# taz.de -- A-Z Paderborn: Tiefschwarze Exorzisten
       
       > Der SC Paderborn führt nach vier Spieltagen die Liga an. Zeit, einen
       > Blick auf die südostwestfälische Stadt zu werfen. Das Ergebnis ist
       > deprimierend.
       
 (IMG) Bild: Die Gebeine des hl. Libori werden durch die Stadt getragen: Auch beim Feste-Feiern versteht der Paderborner keinen Spaß
       
       A wie Autobahn. War immer dazu da, Paderborn zu umfahren. Ist jetzt aber
       anders. Wegen Fußball und so.
       
       B wie Bier. Paderborner Pils – an Autobahn-Raststätten verdammt und
       vergöttert. Ist angeblich noch schlechter als das in der Hauptstadt in
       gewissen Kreisen beliebte Sternburg. Wird zumeist aus Dosen getrunken.
       
       C wie Coach. Heißt André Breitenreiter. Passt nach Ostwestfalen, weil er
       Dinge sagt wie: „Ich bin sehr emotional, aber auch sehr sachlich.“ Ein
       Dialektiker. Geboren in Hannover. Noch so ein Problemfall.
       
       D wie Design. Das Stadion schaut aus wie eine sehr große Wellblechhütte.
       Soll heißen: Die Arena sieht dem angrenzenden Möbelhaus zum Verwechseln
       ähnlich.
       
       E wie Exorzismus. Im schwarzen, erzkatholischen Paderborn hat es in diesem
       Jahrtausend – kein Scherz – drei Teufelsaustreibungen gegeben, also
       mindestens. Es habe sich um „seelisch höchst notleidende Menschen“
       gehandelt, die im Rahmen einer „Liturgie der Befreiung“ behandelt wurden,
       sagt die Kirche. Zwei Teufel wurden vertrieben, der dritte wollte nicht so
       recht. Am Dienstag gehts zu den Bayern.
       
       F wie Finke, Wilfried. Der Möbelzar ist Großmäzen des SC Paderborn. Aktuell
       laufen die „Stressless-Aktionswochen“.
       
       G wie Guinness. Wurde in und um Paderborn gern getrunken, wegen der
       Rheinarmee, also der britischen Kommissköppe, die in Deutschland Dienst
       schieben mussten. Deswegen waren Polo, Rugby und Golf lange Zeit beliebter
       als Fußball.
       
       H wie Hermann-Löns-Stadion. Da spielte der SC bis 2008. Highlight ist die
       Oberleitung, die quer übers Stadion verläuft. Sorgt für eine knisternde
       Atmosphäre.
       
       I wie interessant. Paterboärn, so wird es wohl richtig ausgesprochen, steht
       auf Mergelkalkstein und hat sieben Stadtbezirke. Paderborn ist die größte
       Stadt Deutschlands, in deren Stadtrat die Linken nicht vertreten sind.
       
       J wie Jungens, lustige. Zwei Paderborner hat es doch tatsächlich auf die
       Kabarettbühne verschlagen. Rüdiger Hoffmann („Ja, hallo erst mal“) und
       Erwin Grösche (Nudel-Perkussionist).
       
       K wie Koç, Süleyman. Der Berliner war mal wegen Räuberei im Knast und
       spielt jetzt im Oberhaus. Was für eine Geschichte!
       
       L wie Libori. Hat nichts mit Libero zu tun. Ist das große Volksfest, bei
       dem auch die Gebeine eines Heiligen durch die Stadt getragen werden. Danach
       ist dann Rummel.
       
       M wie Motto der Paderborner: „Man schaut staunend auf die Welt, muss sie
       aber nicht selbst kennen lernen.“
       
       N wie Naturstein am Paderborner Dom. Wer des Dreihasenfensters ansichtig
       wird, weiß: in Paderborn setzte man schon im Spätmittelalter (Gotik) auf
       Gentechnik, sodass die Erfolge der Fußballer wenig zu überraschen vermögen.
       Nicht umsonst heißt es: „Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder
       Hase zwei.“
       
       O wie Ostwestfalen. Genau genommen liegt Paderborn in Südostwestfalen. Also
       von Südnordwestberlin aus gesehen.
       
       P wie Priesterseminar. So der Präfekt des Leo-Konvikts will und man selber
       „Freude an Gott und der Kirche“ hat, kann's losgehen. Kutten gibts nicht
       nur im Stadion.
       
       Q wie Queen. Die englische Königin war auch mal in der Nähe von Paderborn,
       im Jahre 1977 beim Besuch der britischen Armisten.
       
       R wie Reim. 1993 sangen die „Abstürzenden Brieftauben“ über
       Pa-Pa-Paderborn: „Dort hab ich mein Herz verlorn / Rheda-Wiedenbrück, dahin
       will ich nie zurück“ usw.
       
       S wie Selbsterkenntnis. Deswegen der Spruch: „Gott sprach: Es werde Licht,
       nur an zwei Orten blieb es finster, das waren Paderborn und Münster.“
       
       T wie TuS Schloß Neuhaus. War eigentlich immer der bessere Fußballverein in
       Paderborn, spielte in der Saison 1982/83 in Liga zwo. Jetzt nicht mehr.
       Weil: Gibts nicht mehr (ab 1997 SC Paderborn 07).
       
       U wie Umland. Nächste größere Städte: Alfen, Bentfeld und Etteln.
       
       V wie Volleyball. War lange Zeit der Sport in der Stadt an der Pader.
       Zwischen 1979 und 1985 sechsmal deutscher Vizemeister. Der VBC 69 Paderborn
       spielt jetzt nur noch in der Regionalliga.
       
       W wie Warnung. Vereinsboss Finke: „Die größten Fehler macht man, wenn es
       einem gut geht.“ Also aufgepasst!
       
       X wie X-Games. Haben nie in Paderborn stattgefunden. Und werden es auch
       nicht. Aber man hat ja jetzt den SC. Yippie!
       
       Y wie Ypsilon. Wird auch in Paderborn benutzt. Heißt es.
       
       Z wie Zufall. Dass der SC Paderborn ganz oben spielt, das kann doch nur ein
       Zufall sein, dachten viele vor der Saison. Aber jetzt rollt der „krasseste
       Außenseiter in der Bundesliga-Geschichte“ (Trainer Breitenreiter) das Feld
       von hinten auf. Das kann kein Zufall sein.
       
       Mitarbeit: Gerald Mander
       
       22 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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