# taz.de -- Inselstaaten im Klimawandel: Gefahr von allen Seiten
       
       > Sturmfluten und der steigende Meeresspiegel werden kleine Inselstaaten
       > verschwinden lassen. Doch manche Schäden sind auch hausgemacht.
       
 (IMG) Bild: Dem Untergang geweiht: Tarawa, Teil von Kiribati, hier auf einem Foto von 1978
       
       BERLIN taz | Im Mai verlor Ioane Teitiota seinen Prozess vor dem Obersten
       Asylgericht in Neuseeland: Das Land erkennt den 37 Jahre alten Staatsbürger
       von Kiribati nicht als Klimaflüchtling an. Teitiota hatte Asyl gefordert,
       weil er in seiner Heimat wegen des steigenden Meeresspiegels keine Zukunft
       für sich sah.
       
       Sein Präsident sieht das ähnlich. Ende Juni kaufte Anote Tong nach
       Medienberichten auf den Fidschi-Inseln, 2.000 Kilometer entfernt, ein
       Gelände von 20 Quadratkilometern für 8,7 Millionen Dollar. Für Tong eine
       letzte Rückzugsmöglichkeit für seine 110.000 Bürger, die auf 33 kleinen
       Inseln im Südpazifik leben. Auch die Malediven haben deshalb in Australien
       Land gekauft.
       
       Im Klimawandel werden einige kleine Inselstaaten verschwinden. Selbst wenn
       sie nicht untergehen, werden die Lebensumstände dort so schwierig, dass
       eine permanente Besiedlung unmöglich wird. Das lässt sich aus den
       wissenschaftlichen Fakten herauslesen, die der UN-Klimarat IPCC
       zusammengetragen hat.
       
       Demnach leiden die Staaten vor allem unter dem steigenden Meeresspiegel.
       Durch die Erwärmung des Wassers und verstärkte Eisschmelze steigen die
       Pegel weltweit inzwischen um etwa 3 Millimeter pro Jahr, im Indischen Ozean
       und der Südsee dagegen teilweise um das Vierfache – um 12 Millimeter. Das
       hat vor allem natürliche Ursachen wie zyklische Erwärmung des Meerwassers,
       die vom Klimawandel verstärkt werden.
       
       ## Überflutungen versalzen Felder und Süßwasserquellen
       
       Die Folgen für die Inseln sind dramatisch, schreiben die UN-Experten.
       „Extreme Wetterereignisse, die auf den steigenden Meeresspiegel treffen,
       sind die Hauptursache dafür, dass die Bewohnbarkeit tief liegender Inseln
       bedroht ist“, heißt es in dem Bericht. Sturmfluten laufen höher auf und
       bedrohen die Küsten. Überflutungen versalzen Felder und Süßwasserquellen.
       Erosion knabbert an den Küsten. Krankheiten wie Malaria oder Denguefieber
       breiten sich weiter aus. Der Tourismus als Einnahmequelle leidet unter
       zerstörten Stränden und sterbenden Korallenriffen.
       
       Doch die Probleme kommen nicht nur von außen. Laut UN-Bericht senkt sich
       etwa auf Vanuatu aus tektonischen Gründen der Boden ab. Auf den Komoren
       zerstört der Bergbau den Strand der Inseln, auf den Fidschi-Inseln sind
       Zehntausende von Menschen von Überschwemmungen bedroht, weil sie in tief
       liegenden Gebieten siedeln und nicht mehr wie früher im Landesinneren
       wohnen. Straßen, Hotels und Firmen liegen deshalb näher am Wasser, als es
       in Zeiten des Klimawandels klug wäre. Überbevölkerung führt zu informellen
       Siedlungen, die anfällig sind.
       
       Anders als oft berichtet, finden die UN-Experten bisher aber keine Hinweise
       auf umfangreiche politische Planungen für Umsiedlungen der Bevölkerung. Die
       Befürchtungen über Hunderttausende Klimaflüchtlinge halten sie für nicht
       belegt. Konkret diskutieren Juristen allerdings schon, welche Rechte ein
       untergegangener Staat noch hat. Bisher gilt: wenn eine Insel nicht
       permanent bewohnt ist, kann sie auch nicht über Bodenschätze oder
       Fischereirechte verfügen.
       
       25 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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