Kollegen Petro Poroschenko einen
       Friedensvorschlag, der jedoch nach russischen Angaben vom Sonntagabend
       umgehend abgelehnt wurde. Nach Angaben der Agentur Itar-Tass hatte Putin
       den Konfliktparteien unter anderem vorgeschlagen, „dringende Schritte“ zur
       Feuereinstellung ergreifen.
       
       Am späten Sonntagabend wiederum schlug das ukrainische Außenministerium der
       russischen Führung vor, das seit September geltende sogenannte Minsker
       Abkommen zur Beilegung des Konflikts zu unterzeichnen – dann könnten schon
       am Montag die Waffen schweigen. Zuvor hatte Kiews Außenminister Pawel
       Klimkin „echte Perspektiven“ für eventuelle Friedensgespräche gefordert.
       
       Die im Herbst zwischen den Konfliktparteien getroffene Vereinbarung sieht
       eine Waffenruhe, den Abzug schwerer Waffen sowie die Entflechtung der
       Truppen in vorderster Linie vor. Moskau hat das Minsker Abkommen nicht
       unterzeichnet, da sich Russland in dem Bürgerkrieg nicht als Konfliktpartei
       betrachtet.
       
       In Brüssel kommen am Montag die Außenminister der 28 EU-Staaten zu
       Beratungen zusammen, unter anderem über den Ukraine-Konflikt und in diesem
       Zusammenhang vor allem der Umgang mit der Politik Moskaus. In den kommenden
       Monaten laufen zeitlich befristete EU-Sanktionen gegen Russland ab.
       
       Der Chef des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, Elmar Brok (CDU),
       warnte davor, Russland zu früh entgegenzukommen. „Wir dürfen jetzt nicht
       einseitig zu business as usual zurückkehren“, sagte er am Montag der Welt.
       Moskau müsse erst die Vereinbarungen aus dem Minsker Abkommen erfüllen und
       die Verletzung des Völkerrechts rückgängig machen. „Russland muss die
       Voraussetzungen für solche Gespräche durch eine Verhaltensänderung
       schaffen.“
       
       Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich am Sonntag besorgt über
       die Gewalt und forderte ein sofortiges Ende der Gefechte. Der
       UN-Sicherheitsrat will am Mittwoch erneut über den Konflikt im Osten der
       Ukraine beraten. Bei den Kämpfen wurden seit April vergangenen Jahres mehr
       als 4800 Menschen getötet. Bei der schlimmsten humanitären Krise in Europa
       seit den Balkankriegen in den 90er Jahren wurden zudem hunderttausende
       Menschen vertrieben.
       
       19 Jan 2015
       
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